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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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in Kämpfe verstricken? Oder meinst Du eher »Männer bestricken«? Mit Wollpullovern oder Socken? Häkeln wäre o.k., denn ein paar Luftmaschen würde ich zur Not gerade noch hinbekommen. Aber stricken? Nein, ich habe wirklich keine Ahnung davon.
    Herzliche Grüße von
    Helena.
    Anna klickte die letzte Datei an und begann zu lesen:
    Ich habe Dir doch schon gesagt, dass ich ein Hausboot gemietet habe, und Du weißt auch, dass es stadtnah liegt. Wie auch immer, Du bist vom Boot aus auf jeden Fall mit ein oder zwei Schritten schon wieder an Land, versprochen. Wie ist es, willst Du jetzt einen Adler oder doch lieber wieder einen Spatz kennenlernen?
    Wollen wir uns nicht erst einmal treffen, zusammen in die Oper gehen und anschließend entscheiden, wie es weitergeht?

    Die Karten sind für die Vorstellung am Donnerstag um zwanzig Uhr reserviert. Ich werde um halb acht vor dem Haupteingang auf Dich warten.
    Hoffnungsvoll,
    Cornelius
    Verdammt, das ist der Täter! Gebannt las Anna noch einmal jede einzelne Mail des Mannes, der sich Cornelius nannte, dann rief sie ihren Chef Günther Sibelius an.
     
    Wie kommen wir bloß an den Mann heran?, fragte sich Anna Greve, während sie die E-Mails ausdruckte, die Amanda Meinhardt mit ihrem Mörder ausgetauscht hatte. Plötzlich schoss ihr eine Idee durch den Kopf.
    Indem wir ihm ein Angebot machen, das er nicht ausschlagen kann!
    Zuerst war es nicht mehr als ein flüchtiger Gedanke. Dann aber gewann er, wie ein Rinnsal, das auf seinem Weg durchs Gebirge immer mehr an Kraft gewinnt, bis es irgendwann sogar große Steine mit sich reißt und zum tosenden Wasserfall wird, immer mehr Klarheit. Auf einmal spürte Anna alle Energie, die sie bisher in die Ermittlungen gesteckt hatte, kraftvoll in sich zurückströmen, und die großen Steine, die ihr die ganze Zeit über den Blick auf das Wesentliche versperrt hatten, waren aus dem Weg geräumt. Endlich wusste Anna, was zu tun war. Vergessen war das auf der Stelle Treten, die Müdigkeit und all die Ereignisse, die sie in der vergangenen Zeit ausgelaugt hatten. Anna vergaß, dass ihre Kinder allein zu Hause waren, sie dachte keinen Moment mehr an Tom, sie vergaß sogar ihr bevorstehendes Treffen mit
Jan. Es war genau das, was sie an ihrer Arbeit schon immer fasziniert hatte. Dass sie in bestimmten Momenten in der Lage war, alles andere beiseitezuschieben, um sich hochkonzentriert auf die Fährte einer Spur zu machen, die sie der Lösung des Falles entscheidend näherbrachte.
    Anna Greve hatte Witterung aufgenommen.
     
    »Haben Sie schon die Mails gelesen, Weber?«, stürmte Anna ohne Gutenmorgengruß am nächsten Morgen ins Büro. »Ich glaube, es gibt eine Möglichkeit, wie wir den Kerl schnappen können. Was wir brauchen, ist ein Lockvogel, und ich habe auch schon eine Idee, wer diese Aufgabe übernehmen könnte.«
    »Es mag ja gut möglich sein, dass sich Verena Mendelson gestern nicht von ihrer sensibelsten Seite gezeigt hat, Anna, aber müssen wir sie deshalb gleich so großer Gefahr aussetzen?«
    »Verena? Blödsinn, natürlich übernehme ich die Sache selbst«, grinste Anna ihren Kollegen an. »Ich weiß jetzt, wie wir Kontakt zu dem Mann aufnehmen können. Ja, ich werde das Schwein im Internet ordentlich anfixen und so lange das perfekte Opfer spielen, bis wir ihn uns im geeigneten Moment schnappen können. Freuen Sie sich, Weber, so bekommen Sie möglicherweise endlich einmal die Gelegenheit, mich aus höchster Gefahr zu retten und mein Held zu sein.«
     
    »Ich gehe davon aus, dass Sie sich inzwischen alle mit der von Frau Greve ermittelten Spur vertraut gemacht haben und jeder von Ihnen den Mailverkehr zwischen
Amanda Meinhardt und ihrem Mörder gelesen hat«, eröffnete Günther Sibelius die Dienstbesprechung. Als alle Mitglieder der Soko »Totenprinz«, wie sie nun ganz offiziell hieß, daraufhin nickten, gab er das Wort an Anna weiter.
    »Auch wenn sich die ermordeten Frauen in ihrem äußeren Erscheinungsbild ähneln, sind sie ihrem Charakter und ihren Interessen nach sehr unterschiedlich gewesen«, begann Anna. »Deshalb kann ich mir auch nur sehr schwer vorstellen, dass alle drei auf ein und dasselbe Partnerprofil reagiert haben. Nein, ich glaube vielmehr, dass sich der Mörder jedes Mal eine komplett andere Vita, vielleicht sogar eine andere Erscheinung zugelegt hat, was im Internet ja nicht weiter schwierig ist. Wir suchen also nach einem Chamäleon, einem wahren Verwandlungskünstler. Dennoch sehe ich einen Weg, wie wir

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