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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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dass er genau das Gleiche dachte.
    Das wirkliche Leben gab keine Garantie auf ein Happy End.
    »Jetzt reicht’s aber!«, unterbrach Daphne das düstere Schweigen der beiden. Sie sah, was in ihnen vorging. »Wir dürfen nicht resignieren, uns passiert schon nichts! Wir sind drei gegen einen, wir wissen, was wir zu tun haben, und was am wichtigsten ist: Wir wissen, wonach Varney sucht. Er kann uns nicht überraschen. Diesmal nicht. Außerdem hilft uns die Dunkle Pforte.«
    Auch Jules straffte sich. Er holte tief Luft und versuchte ein Lächeln.
    »So ist es besser«, lobte Daphne die beiden Jungs. »Und jetzt gehen wir noch einmal unseren Schlachtplan durch«, sie räusperte sich. »Viel Gelegenheit werden wir dazu nicht mehr haben.«
    ***
    Schweißgebadet spannte Pascal die Muskeln an, in Erwartung des nächsten Peitschenhiebs. Er stöhnte durch die zusammengebissenen Zähne. Dann vernahm er das brutale Pfeifen, mit dem die Peitsche die Luft durchschnitt, und schrie vor Schmerz auf, als das Leder auf seinen Rücken niederfuhr. Es waren fünf Hiebe insgesamt, und der Schmerz war unerträglich. Obendrein hatten sie ihm die Uhr abgenommen, sodass er nicht mehr genau sagen konnte, wie viel Zeit vergangen war.
    Beatrice weinte, als sie ihn so sah. Mit dem Gesicht nach unten auf einer Pritsche und so festgebunden, dass er sich nicht bewegen konnte.
    »Nimmst du endlich Vernunft an?«, fragte einer der Wärter und hielt mit einer Handbewegung den Schläger vom nächsten Hieb ab. »Es genügt, wenn du dich zur Ketzerei bekennst, dann hören wir auf. Sonst wird dein Folterer zu deinem Henker.«
    Pascal antwortete nicht und nutzte die Unterbrechung, um seine verletzten Rückenmuskeln zu entspannen. Er konnte nicht mehr.
    Er wollte, dass das aufhörte, er hätte sich sofort der Ketzerei für schuldig erklärt, nur um den nächsten Schlag zu verhindern. Doch er hatte Angst davor, dass dies seine Hinrichtung nur beschleunigen würde, bevor er die Gelegenheit zur Flucht hatte. Er musste mehr darüber wissen, wie die Inquisition in solchen Fällen vorging – obwohl er sich nicht dazu in der Lage fühlte, Verbindung mit der Welt der Lebenden aufzunehmen.
    Er musste durchhalten.
    »Wie ich sehe, bist du ein überzeugter Sünder«, bemerkte der Bärtige mit dem Schlüsselbund, der ihn befragte. »Dafür musst du büßen.«
    Beatrice war kurz davor, einzugreifen; es musste Schluss sein. Doch Pascal wollte es ihr noch immer nicht erlauben. Worauf wartete er? Darauf, dass sie ihn töteten?
    »Pascal«, sie strich ihm über das feuchte Haar, »wenn ich ihnen wie ein Gespenst erscheine, werden sie vor Schreck davonlaufen. Dann kann ich dich befreien …«
    »Nein«, flüsterte er. »Am Ende beschuldigen sie mich auch noch der Hexerei, das ist noch viel schlimmer. Außerdem liege ich in Ketten, und mein Schwert haben wir auch noch nicht wieder …«
    »Hast du etwas gesagt, Sünder?«, fragte der Wächter. »Ich kann dich nicht verstehen!«
    »Ich habe gebetet!«, antwortete Pascal provozierend, was er sogleich bereuen sollte.
    »Wie ich sehe, hast du noch Kraft genug, um zu lügen …«
    Es knallte, und die Lederpeitsche sauste erneut auf Pascal herab. Seine Schreie hallten durch das Kellergewölbe und übertönten das Stöhnen und Jammern anderer Gefangener, das in diesem Teil des Verlieses stets in der Luft lag.
    Beatrice hielt es nicht länger aus, mit anzusehen, wie Pascal litt. Vorsichtig legte sie sich auf seinen Rücken.
    »Was … was machst du da?«, fragte Pascal mit dünner Stimme.
    Beatrice spannte all ihre Kräfte an.
    »Es ist an der Zeit, herauszufinden, ob ich Schmerzen spüren kann, wenn ich körperlos bin.«
    Pascal versuchte, ihr sein schweißüberströmtes Gesicht zuzuwenden.
    »Tu das nicht … Geh runter …«
    »Nein. Wir brauchen dich lebend. Du musst Michelle finden. Ich bin nicht so wichtig.«
    »Betest du noch immer?«, fragte der bärtige Schläger erneut. »Und zu welchem Gott? Anscheinend schenkt er dir kein Gehör. Die Hölle wartet auf Leute wie dich.«
    Pascal fand, dass er längst dort war.
    Wieder und wieder war das Knallen der Peitsche zu hören, doch diesmal spürte Pascal sie nicht. Dafür vernahm er hinter sich ein gequältes Stöhnen und spürte die Feuchtigkeit ihrer Tränen, die ihm über den wunden Rücken liefen. Beatrice hatte die Peitschenhiebe abbekommen, und das freiwillig.
    Beatrices Frage wurde mit einem brennenden Schmerz beantwortet: Ja, sie konnte körperlichen Schmerz spüren! Und in

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