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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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habe Klockemann zufällig beim Schließen eines Sarges zugesehen.
Er war wohl etwas nervös.«
    Und als auch Hoyer und Vehrs ihn fragend ansahen, setzte er hinzu:
»Ich habe ihn am Arbeitsplatz in der Leichenhalle besucht, als ich ihn befragen
wollte.«
    Zu Brotmann gewandt sagte Lüthje: »Und du hattest mir gesagt, ich
soll dir die vermutliche Tatwaffe zeigen, und du wirst mir sagen, ob sie es
ist.«
    Die Tür öffnete sich, und Prebling, im weißen Overall und mit
Mundschutz, hielt eine Plastiktüte hoch, in der eine gelbliche Qualle lag, die
einen länglichen Gegenstand verschluckt hatte.
    »Ich habe den Sarg wieder verschlossen. Aber es riecht drinnen nicht
gut. Wir sollten nach draußen gehen.«
    Sie suchten sich einen Ausgang zum Rasen. Dort legte Prebling die
Plastiktüte ins Gras.
    »Ein Handschuh, in dem ein Keramikmesser liegt«, erläuterte er.
    Sie hockten sich ins Gras wie Kinder im Kreis um einen ekligen
Riesenkäfer.
    »Es muffelt sogar hier draußen!« Hoyer rümpfte die Nase.
    Prebling zog das Messer aus der Plastiktüte und dem »tarnenden«
Einmalhandschuh. »Hier sehen Sie die weiße Klinge, hier den schwarzen Griff. An
der Schneide sieht man dunkle Spuren. Ich vermute, der Täter hat versucht, das
Messer zu reinigen, aber es sind winzige Blutreste geblieben.«
    »Darf ich mal sehen?« Dr. Brotmann hatte sich Einmalhandschuhe
übergezogen, schob seine Brille nach oben und hob das Untersuchungsobjekt an
die Augen. »Die Schneide zeigt Riefen und Ausbrüche, in denen sich alles
Mögliche festsetzt, was man nur schwer beseitigen kann. Typisch für billige
Keramikmesser. Dies hat sicher nur zehn Euro gekostet. Aber Sie haben recht,
Herr Prebling, in den Riefen sitzen noch Blutreste. Ein stumpfes Keramikmesser.
Genauso habe ich mir das Tatwerkzeug vorgestellt. Glückwunsch.«
    »Wäre das Keramikmesser im Verbrennungsofen geschmolzen?«, fragte
Vehrs. »So hat es sich doch wohl der Klockemann vorgestellt.«
    »Die Öfen hier sind ungefähr tausendzweihundert Grad heiß«, sagte
Dr. Brotmann. »Ein gutes Keramikmesser hält tausendsechshundert Grad aus.
Dieses hier wäre aber schon bei sechshundert Grad geschmolzen. Weil beim
Produktionsprozess gespart wurde. Klockemann kannte sich offensichtlich mit
Keramikmessern aus.«
    »Und wieso kennen Sie sich als Gerichtsmediziner damit aus?«, fragte
Hoyer.
    »Meine Frau und ich kochen gern. Und nur mit einem guten
Keramikmesser können Sie durchsichtige Tomaten- oder Schinkenscheiben zaubern«,
sagt Dr. Brotmann genüsslich.

4.
    Lüthje ließ Klockemann aus der Zelle holen und vernahm ihn
in Gegenwart von Hoyer und Vehrs. Klockemann saß einen Meter vor Lüthjes
Schreibtisch, die Hände mit Handschellen gefesselt. Hinter ihm saßen zwei
Beamte der Schutzpolizei.
    Hoyer schaltete das Bandgerät ein und sprach die Uhrzeit und die
Namen der Anwesenden auf. Lüthje konfrontierte den Verdächtigen mit der Aussage
Lambert Sundermeiers.
    Klockemann schwieg.
    Danach erzählte Lüthje ihm vom Fund des Keramikmessers im Sarg.
    Klockemann schwieg.
    »Wir haben Spuren von Horst Drübbisch und Ihrer Frau, Vere na
Klockemann, auf dem Tisch und im Kellerraum nachgewiesen. Wir haben außerdem
nachweisen können, dass der Tisch ursprünglich am Fenster gestanden hat, bevor
er zu der von uns vorgefundenen Position gerückt wurde. Was hat Ihr Schulfreund
Horst da unten im Keller mit Ihrer Frau getrieben?«
    Klockemann schwieg, sein rechtes Knie zuckte ein paarmal
unkontrolliert.
    »Sie wissen, welches Fenster ich meine«, sagte Lüthje. »Es ist das
Fenster, von dem man das Haus Ihrer Mutter sehen kann. Jedenfalls die Haustür.
Und die schönen Bleiglasfenster des Treppenhauses. Darüber ist noch ein
Fenster. Ein ziemlich kleines Fenster. Ist es das Bad der Mansardenwohnung, die
Sie in Ihrer Jugend bewohnt haben? Oder die kleine Küche? Ich habe dort eine
weiße Katze auf dem Fensterbrett gesehen.«
    »Hören Sie auf. Das ist doch alles lächerlich«, sagte Klocke mann.
Er sah dabei zur Decke und rieb sich die Oberseite der Oberschenkel, als ob es
ihn da juckte.
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich war in diesem Kelleraum und habe aus
dem Fenster nach oben gesehen. Zufällig hatte sich Ihre Mutter hinter der
Porzellankatze versteckt. Ihre Mutter hat mich beobachtet.«
    »Sie spielt gern solche Spielchen.«
    »Ich weiß. Dieser Kellerraum, waren Sie mal da drin?«
    »Als wir jung waren, haben wir dort manchmal chemische Experimente
für die Schulaufgaben gemacht.«
    »Damit es

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