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Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Titel: Totenruhe - Bleikammer - Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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und Blaulicht gekommen, sonst hätten Melanie und die anderen etwas davon merken müssen.
    „Mitsugai“, sagte Dr. Andô. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“
    „Was ist Mitsugai?“, erkundigte sich Melanie.
    „Ein ungeheuer florierendes Unternehmen. Es hat hier seinen Hauptsitz. In dem Gebäude da.“ Andô sprach einen der Schaulustigen an und übersetzte dessen Antwort anschließend ins Englische: „Offenbar ist jemand mit einer Waffe eingedrungen.“ Er zeigte auf einen der Wagen. Durch die Seitenfenster konnte man undeutlich erkennen, wie zwei Beamte einen Mann festhielten. Anscheinend hatte man den Unruhestifter schon dingfest gemacht.
    Sie gingen ein paar Straßen weiter, wo der Verkehr wieder floss, und hielten dort ein Taxi an, das sie zuerst zum Hotel und von dort aus zusammen mit Melanies Gepäck zum Flughafen brachte.
    Melanie konnte ein Gefühl der Unsicherheit nicht unterdrücken, als sie sich von Madoka und ihrem Vater verabschiedete. Für sie, die sie alles Neue und Fremde mochte, waren es interessante vier Wochen gewesen. Allein nach Falkengrund zurückkehren zu müssen, behagte ihr nicht.
    Außerdem lebte dort Artur. Artur, hinter dem nun auch Isabel her war.
    Das Leben war kompliziert geworden.

9
    Der Kerl wurde geschnappt. Es hieß, er habe keinen Widerstand geleistet, als die Polizei ihn festnahm. Ich nehme an, er war im Nachhinein ziemlich erleichtert, dass seine Maschine nicht losgegangen war.
    Außer Emi hatte es keine Verletzten gegeben. Sie würde für geraume Zeit flach liegen, denn mit einer Platzwunde und Gehirnerschütterung war es nicht getan. Sie hatte sich einen Schädelbruch zugezogen. Zwar versicherte mir der Arzt, sie würde wieder ganz gesund werden, doch die Heilung würde sich lange hinziehen.
    Jedes Mal, wenn ich sie im Krankenhaus besuchte, hatte ich ein schlechtes Gewissen meiner Frau gegenüber. Und das, obwohl ich nichts von ihr wollte und mittlerweile sogar ziemlich sicher war, dass auch sie keine speziellen Interessen an mir hegte.
    Meine Frau kämpfte weiter gegen ihren Frauenarzt an, der ihr nach wie vor zu einem Schwangerschaftsabbruch riet, ohne dass es einen konkreten Befund gab. Es war eine schwere Zeit, der Zwischenfall hatte überall für Unruhe gesorgt, innerhalb der Firma wie auch außerhalb, und natürlich auch in meiner Familie und in mir selbst. Wer wusste, ob es nicht bald schon einen Nachahmer geben würde? Die Zahl der Leute, die durch Mitsugai ihren Arbeitsplatz verloren hatten, war Legion.
    Ich wurde wie ein Held gefeiert, ohne dass ich mich darüber freuen konnte. Ich fragte mich, ob es wirklich gut gewesen war, die Bombe zu entschärfen. Was wäre geschehen, wenn ich sie hätte explodieren lassen? Hätte es irgendetwas geändert? Wäre das Monster namens Mitsugai davon geschädigt worden, oder hätte es nur noch einen größeren Appetit entwickelt?
    Hara erhielt einen heftigen Verweis wegen seiner kritischen Äußerungen über die Firma. Meiner Meinung nach hätte man ihm für seine Bemühungen, die Situation zu entschärfen, einen Orden verleihen müssen, doch offenbar zählten nur Erfolge, und die hatte nicht er, sondern ich herbeigeführt.
    Einen Orden erhielt auch ich nicht. Dafür hatte man sich etwas anderes überlegt.
    Etwas Größeres.
    Ich hatte es beinahe schon geahnt: Man bot mir das Amt des Geschäftsführers an.
    Ich lehnte spontan ab, wie ich es eingeübt hatte, doch man ging nicht darauf ein und bat mich, in aller Ruhe darüber nachzudenken. Man zählte mir eine halbe Stunde lang meine Vorzüge auf. Von den meisten hatte ich noch nicht einmal gewusst, dass ich sie hatte.
    Ich verstand, dass es nicht nur eine Frage der Dankbarkeit war. Man wollte wirklich, dass ich die Firmenleitung übernahm. Man versprach sich etwas davon.
    Aber ich wollte nicht.
    Wollte nicht sterben.

10
    Von dem Zeitpunkt an, da man mir das Angebot gemacht hatte, verzichtete ich darauf, Emi im Krankenhaus zu besuchen. Ich hatte einfach das Gefühl, es würde die Dinge noch komplizierter machen. Sie würde bestimmt versuchen, mich dazu zu überreden, den Posten anzunehmen. Von Anfang an schien sie in mir den zukünftigen Geschäftsführer gesehen zu haben. Inzwischen war ich nicht mehr in der Lage, über die einst so komische Vorstellung zu lachen. Nun war ich nur noch einen winzigen Schritt von dem Amt entfernt.
    Warum eigentlich nicht Emi? , dachte ich immer wieder. Warum kann sie nicht die Firma leiten? Sie behauptet, das Geheimnis zu kennen, möchte es aber

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