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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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drei
Tische, auf denen dicke Bücher gestapelt waren, Krimis und Ratgeber. »Alles
Top-Bestseller«, versicherte ein von der Decke hängendes Schild. Zwei Kundinnen
standen vor der Kasse. Die Ladeninhaberin war beschäftigt.
    In kinderfreundlicher Kniehöhe lagen auf einem Regalbrett an der
Wand Kinderbücher und bunte Kissen. »Lüthje und das Geheimnis des Strandes«,
las Lüthje auf einem Buch mit starkem Pappeinband. Er klappte das Buch auf. Es
war der fünfte Band einer Serie um eine weiße Ente mit gelbem Schnabel namens
Lüthje, die dem Leser erklärte, wie ein Strand entstand, und dabei Abenteuer
beim Kampf gegen die bösen Wattwürmer bestehen musste.
    »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, fragte eine sonnenstudiogebräunte
Frau mit pagenkopfartiger Frisur.
    »Mir fiel dieses Buch auf, weil das mein Name ist.« Er tippte auf
das Cover.
    »Ach so, dann heißen Sie also Lüthje?«, sagte sie einfühlsam.
    Er nickte.
    »Diesen Namen trifft man hier im Norden ja recht häufig an«,
tröstete sie ihn.
    »Dann fällt man nicht so auf«, sagte Lüthje. »Darf ich Sie nach
Ihrem Namen fragen?«
    »Äh, ich heiße Perlinger.«
    »Das hört sich doch sehr süddeutsch an. Sie haben auch so einen
Akzent. Liege ich da richtig?«, fragte Lüthje in launigem Ton.
    »Ich komme aus München. Hört man das so stark?«
    »Es geht. Nicht besonders«, sagte Lüthje, jetzt auch einfühlsam.
»Aber wie kommt eine Münchnerin nach Laboe und macht hier einen Buchladen auf?«
    Frau Perlinger sah sich nervös nach einer Kundin um, die ihren Blick
über die Bücher auf den Tischen schweifen ließ.
    »Ich wohne seit einiger Zeit in Kiel und habe da auch schon im
Buchhandel gearbeitet. Ich bekam einen Tipp, dass eine Kette mit einem neuen
Label in den Markt will. Zufällig hat mir eine Freundin erzählt, dass in Laboe
so etwas laufen könnte. Und da habe ich mich beworben.« Sie sah sich wieder um.
Die Kundin verließ den Laden.
    »Und von wem haben Sie gehört, dass hier so eine ›Mediengaleere‹
schwimmen könnte?«
    »Entschuldigen Sie, aber … haben Sie einen bestimmten Grund, mich
das alles zu fragen? Wer sind Sie eigentlich?«
    »Kriminalhauptkommissar Lüthje. Am besten hängen Sie ein Schild an
die Tür, dass Sie gleich wieder da sind.«
    Frau Perlinger vergewisserte sich, dass die Kundin den Laden
verlassen hatte, verschloss die Tür und drehte ein Schild nach außen.
    Lüthje zückte sein Handy und zeigte ihr das Foto mit Frau Jasch.
»Ist das die Frau Jasch, die gestern bei Ihnen ein Buch bestellt hat?«
    »Nein.« Frau Perlinger schüttelte energisch mit dem Kopf. »Das war
ein ganz anderer Typ. Nicht nur, weil die hier so ein böses Gesicht macht. Die
hier auf dem Foto ist jünger. Wer ist das?«
    »Das ist die wirkliche Frau Jasch. Und es gibt nur eine in Laboe,
das weiß ich zufällig genau. Die Frau von gestern soll bei Ihnen ein Buch
bestellt haben, ›Verbrechen und Strafe‹ von Dostojews ki.«
    »Ja, das stimmt. Das Buch ist heute früh gekommen. Sie untersuchen
den Mord in der Strandstraße, nicht wahr?«, fragte sie mit ängstlichem Gesicht.
    »Ja, das stimmt. Können Sie mir die falsche Frau Jasch von gestern
beschreiben?«
    Sie blies die Backen auf und pustete. »Ja, also, eher schlank, fast
mager, aber etwas älter, was man so als Seniorin bezeichnet, nach hinten
gekämmte, glatte graue Haare, hinten mit einer großen Brosche festgehalten. Sah
irgendwie sehr altmodisch aus. Und eine Brille, die immer auf der Nase hing.«
    »Können Sie mir das bestellte Buch einmal zeigen?«
    »Natürlich!« Sie eilte hinter ihre Kasse und hielt ihm das
»Beweisstück« entgegen.
    Es war das gleiche Cover wie bei Lüthjes Exemplar. Frau Klockemann
würde sich freuen.
    »Ich muss diese Frau gleich befragen. Ich werde das Buch mitnehmen
und der Frau selbst geben.«
    »Aber das …«, sagte Frau Perlinger schwach.
    »Geht nicht? Oh doch, ich beschlagnahme es. Schreiben Sie eine
Quittung über die Übergabe des Buches an mich, die ich Ihnen unterzeichne.«
    Sie holte mit fahrigen Händen einen Quittungsblock unter der Kasse
hervor und schrieb einen Text, den Lüthje ihr diktierte und anschließend
unterschrieb.
    »So bekommen Sie keinen Ärger mit der Buchhaltung. Ach ja, hier ist
meine Dienstmarke.«
    Er hielt sie ihr vor das Gesicht, und sie nickte.
    »Ich werde ihr sagen, dass Sie es bei Ihnen noch bezahlen muss«,
sagte Lüthje.
    »Das ist gut. Soll ich es Ihnen als Geschenk einpacken?«, fragte
sie.
    »Nicht nötig«, sagte

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