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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Kontakt mit dem Wagen gehabt hat, wenn Sie wollen.«
    »Danke.«
    Er sprach eine Weile mit den Leuten, die ich ihm zeigte, und ließ mich - mit einem uniformierten Polizisten an meiner Seite - aus der Nähe zusehen, allerdings nicht nahe genug, dass ich seine Fragen oder die Antworten der Bauarbeiter verstanden hätte.
    Zuerst kam ein Mann von der Spurensicherung und dann der Leichenwagen. Die Polizei machte ihre eigenen Fotos. Ich fragte mich, ob meine für Lefebvre überhaupt noch von Interesse wären.
    Als der Mann von der Spurensicherung seine ersten Verrichtungen im Kofferraum erledigt hatte, folgte die heikle Aufgabe, die Toten herauszuholen. Lefebvre sprach in scharfem Ton mit einem der Assistenten des Coroners. Ich schnappte ein Wort auf: »Drei.«
    Drei Leichen? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nur zwei gesehen hatte, aber schließlich hatte ich den Inhalt des Kofferraums auch nicht so inspizieren können wie die Polizeiermittler.
    Der Assistent brachte einen kleinen Leichensack. Die Knochen eines Kindes?
    Nach und nach trudelten Vertreter anderer Medien ein, während der ausgegrabene Buick auf einen Sattelschlepper verladen wurde. Schließlich kam ein Lieutenant vom Las Piernas Police Department und gab, nachdem er sich mit Arden und Lefebvre besprochen hatte, eine kurze Presseerklärung ab - vermutlich menschliche Überreste waren entdeckt
worden, man hatte die Ermittlungen aufgenommen, aber weitere Kommentare würden warten müssen, bis das Büro des Coroners die Leichen hatte untersuchen können. Man rief dem Lieutenant eine Menge Fragen entgegen, aber er beantwortete keine.
    Ich sah auf die Uhr. Ich musste den Redaktionsschluss einhalten, und ich hatte noch eine Menge Fragen, aber jetzt, wo der Lieutenant aufgetaucht war, konnte mir Lefebvre wahrscheinlich keine beantworten. Ich wollte wissen, ob irgendwelche Papiere bei den Leichen gefunden worden waren. Wenn nicht, würde ich das Archiv der Zeitung aufsuchen, wo Artikel, Fotos und alte Ausgaben der Zeitung aufbewahrt wurden, um nachzusehen, welche Personen in der Zeit, als der Buick ein Neuwagen war, verschwunden waren.
    Ich ertappte mich dabei, dass ich an O’Connor denken musste. Er hatte jedes Jahr über Vermisste geschrieben, und das seit 1956. Im Jahr zuvor war eine Unbekannte unter dem Anglerpier von Las Piernas gefunden und nie identifiziert worden. Irgendjemand hatte der Frau den Spitznamen Hannah gegeben. O’Connor hatte über den Fund ihrer Leiche 1955 geschrieben, und dann, am ersten Jahrestag des Leichenfundes, verfasste er die erste seiner »Wer ist Hannah?«-Kolumnen. Sie zählten zu den eindrucksvollsten Artikeln, die ich je gelesen hatte.
    In der Artikelreihe ging es nicht nur um Hannah, sondern um alle unbekannten, tot aufgefundenen Männer und Frauen - und um die andere Seite der Gleichung, nämlich um Vermisste. Jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, war der Fall Hannah noch immer ungelöst, doch O’Connor hatte der Polizei durch seine Kolumne geholfen, eine Reihe anderer Fälle aufzuklären. Falls irgendjemand in Las Piernas wusste, wer noch vermisst wurde, dann war das O’Connor.
    Wahrscheinlich würde Wrigley ihm die Geschichte übertragen.

    Ich sagte mir, dass sie in schlimmeren Händen landen könnte als in denen O’Connors. Wenn anstelle von Wildman oder Pierce er sie bekam, würde sie zumindest mit der ihr gebührenden Sorgfalt behandelt.
    Trotzdem schmeckte mir der Gedanke ganz und gar nicht, sie überhaupt an jemand anders zu verlieren.
    Wenn ich O’Connor gegenüber ein klein wenig Respekt an den Tag legte, könnten wir vielleicht einen neuen Anfang machen. Ich hatte nichts dabei zu gewinnen, dass ich mit ihm im Streit lag, aber eine Menge zu verlieren. Zum Beispiel würde mich die Zeitung wohl nicht weiterbeschäftigen, wenn ich einem ihrer Stars das Leben sauer machte.
    Ich sah erneut auf die Uhr und seufzte. Ein schlecht geworfenes Schälchen Erdbeeren hatte mir vermutlich die Aussichten darauf ruiniert, dieses Thema bis zum Ende bearbeiten zu dürfen.

27
    O’Connor sah auf die Uhr. Sie war nun schon seit mehreren Stunden allein am Ort des Geschehens. Ob er Wrigley wohl breitschlagen könnte, ehe der Redaktionsschluss sie wieder hierher führte?
    Wrigley klopfte mit dem Bleistift auf seinen Schreibtisch und musterte die Schachtel, die O’Connor darauf gestellt hatte. Mit Filzstift war in einer Klaue, die nur wenige entziffern konnten, ein Name darauf geschrieben: Jack.
    Wrigley hatte im ersten Moment

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