Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
weitere Hilfe benötigte, ehe ich wieder zu der Baugrube mit dem vergrabenen Auto hinausfuhr.
    Die Außenseite des Wagens war zum größten Teil dermaßen schmutzig, dass man kaum hineinsehen konnte. Allerdings bezweifelte ich, dass pieksaubere Autofenster viel genutzt hätten, da die Windschutzscheibe herausgefallen und der größte Teil des Fahrgastraums voller Erde war. Der Kühlergrill war eingedrückt, sodass es aussah, als wäre der Wagen in einen Unfall
verwickelt gewesen, aber vielleicht war das auch beim Vergraben geschehen. Die Nummernschilder fehlten.
    Die Polizei kam und machte meiner Schnüffelei ein Ende. Zuerst uniformierte Beamte und nicht viel später zwei Ermittler in Zivil. Einer der Männer im Anzug war ein breitschultriger, grauhaariger Mann, den ich auf Mitte fünfzig schätzte und der eine freundliche, lockere Art hatte. Er stellte sich als Detective Matt Arden vor. Fast sofort ignorierte er meine Anwesenheit und konzentrierte sich auf Brian und die Arbeiter.
    Sein Partner war groß und schlank und wesentlich reservierter. Außerdem war er jünger als Arden, schätzungsweise um die vierzig. Als gut aussehend hätte ihn wohl niemand bezeichnet. Er hatte harte Gesichtszüge, aber schöne große und eindringliche braune Augen. Er musterte die Gruppe von Leuten, die um das Auto herumstanden, als wollte er sich alles und jeden einprägen. Schließlich fiel sein Blick auf mich. Ich konnte fast hören, wie er sich selbst zuflüsterte: »Eines dieser Wesen ist nicht wie die anderen …«
    »Irene Kelly«, sagte ich und hielt ihm die Hand hin. »Vom Las Piernas News Express.«
    Er wahrte seine ach-so-ernste Miene, schüttelte mir aber die Hand. Es war ein angenehmer, fester Händedruck. »Philip Lefebvre vom Las Piernas Police Department.«
    Ich vernahm die Imitation meiner Art der Vorstellung und musste schmunzeln. Indem ich mir besondere Mühe mit der Aussprache seines Familiennamens gab, sagte ich: »Detective Lefebvre, für die Leute da im Kofferraum können Sie nicht mehr viel tun, aber Sie können heute ein anderes Leben retten.«
    »Ihres?«, fragte er lächelnd. Er hatte einen abgebrochenen Schneidezahn. Irgendwie fand ich das süß.
    »Ja, genau. Man hat mich hier herausgeschickt, damit ich über den ersten Spatenstich für den Bau eines Einkaufszentrums schreibe. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie sehr das hier alles verändert.«

    »Die Toten bedeuten für Sie quasi einen Karrieresprung, stimmt’s?«
    Ich glaube nicht, dass ich zusammenzuckte - zumindest nicht äußerlich. »Erzählen Sie mir nicht, dass sie für Sie nicht genau das Gleiche bedeuten.«
    Er zuckte à la française die Achseln. »Wir wissen ja noch nicht einmal, ob es Mord war.«
    »Sie hätten natürlich selbst in den Kofferraum steigen, ihn zuschlagen und sogar ihren Mord-Selbstmord-Pakt darin ausführen können, aber ich weiß nicht, wie sie dann die Waffe aus dem Wagen geschmuggelt oder ihn vergraben haben sollen, während sie selbst darin gelegen sind. Schon gar nicht in Abendkleidung. Mann, ich weiß ja nicht mal, wie sie die Arme wieder seitlich haben anlegen können, nachdem sie sich erschossen haben.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie erschossen worden sind?«, fragte er und bemerkte im selben Moment die Kamera in meiner Hand. »Haben Sie Fotos von dem Wagen und seinem Inhalt gemacht?«
    »Ja. Und das mit den Schüssen weiß ich gar nicht genau, ebenso wenig wie ich weiß, ob das die Todesursache war, aber sie haben Verletzungen an den Köpfen, die wie Ein- und Austrittslöcher von Kugeln aussehen.«
    Er seufzte. »Wollen Sie mit mir handeln, Ms. Kelly?«
    »Irene. Und machen wir es doch nicht noch schmutziger, als es ohnehin schon ist - Phil.«
    Das brachte mir ein Lachen von ihm ein. Matt Arden sah erstaunt zu uns herüber.
    »Wissen Sie was?«, sagte ich. »Ich mache von jedem Bild zwei Abzüge und gebe Ihnen einen, wenn Sie mir versprechen, dass Sie sie nicht an andere Medienvertreter weitergeben. Aber bitte zwingen Sie mich nicht, tausend Meilen weit weg von allem stehen zu müssen, was hier gesagt und getan wird.«
    »Na gut«, sagte er, »aber Sie stehen auch nicht im Zentrum
des Geschehens. Sie versuchen nicht zu lauschen, wenn ich mit meinem Partner spreche, und Sie fassen nichts an - haben Sie den Wagen angefasst?«
    »Nein. Die Einzigen, die ihn angefasst haben, waren ein paar von den Bauarbeitern, und von denen haben die meisten Arbeitshandschuhe getragen. Ich kann Ihnen zeigen, wer direkten

Weitere Kostenlose Bücher