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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sorgte dafür, daß sie sich wieder in der Realität zurechtfinden konnte, was gar nicht so einfach war.
    Helen stellte sich hin.
    Für sie war es wie das Stehen eines kleinen Kindes, das erst noch richtig laufen lernen mußte. Ihre Beine zitterten, die Muskeln und Sehnen waren angespannt, und der gesamte Garten schwankte vor ihren Augen wie ein Schiff auf hoher See.
    Sie starrte dorthin, wo das Mädchen gestanden hatte. Es war weg, aber es hatte etwas hinterlassen.
    Keinen Kopf, auch kein Blut, sondern den kopflosen Körper der kleinen Puppe.
    Es war also wirklich so gewesen Kein Traum. Verrückt. Ich habe es erlebt! Die Gedancen schössen durch Helens Kopf. Mit einem Taschentuch tupfte sie das Blut von ihren Wangen. Sie ging dorthin, wo das Mädchen gestanden hatte und bückte sich zu der Puppe hinunter.
    Dabei fiel ihr Blick auf die Rinde.
    Helen zuckte zusammen. Sehr deutlich war die Einkerbung im Stamm zu sehen, weil die Schneide die Haut des Baumes genau an dieser Stelle erwischt hatte.
    Wieder ein Beweis mehr, daß sich Helen die schaurigen Vorgänge nicht eingebildet hatte.
    Sie hob die Puppe hoch. Der kopflose Körper kam ihr plötzlich vor, als wäre er von Leben erfüllt. Sie mußte schlucken. Allein die Berührung der Puppe hatte sie wieder an Cynthia denken lassen. Wo steckte sie jetzt?
    War sie tatsächlich völlig tot? Hatte es dieser verfluchte Henker geschafft, oder würde sie noch einmal zurückkehren, um das zu holen, was sie vergessen hatte?
    Helen schaute in das Gesicht der Puppe. Darin regte sich nichts. Kein Lächeln, kein Blinzeln, kein Funken Hoffnung für sie oder auch für das Kind.
    Die zweigeteilte Puppe hatte auf dem Tisch gelegen. Der Körper neben dem Kopf, und diesen Platz nahm sie auch wieder ein. Falls Cynthia zurückkehrte, sollte sie sofort erkennen können, daß sich auch nichts verändert hatte.
    Bisher hatte sich Helen McBain gut gehalten, und darüber wunderte sie sich selbst. Urplötzlich aber merkte sie, wie sehr sie doch Mensch war.
    Da gaben ihre Knie nach, der Garten drehte sich vor ihren Augen, und sie war froh, einen Stuhl in der Nähe zu haben, in den sie sich setzen konnte.
    Schwer fiel sie hinein. Die Ellenbogen der angewinkelten Arme prallten gegen die Lehnen. Helens Blick war ins Leere gerichtet. Hätte sie sich selbst im Spiegel sehen können, dann hätte sie sich wahrscheinlich über ihre eigenen Augen gewundert, denn sie sahen aus wie die einer fremden Person.
    Sie nahm sich vor, an etwas zu denken, aber das schaffte sie nicht.
    Immer wieder vertrieb die aufsteigende Angst ihre eigenen Gedanken, und sie wunderte sich zudem im nachhinein darüber, daß man sie noch am Leben gelassen hatte. Der Henker hätte auch sie töten können.
    Dann lägen jetzt ihr Kopf und ihr Körper verstreut im Garten.
    Helen schauderte, als ihr diese Gedanken kamen. Sie beugte sich vor, hob die Arme an und preßte beide Hände vor ihr Gesicht. Nichts sehen, nichts hören, auch nicht denken, einfach nur dasitzen, bis jemand kam, der sie aus diesem Loch hervorholte.
    Irgendwann kam ihr auch der Gedanke an ihren Mann. Er war mit den beiden Besuchern weggefahren und mußte unbedingt zurückkehren.
    Helen fiel ein, daß sie ihren Mann über das Autotelefon würde erreichen können. Es war jetzt das Wichtigste, was sie tun konnte.
    Da hörte sie den Wagen.
    Er fuhr vor dem Haus an. Schon am Klang des Motors war für sie zu erkennen, daß es nicht Garry war, der da zurückkehrte. Es mußte ein anderer Besucher sein.
    Der Motor war schon erstorben, als sie sich endlich erhob. Wer immer auch gekommen war, er stand an der Haustür, und Helen hörte das Geräusch der Klingel.
    Sie ging langsam durch den Garten. Als der Mann zum drittenmal geschellt hatte, da hatte auch Helen McBain den Garten verlassen und stand vor dem Haus. Sie sah einen hellen Lieferwagen mit der knallroten Aufschrift Party Service. Die Schrift tanzte auf einem Tablett, das von einem Stichmännchen gehalten wurde.
    »Sie wollen zu uns?«
    Der Mann an der Tür dreht sich um. Er trug einen weißen Kittel. Dadurch hob sich sein rostroter Vollbart noch deutlicher ab. »Ich bin doch bei den McBains – oder?«
    »Ja.«
    »Startet denn hier die große Grillfete?«
    »Nein, im Wald, an der Grillhütte.«
    Ein Kollege, der aus dem offenen Seitenfenster schaute, rief: »Aber man hat uns diese Anschrift gegeben.«
    »Ja, das ist richtig«, erwiderte Helen McBain müde und schaute dabei nach rechts.
    Auf dem Weg rollte der dunkle Wagen

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