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Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Titel: Totenruhe - Bleikammer - Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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von welcher unserer Konkurrenzfirmen er kam. Ja, natürlich – CompuQuick Ueno! Jetzt fiel mir wieder ein, woher ich die braunen Klamotten kannte. Es war die Firmenuniform unseres größten Rivalen. Mein Gott, war da jemand so verzweifelt, dass er auf diese Weise versuchte, uns zu schaden?
    In den Augenwinkeln sah ich, wie sich jemand am Ende des Tisches erhob. Es war Hara. Langsam ging er auf den Mann mit der Bombe zu. Meine Hände umfassten die Tischplatte, verkrampften sich, bis sie schmerzten. Ich betete, dass Hara nichts geschah. Er hatte es so schwer gehabt, in den letzten Wochen, und jetzt, wo er die Beförderung abgeschmettert hatte und sein Leben wieder in geordneten Bahnen verlief, durfte er nicht von einem Verrückten mit einer Bombe …
    „Sie sind von CompuQuick Ueno, nicht wahr?“, sagte Hara ruhig und sachlich, als würde er mit einem Geschäftspartner sprechen. Je näher er dem Mann kam, desto mehr verlangsamte er seine Schritte, bis er schließlich sechs, sieben Meter vor ihm ganz anhielt. „Vielleicht können Sie uns den Grund Ihres Kommens nennen, und wir reden darüber.“
    „Ich – von CompuQuick?“ Der Mann lachte humorlos. „Ja, verstehen Sie denn nicht?“
    „Sie tragen die Uniform“, entgegnete Hara, und es war keine Verwunderung in seiner Stimme zu hören. Er machte seine Sache gut, unglaublich gut, blieb äußerlich gelassen, emotionslos, ohne kalt zu wirken. Er hatte es so sehr verdient, am Leben zu bleiben! Wenn uns jemand retten konnte, dann er.
    Der Uniformierte ließ die Bombe ein wenig sinken. Ich fragte mich, wie sie wohl gebaut war. Ich kannte mich ein wenig mit Schaltungen aus. Natürlich würde ich keine Chance bekommen, sie mir aus der Nähe zu betrachten, sonst hätte ich vielleicht sogar den Bruchteil einer Chance gehabt, sie zu entschärfen. Die Anschlüsse schienen ja alle offen dazuliegen. Falls es eine Attrappe war, dann würde ich sie sofort als solche erkennen – da war ich ziemlich sicher.
    „Ich stehe auf der Straße“, krächzte der Mann. Er trat von einem Fuß auf den anderen. „Entlassen, wie Tausende außer mir. Die Abfindung war ein schlechter Witz. Ich habe drei Kinder, und meine Frau ist krank, psychisch krank.“
    Was für ein Zufall , dachte ich. Ich habe auch bald drei Kinder, und meine Frau ist Psychologin. Wir sollten uns einmal zum Tee treffen. Nebenbei würde meine Frau dich davon überzeugen, dass Gewalt keine Lösung ist. Sie kann so etwas. Sie ist gut. Wenn sie jetzt hier wäre, dann …
    Nein, Gott, was war ich froh, dass sie nicht hier war!
    „Das ist alles eure Schuld!“, rief er. „Ihr richtet alles zugrunde. Die ganze Branche, das ganze Land. Ihr seid ein gewaltiges Monster, sonst nichts!“
    Ich sah, wie Hara nickte. „Ich verstehe, was Sie meinen“, sagte er. „Wir sind tatsächlich ein Ungeheuer. Ich glaube, jeder hier wird das bestätigen. Und es bedrückt uns genauso wie Sie.“
    Dass er so deutlich wurde, überraschte mich, aber natürlich musste er auf den Irren eingehen.
    „Hier habe ich sogar einen Gojira“, hörte ich mich sagen. Ich griff nach dem kleinen grünen Gummimonster, erhob mich und hielt es in die Höhe. Hara warf mir einen Blick zu, der nur an der Oberfläche gelassen und freundlich war. Ich setzte mich wieder.
    „Was würde es nutzen, uns zu töten?“, fragte Hara. „Glauben Sie, wir sind wichtig für Mitsugai? Das Unternehmen würde einfach neue Leute einstellen, und in ein paar Wochen würde sich die Situation normalisiert haben. An uns würde niemand mehr denken.“
    „Es würde dem Unternehmen einen Schlag versetzen“, rief der Mann. „Es würde den Bonzen da oben eine Lehre sein.“
    „Ach ja?“ Hara hob die Schultern, ehe er langsam weiterredete: „Ist es den Bonzen da oben vielleicht eine Lehre, dass wir alle paar Monate unseren Geschäftsführer verlieren, hm? Denkt irgendjemand noch an diese Herren, die alle unter mysteriösen Umständen den Tod gefunden haben? Gibt es irgendwelche Konsequenzen, macht es irgendeinen Unterschied, wer hier stirbt und wie? Es sind alles nur Posten – man schiebt die Menschen hin und her, setzt sie auf neue Stühle, schichtet sie so lange um, bis auf jedem Platz jemand sitzt. Denken Sie, es ist wichtig, wer welche Arbeit tut? Nicht bei Mitsugai – da kennen Sie Ihren Konkurrenten schlecht! Dieses Unternehmen läuft, ganz egal, wer in welcher Position ist. Wenn die Höllenmaschine, die Sie da in der Hand halten, es schafft, die Menschen auf diesem Stock

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