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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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einmal merken, dass du an ihnen hängst, sind sie gnadenloser als Charles Bronson in »Ein Mann sieht rot«. Dann bist du derjenige, der den
Köder geschluckt hat und fortan nach ihren Wünschen herumhampeln muss wie eine erbärmliche Marionette aus Pinienholz.
    Egal, ich habe das jetzt alles hinter mir. Ich lasse mich von den Weibern nicht länger verarschen. Sind alles Fotzen; ist doch ganz unwichtig, ob dünner oder dicker Arsch.
    Inzwischen hatte er richtig gute Laune bekommen, und da die Kollegen mittlerweile alle zu Tisch gegangen waren, konnte er es wagen. Mit einem letzten prüfenden Blick in Richtung Tür loggte er sich in eine der zahlreichen Kontaktbörsen im Internet ein, bei denen er angemeldet war, um seine neu eingegangenen Mails zu checken. Helena hatte ihm geschrieben, seine gegenwärtige Favoritin. Er war gerade dabei, ihre Mail zu öffnen, als er draußen auf dem Gang Schritte hörte, die sich rasch näherten und vor seiner Bürotür Halt machten. Schnell schloss er die Datei wieder, ohne Helenas Nachricht gelesen zu haben, und warf stattdessen einen ersten Blick in die Akte, die ihm Frau Husemann zuvor gebracht hatte.
    »Nanu, Sie sind ja immer noch da. Wollen Sie denn heute gar keinen Mittag machen?«, fragte Martin Volkers, wofür er von seinem neuen Kollegen mit einem freundlichen Lächeln bedacht wurde.
    »Doch, gleich, ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass es schon so spät ist«, entgegnete er. Mit einem Blick auf seine Armbanduhr schaltete er den Computer ab und zog sich, bereits im Gehen, seine Jacke über. »Bis nachher also.«
    Dieser Kerl scheint sich tatsächlich auf unsere Kosten profilieren zu wollen, dachte Martin Volkers und sah seinem
neuen Kollegen misstrauisch hinterher. Wenn der in diesem Tempo weiterarbeitete, würde er ihnen noch den Schnitt versauen.
     
    Wie schön müsste es sein, wenn das Zusammenleben mit einem Mann nur einmal festen Gesetzmäßigkeiten folgen würde. Wie schön wäre es außerdem, wenn man, nachdem man sich erst einmal für einen Mann entschieden hatte, nur noch nach einer detaillierten Gebrauchsanweisung vorgehen müsste, und alles würde bestens funktionieren. Leider gab es aber keine Anleitungen für die Liebe, und mochte auch jeder Mann für sich gesehen durchaus Eigenheiten besitzen, waren sie einander in der Essenz doch alle gleich. Zumindest war das Amandas Fazit. Einander gleich und gleichzeitig Amandas eigenem Wesen gänzlich fremd. Jedenfalls war sie noch nicht dahintergekommen, wie Männer wirklich tickten, und sie hatte bisher auch noch keinen einzigen kennengelernt, der sie so fasziniert und verzaubert hätte, dass sie fortan nichts anderes mehr wollte, als in seiner Nähe zu sein. Amanda kannte nur ganz gewöhnliche Männer mit ganz alltäglichen Gewohnheiten und Macken, die sie meist schon nach wenigen Wochen verärgert, desillusioniert oder im günstigsten Fall gelangweilt hatten. Wer wollte es ihr da verübeln, dass sie den Glauben an die Existenz eines wirklich zu ihr passenden Gefährten schon fast aufgegeben hatte. Waren doch alle Männer, mit denen sie sich bislang eingelassen hatte, nur eine Reihe fortwährender Enttäuschungen gewesen, deren letzte ihre Ehe mit Max war. Deshalb trat sie auch noch immer auf der Stelle. Doch anstatt die Konsequenzen zu
ziehen und Max zu verlassen, hatte Amanda nichts getan. Denn Angst hatte sich in ihr breitgemacht.
    Sie wusste schlicht und einfach nicht, wovon sie leben sollte, wenn sie ihren Mann verließ. Dabei ging es nicht nur um sie, sondern auch um ihre Tochter Klara. Wie sollten sie beide nur durchs Leben kommen, wenn sie erst einmal ihren Ernährer verloren hatten? Selbst wenn es bisher keinerlei konkrete Anzeichen dafür gab, dass sich Max seiner finanziellen Verantwortung entziehen wollte, war für Amanda sonnenklar, dass er einen Weg finden würde, um nur das Allernötigste zu ihrem Unterhalt beisteuern zu müssen. Nein, nach ihrer Trennung würde nichts mehr so sein, wie es war. Amanda, die ihre täglichen Einkäufe stets mit einer von Max’ Kreditkarten bestritt, würde sich in Zukunft eine eigene Kreditkarte anschaffen müssen. Einen eigenen Job und ein eigenes Leben. Doch womit sollte sie den Lebensunterhalt für sich und Klara überhaupt verdienen?
    Zweifellos war Amanda eine gute Mutter. Auch verstand sie sich darauf, einen Haushalt zu führen und eine Familie zu umsorgen. Aber sie verfügte nun einmal über keinerlei Berufserfahrung. Bislang war sie noch nie gezwungen gewesen,

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