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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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oben keinen Schweinkram gab, in der Küche, wenn etwas
explodierte, stimmt’s?«
    Jochen Klockemann lächelte. Lüthje genoss den Augenblick. Im Zimmer
war es mucksmäuschenstill.
    »Kennen Sie das, Jochen, wenn man Kaliumpermanganat in Wasser
auflöst?«
    Klockemann nickte.
    »In einer kleinen Wasserflasche«, fuhr Lüthje fort. »Diese kleinen
dunkelroten kristallinen Bröckchen. Dann ein Korken drauf und schütteln. Die
Bröckchen lösen sich auf und färben das Wasser rot. Die Flasche wird warm.
Heiß. Sehr heiß. Und kurz bevor man es nicht mehr aushält … man möchte die
Flasche fallen lassen … da macht es plopp, der Korken fliegt raus wie bei einer
Sektflasche, und die rote Flüssigkeit verteilt sich explosionsartig im gesamten
Raum. Tisch, Boden, Fenster, Decke, Gardinen und Schränke sind voller roter
Spritzer. Das kriegt man nie wieder raus.«
    Klockemann sah ihn schweigend an. Mit offenem Mund. Er atmete
schwer.
    »Ja. So war’s. Damals«, sagte er plötzlich.
    »Ihre Mutter hat Ihnen erzählt, dass sie Ihren Freund Horst mit
Verena in diesem Kellerraum von diesem Katzenfenster aus beobachtet hat.
Irgendwann vorige Woche.«
    Klockemann nickte. Er sah abwechselnd auf Lüthje und auf einen Punkt
vor sich. Lüthje blickte die beiden Beamten hinter Klockemann kurz an.
    »Die beiden haben es auf dem Tisch getrieben, als er direkt unter
dem Fenster stand. Dann hat Horst Ihre Mutter gesehen. Er hat den Tisch zur
Seite gerückt. Und weitergemacht. Das hat Ihnen Ihre Mutter als Augenzeugin
alles haarklein berichtet. Und da hat es bei Ihnen plopp gemacht. Es war
einfach zu viel für Sie.«
    Klockemann nickte. Im nächsten Atemzug erhob er sich von seinem
Stuhl und stürzte über den Schreibtisch auf Lüthje zu. Lüthje wich nach hinten
aus. Die Beamten zogen Klockemann vom Schreibtisch. Er hustete und setzte sich
wieder auf seinen Stuhl.
    »Erzählen Sie mir den Rest. Dann haben Sie wieder Ihre Ruhe«, sagte
Lüthje.
    »Horst ist zu weit gegangen«, begann Klockemann. »Ich habe es ihm
gesagt. Er hat gelacht. Ich wusste, er würde es wieder machen. Irgendwann hat
er die Idee bekommen, mich zu vernichten. Er hat vieles versucht. Im Flur habe
ich ihm das gesagt. Er hat sich einfach umgedreht und wieder in der
Abstellkammer etwas gesucht. ›Du rührst Verena nicht mehr an‹, habe ich ihm
gesagt. Er hat sich wieder zu mir umgedreht. ›Aber ich bin doch dein Freund.
Ich darf das, Jochen. Knie nieder und sag bitte, bitte. Mach es, wie du es
willst.‹ Er hat sich wieder umgedreht und in der Kammer gewühlt. Verstehen Sie?
Er verlangte von mir, dass ich vor ihm auf die Knie falle, ohne dass er hinsah!
Da habe ich das Messer herausgeholt und ihn getötet.«
    »Sie hatten das Messer also griffbereit?«
    »Ich hatte es mitgenommen, weil ich nicht wusste, ob er eine Waffe
hatte.«
    »Er hatte keine Waffe dabei«, stellte Lüthje fest.
    »Das konnte ich nicht wissen«, sagte Klockemann und zuckte mit den
Schultern.
    »Wieso haben Sie das Messer in den Sarg geworfen? Warum haben Sie es
nicht einfach der Müllabfuhr anvertraut?«
    »Horst war schließlich mein Jugendfreund. Eine ordentliche
Bestattung war ich ihm schuldig. Auch wenn es nur eine Feuerbestattung werden
sollte. Damit hatte ich alles zum Abschluss gebracht.«
    »Und Sie haben es vor meinen Augen in den Sarg geworfen. Vorher
hatten Sie es in einen Handschuh gesteckt. Aber das war nichts als eine
notdürftige Tarnung. Warum haben Sie damit nicht gewartet? Bis zum nächsten
Sarg. Am nächsten Tag?«
    »Was ich mir vornehme, führe ich auch aus.«
    Als die beiden Beamten ihn zurück ins Untersuchungsgefängnis bringen
wollten, drehte er sich zu Lüthje um und fragte traurig wie ein Kind, dem man
das Spielzeug weggenommen hatte: »Das Messer haben Sie aus dem Sarg
rausgenommen, nicht?«
    »Tut mir leid, aber wir brauchen es noch«, antwortete Lüthje.
    Er schüttelte den Kopf und ließ sich hinausführen.

5.
    Hoyer und Vehrs meinten, der Abschluss der Ermittlungen
müsse gefeiert werden, und wollten Lüthje zu einem Kaffee oder Tee mit Kuchen
in die Cafeteria einladen. Lüthje lehnte dankend ab. Er müsse Frau Drübbisch
sagen, dass sie den Täter überführt hätten, das hatte er ihr versprochen. Er
sei gespannt auf ihre Reak tion. Und Husvogt und Blumfuchs in Flensburg wollten
sicher auch die Erfolgsmeldung hören.
    Danach würde er mit dem Bus nach Laboe fahren. Lüthjes Wagen stand
noch da, weil er mit Hoyer und Vehrs von Laboe zum Krematorium gefahren

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