Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
Hackerin war, werde ich sogar die von ihr gelöschten Dateien wieder zurückholen können. Sobald ich hier fertig bin«, er deutete auf den vor ihm flimmernden Bildschirm, »mache ich mich an die Arbeit. Und falls ich fündig werden sollte, melde ich mich sofort bei Ihnen«, lächelte er Anna Greve freundlich an.
»Ich gehe kurz in die KTU rüber und gebe den Kamm und die Haarbürsten der Jacobsens ab«, sagte Anna, nachdem sie sich von Marc Hellweg verabschiedet hatten.
»Gut, wir sehen uns dann in fünfzehn Minuten zur Besprechung in meinem Büro«, entgegnete Günther Sibelius.
»Was hat die Befragung in den Restaurants an der Elbe ergeben? Konnte sich irgendjemand vom Personal dort an Monika Jacobsen erinnern?«, wollte Sibelius wissen, als er Anna und Weber kurz darauf bat, ihm gegenüber am Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Leider haben die meisten der in Frage kommenden Lokale erst am Abend geöffnet«, entgegnete Weber. »Wir werden daher einen zweiten Anlauf machen müssen.«
»Darüber hinaus beschäftigt uns nach wie vor die verschwundene Handtasche des Mordopfers«, berichtete Anna. »Weber hatte die Idee, dass sie vielleicht von einem Passanten gefunden und abgegeben worden sein könnte. Ich werde deshalb gleich im Anschluss an unser Gespräch bei den umliegenden Polizeistationen nachhaken. Außerdem haben wir inzwischen auch die alten Steuerakten von Monika Jacobsen abholen lassen. Sobald wir ein wenig Luft haben, werden wir sie genau
prüfen. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass die Tote einem ihrer früheren Mandanten wegen eines Vergehens Druck gemacht hat. Woraufhin der wiederum seinen Kopf aus der Schlinge ziehen wollte und sie aus dem Weg geräumt hat.«
»Und da die Kollegin Greve sowieso nicht gern puzzelt, nehme ich mir inzwischen die Papierschnipsel aus Monika Jacobsens Mülleimer vor«, zeigte Weber auf die Plastiktüte, die ihm Anna Greve bei ihrer Ankunft im Präsidium übergeben hatte.
»Gut, dann machen Sie sich wieder an die Arbeit«, mit diesen Worten beendete Günther Sibelius die Besprechung und nickte den beiden Kommissaren zum Abschied noch einmal aufmunternd zu.
Die Außentemperatur hatte sich merklich abgekühlt, und in den Straßen direkt an der Elbe pfiff der scharfe Ostwind noch stärker um die Ecken der Häuser als im Zentrum der Stadt. Mittlerweile konnte man spüren, dass der Winter, der kalendarisch ohnehin bald begann, tatsächlich näherrückte. Anna setzte sich ihre Wollmütze auf, während sie zusammen mit Weber den Weg bis zu dem weit über die Grenzen von Blankenese hinaus bekannten Fischrestaurant entlangmarschierte. Es war kurz vor achtzehn Uhr, als sie mit der Befragung der Angestellten begannen. Im Speisesaal des Restaurants herrschte bereits geschäftiges Treiben. Dort wurden die letzten Tische eingedeckt, Menükarten und Servietten platziert, das Silberbesteck geputzt und jedes Teil dahingehend überprüft, ob es sich auch an seinem Platz befand, bevor das Abendgeschäft begann. Dass sich an diesem Ort
allerdings niemand an Monika Jacobsen und ihren Begleiter erinnern konnte, verwunderte die Kommissarin kein bisschen. Schließlich kamen jeden Abend unzählige Gäste hierher, und durch die Nähe zu ihrem Wohnort sehr wahrscheinlich auch viele Bekannte der Jacobsens. Dies war ganz sicher nicht der richtige Platz für das heimliche erste Treffen einer verheirateten Frau mit ihrem eventuell zukünftigen Liebhaber.
»Kommen Sie, Weber«, machte sich Anna zum nächsten, gleich um die Ecke liegenden Restaurant auf, das ihr für eine solche Verabredung schon eher geeignet zu sein schien. Wie das Lokal zuvor lag auch dieses erhöht am Elbhang und bot einen fantastischen Ausblick auf den von beleuchteten Containerschiffen befahrenen Fluss. Als Anna der würzige Geruch von Hamburger Aalsuppe in die Nase stieg, meldete sich ihr Magen mit einem lauten Knurren. In ein oder zwei Stunden, wenn sie ihre Arbeit für heute getan hätte, würde auch sie endlich etwas zwischen die Zähne bekommen. Dann würde als Belohnung für die vielen Überstunden ein von ihrer Freundin Paula zubereitetes Essen auf sie warten, das in seiner Qualität dem eines Sternetempels in nichts nachstand.
Nachdem Anna und Weber drei weitere Restaurants besucht hatten, ohne dass sich irgendjemand an Monika Jacobsen und ihren Begleiter erinnern konnte, meldete sich ihr Magen erneut zu Wort, und auch Weber schien nicht mehr bester Laune zu sein.
»Von dieser ganzen Lauferei tun mir langsam
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