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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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einen Eindruck von dem Material. Ist es ein
fortlaufender Text, ist es ein Fotoalbum? Sie wissen, was ich meine«, fragte
Lüthje ungeduldig.
    »Entschuldigung. Ich bin wieder mal ins fachliche Schwafeln
gerutscht. Also, es handelt sich um einen Ordner mit anwaltlichen Schreiben und
um zwei Ordner mit Zeitungsausschnitten. Den Namen ›Drübbisch‹ konnte ich
entziffern.«
    »Danke, Prebling, ich glaube, es handelt sich um die Akten der
Ursula Drübbisch zur Ermordung ihres Ehemannes Hermann Drübbisch.«
    Als er das Gespräch mit Prebling beendet hatte, stieg Lüthje
noch einmal in die Mansarde und sah von dort aus dem Hoffenster. Der Blick
reichte hier direkt in den Lammertzweg. Wer hatte in den Mansardenzimmern
gewohnt, als Horst Drübbisch noch nicht geboren oder noch ein Kleinkind war?
Hatte Ursula Drübbisch hier ihr ganz privates Reich? Oder waren es
Arbeitszimmer ihres ersten Ehemannes?
    Lüthje schloss die Fenster und ging wieder hinunter zum Kellerraum,
in dem der Tisch stand, und sah aus dem schmalen Fenster unter der Decke nach
oben auf das Nachbarhaus. Frau Klocke mann schien nicht zu Hause zu sein. Oder
sie zog es vor, im Dunkeln zu sitzen. Er glaubte, eine Katze im obersten
Fenster zu sehen, die auf ihn hinabsah. Er leuchtete mit der Taschenlampe hoch.
Es war eine weiße Porzellankatze, in deren Glasaugen sich das Licht seiner
Taschenlampe brach.
    Plötzlich bewegte sich hinter dem Katzenkörper ein Frauenkopf mit
streng nach hinten gekämmten Haaren und tauchte hinter der Porzellankatze nach
unten weg.
    Lüthje verließ das Haus durch die Hoftür, um nicht wieder über die
Bodenkacheln vor der Abstellkammer gehen zu müssen. Als er die Hoftür eilig
abschließen wollte, entglitt ihm zweimal der Schlüssel und fiel zu Boden. Tief
im Innersten fürchtete er, dass ihn der Fluch des Hauses erfassen könnte. Was
immer das für ihn bedeuten würde.
    Draußen beleuchtete die untergegangene Sonne die in der Atmosphäre
schwebenden Wolkenbänder von unten mit blutrotem Licht.
    Die Fenster seines Hauses im Bergfriede waren dunkel. Die Mieter
tummelten sich wahrscheinlich auf der Kieler Woche. Es war also Ruhe im Haus.
Frau Jasch schien noch einmal gründlich geputzt zu haben, das winzige Duschbad
glänzte, die Doppelkochplatte sah fast wie neu aus, und der Heißwasserkocher
war entkalkt.
    Der Räucherfisch lag Lüthje etwas schwer im Magen, aber nach dem
ersten Schluck Probsteier Herold ging es ihm besser.
    Das Licht des Zimmers warf sein trapezartiges Viereck auf den Rasen
vor dem Fenster. Er zog die Vorhänge zu.
    Ihm fiel ein, dass er Hilly anrufen und ihr das Handyfoto »Frau
Jasch füllt den Kühlschrank« senden wollte. Er entschied, zunächst das
Handyfoto zu senden und sie danach anzurufen.
    »Ist sie nicht süß?«, rief Hilly. »Stell dir vor, ich habe gestern
Nacht geträumt, dass du dich auf der Laboer Mühle an einem Flügel
festgeklammert hast. Die Flügel drehten sich, und jedes Mal, wenn du an mir
vorbeikamst, versuchte ich, dich herunterzuziehen. Aber ich bekam dich nicht zu
fassen. Ich habe dir zugerufen, vom Flügel abzuspringen, wenn er gerade unten
war, aber du hast mich nicht gehört. Warum nicht?«
    »Das weiß ich doch nicht! Es war doch dein Traum!«, lachte Lüthje. »Aber nächstes Mal, wenn ich da oben auf dem Flügel
sitze, werde ich dran denken.«
    »Mach dich nicht lustig über mich, Eric! Ich kann doch nichts für
meine Träume.«
    »Entschuldige bitte, Frau meiner Träume.«
    Hilly schien zufrieden. Sie erzählte, dass ihre Freundin sie in
ihrer Familie herumgereicht und eine Party für die ehemaligen Kollegen gegeben
hatte. Hilly fühlte sich erschöpft und wollte spätestens am Donnerstag
zurückkommen.
    »Kannst du mich in Hamburg vom Flughafen abholen?«
    »Ich kann es nicht versprechen.«
    »Also nicht. Ich könnte nach Laboe kommen und Frau Jasch ablösen.«
    »Vielleicht habe ich ja den Fall bis dahin gelöst. Dann kann ich
dich abholen.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Die Spurenlage ist sehr unübersichtlich. Übrigens hat das
Fischrestaurant am Hafen ein Holzboot mit Sitzbänken draußen aufgestellt. Auf
dem Heck steht als Name ›Hilli‹, allerdings mit i am Ende.«
    »Lenk nicht ab. Wenn du noch zu tun hast und mich in Laboe nicht
haben willst, musst du es sagen.«
    »Lass uns übermorgen darüber sprechen«, sagte Lüthje.
    »Oder morgen Abend?«
    »Na gut. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich. Pass auf dich auf.«
    »Na klar. Mach ich doch

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