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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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sind, haben die Leute ihren Schutt doch überall vergraben.«
    »Haben Sie hier heute noch anderen vergrabenen Abfall gefunden?«
    Er runzelte die Stirn und winkte den Baggerführer herbei. Schon bald hatte dieser einen alten, zerbeulten blauen Buick freigeschaufelt. »Der stammt mindestens aus den Fünfzigerjahren«, mutmaßte einer der Männer.
    »Jetzt sind wir schon lang genug aufgehalten worden«, sagte Brian O’Malley. »Holen wir das verdammte Teil da raus.«
    Einer der Männer war an den Kofferraum getreten und versuchte nun, ihn zu öffnen. Als er Brians Anordnung hörte, sagte er: »Moment mal, womöglich ist da ein Koffer voller Geld drin.« Er schaffte es, das Schloss zu öffnen, doch als er den Kofferraumdeckel hob, erbleichte er. »Heilige Scheiße, Brian …«
    Wir kamen alle näher, um hineinzusehen.
    »Menschen«, sagte ich und starrte ungläubig auf die Skelette und die vertrockneten Sehnen vor mir. Zwei lose Schädel starrten mich aus leeren Augenhöhlen an.
    »Verdammte Scheiße, der Zeitplan ist beim Teufel«, fauchte Brian angewidert. Als ihm meine Anwesenheit wieder bewusst wurde, fügte er hinzu: »Verraten Sie bloß Ihrem Vater nicht, dass ich vor Ihnen solche Ausdrücke benutzt habe.«

26
    Die Leichen waren weitgehend mumifiziert - vertrocknete, gelb-braune Sehnen, die an Knochen hingen. Beide Schädel beschädigt. Ein Mann und eine Frau, wie man aus dem langen,
fleckigen Kleid und dem Anzug des Mannes ebenso schließen konnte wie aus dem Knoten, der auf eine Krawatte unterhalb des einen Schädels hindeutete. Sie lagen aufeinander, die Frau unter dem Mann. Hier und da blitzten kleine glitzernde Objekte auf. Ich holte tief Luft und zwang mich, noch ein paar Fotos zu machen, ehe Brian den Kofferraumdeckel zuschlug.
    »Das wär’s fürs Erste, junge Frau …«
    Eine echte rasende Reporterin hätte ihn jetzt bitten müssen, den Kofferraum wieder aufzumachen, aber ich war offen gestanden erleichtert, die Leichen nicht mehr sehen zu müssen. Mir war ein bisschen flau.
    »Doug!«, rief er einem der stämmigsten Männer zu. »Sie sorgen dafür, dass niemand hier herumfummelt, klar?«
    »Klar, Boss.«
    Brian ging zu seinem Wohnwagen, und ich folgte ihm, wobei ich mich sputen musste, um mit seinen langen Beinen mithalten zu können.
    »Haben Sie gesehen, was da drin war?«, fragte ich.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Ich meine, abgesehen von den Leichen.«
    Er blieb wie angewurzelt stehen.
    »Im ganzen Kofferraum lagen Diamanten verstreut«, sagte ich.
    »Oder geschliffenes Glas«, erwiderte er, aber das glaubte er ebenso wenig wie ich.
     
    Ich war entschlossen, mein Recht, über die Angelegenheit zu schreiben, bei H. G. mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Ich hatte mir sämtliche Argumente zurechtgelegt und rechnete schon damit, sie John Walters - dem Nachrichtenchef - und Wrigley vortragen zu müssen. Doch H. G. überraschte mich. Er ließ mich ausreden, als ich ihm die Eckdaten der Angelegenheit vortrug, und antwortete erst nach kurzem Schweigen. »Ich lasse Sie fürs Erste mal allein an der Sache arbeiten. Aber
Sie müssen mir hier und jetzt etwas versprechen, nämlich dass Sie mir nichts verheimlichen und dass Sie Hilfe anfordern, wenn Sie welche brauchen.«
    Ich versprach es ihm. »Solange ich mich um alles kümmere, was weiter passiert - glauben Sie, ich könnte jemanden um Unterstützung bitten, der sich ein bisschen um die Vorgeschichte dieses Grundstücks kümmert? Jemand, der nicht versucht, mir die Geschichte wegzuschnappen?«
    Er lachte. »Sicher. Haben Sie irgendjemanden im Sinn?«
    »Lydia Ames.«
    »Die ist beim Feuilleton.«
    »Vertrauen Sie mir. Wir haben in unserer College-Zeitung zusammen einen Beitrag über den neuen Anbau der Universität geschrieben, und Lydia hat sämtliche Recherchen in Bezug auf das Grundstück gemacht.« Ich nannte ihm die wenigen Details, die ich über Griffin Baer wusste. »Der Wagen sieht aus, als stamme er aus den Fünfzigerjahren, aber vielleicht war er ja nicht mehr neu, als man ihn vergraben hat. Lydia kann recherchieren, wie lange das Grundstück Griffin Baer gehört hat, und die Erben fragen, wer da draußen gewohnt hat, nachdem er selbst ja woanders ansässig war.«
    »Wenn sie beim Feuilleton auf sie verzichten können, okay. Wenn nicht, suche ich jemand anders und sorge dafür, dass er seine Pfoten von Ihrer Story lässt.«
    Ich versicherte ihm, dass ich eine Rolle Zehn-Cent-Stücke hatte und ihn anrufen würde, sobald ich

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