Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
den Mann aus der Reserve locken können, und zwar indem ich mich ihm als Köder in den entsprechenden Kontaktbörsen anbiete. Wenn er dann anbeißt, schnappen wir ihn uns, noch bevor er merkt, dass er in Wahrheit eine Kröte geschluckt hat.«
»Und wie stellen Sie sich das praktisch vor, Frau Greve?«, fragte Günther Sibelius. »Wie wollen Sie allein schon einmal sicherstellen, dass der Täter auf Sie anspringt und Kontakt zu Ihnen aufnimmt?«
»Nun ja«, kam der Kriminalpsychologe Joachim Mettmann Anna zu Hilfe. »Wir haben durch die Mails ja so eine Art Psychogramm des Mörders erhalten. Wenn wir das nun analysieren und herausfinden, was den Mann anspricht, können wir gemeinsam auch eine Strategie für die Kollegin Greve entwickeln. Außerdem ist Anna genau wie
Frau Jacobsen, Frau Bloch und Frau Meinhardt ein zierlicher, dunkelhaariger Typ. Ich denke schon, dass es dem Kollegen Hellweg gelingt, eines von Frau Greves Fotos so zu verändern, dass es in das bisherige Opferschema des Täters passt.«
»In Ordnung«, nickte Günther Sibelius, »dann gehen wir so vor. Bereiten Sie mit Hilfe von Herrn Mettmann alles Nötige für eine Kontaktaufnahme vor, aber seien Sie um Gottes willen vorsichtig, Frau Greve. Ich will keine Alleingänge von Ihnen, haben wir uns verstanden?«
Anna nickte.
»Und wie sieht es bei Ihnen aus, Doktor?«
»Die Obduktion hat ergeben, dass Frau Meinhardt im Unterschied zu Monika Jacobsen nicht erwürgt wurde, sondern verblutet ist. Und ich bin mir sicher, dass die Metallrückstände, die wir in ihrer Scheide und im Rektum gefunden haben, die gleichen sein werden wie bei Frau Jacobsen und Frau Bloch. Die endgültige metallurgische Analyse wird uns aber erst morgen im Laufe des Tages vorliegen. Diesmal hat der Täter allerdings einen Fehler gemacht, denn er hat seine DNS an der Leiche zurückgelassen. Sie erinnern sich an die am Fundort vorgefundenen Wassermelonenstücke? Rückstände derselben Frucht haben wir auch auf Frau Meinhardts Bauch, im Genitalbereich und an ihren Beinen gefunden. Was immer der Mann mit der armen Frau veranstaltet hat, an den Innenseiten ihrer Schenkel haben wir große Mengen des klebrigen Saftes und auch Speichelreste des Täters gefunden. Scheint, als hätte er den Melonensaft von ihren Schenkeln geleckt. Wenn Sie mir also die DNS eines
Verdächtigen bringen, werden wir innerhalb kürzester Zeit auch wissen, ob er unser Täter ist.«
Lars Haberland, der während Dr. Severins Vortrag den Konferenzraum betreten hatte und anschließend unruhig auf seinem Stuhl hin und her gerutscht war, platzte nun, kaum dass der Rechtsmediziner geendet hatte, aufgeregt mit der Sprache heraus. »Wir haben dieses Band hier in Amanda Meinhardts Honda sichergestellt, Herr Sibelius«, schwenkte er eine Audiokassette durch die Luft und legte sie in das auf dem Konferenztisch stehende Abspielgerät. »Und wenn ich mich nicht irre, befindet sich die Stimme des Täters darauf.«
»Worauf warten Sie noch, Herr Haberland, starten Sie die Aufnahme«, forderte Sibelius ihn auf. Lars Haberland drückte die Starttaste. Kurz darauf hörten sie das Signal eines Anrufbeantworters und wenig später die von einem Rauschen begleitete, aber dennoch gut vernehmliche Stimme eines Mannes, die Folgendes sagte:
Ich möchte dir die Augen verbinden, vielleicht auch deine Arme über dem Kopf fixieren, damit du nicht so herumzappelst. Dann will ich dich nur anschauen und mit dir sprechen, um herauszubekommen, welches Spiel dir Freude machen könnte. Vielleicht wird es das mit der Feder sein. Ich nehme eine große, weiche Pfauenfeder in meine Hand. Kannst du sie an den Innenseiten deiner Schenkel spüren? Wie gefällt dir das?
Nachdem die Aufnahme geendet hatte, war es totenstill im Konferenzraum. Günther Sibelius fand als Erster
seine Sprache wieder. »Alle Achtung, Herr Kollege, das nenne ich eine Spur! Wir lassen die Aufnahme sofort von unserer Stimmen- und Sprachexpertin Frau Dr. Hindemith analysieren, mal sehen, was sie an Besonderheiten herausfindet. Kümmern Sie sich darum, Herr Haberland, dass ihr unverzüglich eine Kopie des Bandes zugeleitet wird. Später bringen wir den Mitschnitt den Zeugen Holthusen und Wallner, die direkten Kontakt mit dem mutmaßlichen Täter hatten, zu Gehör. Aber zunächst einmal müssen wir unsere Konferenz zu Ende bringen«, sagte Sibelius mit einem auffordernden Kopfnicken in Richtung Verena Mendelson.
»Ja, Chef, vonseiten der KTU gibt es noch keinen konkreten Hinweis
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