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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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sich sonst einen Durchsuchungsbefehl, sperren alles ab, und ich kriege überhaupt nichts mehr zu sehen. Auf die Art brauchen Sie weder einen Richter zu belästigen noch Ihr gelbes Absperrband zu verschwenden, und ich bekomme die Kommentare eines Profi-Ermittlers zu hören. Also, ich rufe Sie an, sobald ich von Max gehört habe. Und Sie rufen mich an …?«
    »Wenn ich kann. Versprochen.«
    »Lefebvre?«
    »Ja?«
    »Sind sie im Wagen gesessen, als sie ermordet wurden?« Nach langem Schweigen antwortete er: »Vielleicht.«
    »Lassen Sie es mich so formulieren: Ist noch jemand anders außer den Ducanes in diesem Wagen ums Leben gekommen?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    Ich seufzte. »Wissen Sie, ob die Ducanes vorne oder hinten sitzen mussten?«
    »Wenn ich Ihnen das verrate, überkommt Sie dann der Drang, es morgen in der Zeitung zu bringen?«
    »Ich kann es zurückhalten, falls Sie bereit sind, mir sofort Bescheid zu sagen, wenn Sie die Information freigeben.«
    »Na gut. Wir haben Anzeichen dafür gefunden, dass sie auf dem Rücksitz gesessen haben.«
    »Danke, Phil. Ich werde mein Versprechen halten.«
    »Wenn ich daran nicht geglaubt hätte, hätte ich Ihnen überhaupt nichts verraten.«
     
    Ich schrieb schnell, da ich zunächst alles festhalten wollte. Daran feilen konnte ich später. Mein Versprechen gegenüber Lefebvre hielt ich.
    Als O’Connor zurückkehrte, hatte er andere Schuhe an. »Was ist denn mit denen passiert, die Sie zuvor angehabt haben?«, fragte ich.
    »Die habe ich mir beim Mittagessen bekleckert.«

    »So was Dummes.« Mir fiel auch auf, dass seine Haare ein bisschen feucht waren und er nach Seife roch. Hatte er nach dem Essen geduscht? Auf einmal dämmerte mir, was das bedeutete - O’Connor hatte eine Freundin und hatte eine schnelle Nummer mit ihr geschoben, während ich im Cliffside war. Und da wagte er es, mich wegen Max aufzuziehen? Ich verkniff mir ein Grinsen.
    »Nicht so wild«, erwiderte er. »Was gibt’s Neues?«
    Wenn ich ihm erzählte, dass Eric Yeager uns bedroht hatte, würde ich wahrscheinlich einen Vortrag darüber zu hören bekommen, warum das kein Job für eine Frau war. Und so berichtete ich ihm von meinem Essen mit Max - ohne die Drachentötergeschichte - und von meinem Plan, die Ducane-Villa zu besichtigen. »Nicht zu fassen, dass Lillian diesen Jungen unter ihrem Dach aufgenommen hat«, sagte er.
    »Er ist gar nicht so übel.«
    Mit schmalen Augen sah er mich an. »Sie sind wohl ganz hingerissen, was?«
    »Herrgott noch mal, ich habe lediglich mit ihm zu Mittag gegessen - im Gegensatz dazu, was andere Leute in ihrer Mittagspause so treiben. Und ich habe mein Essen selbst bezahlt. So.«
    »Sie haben ihm damals bei Lillian Ihre Nummer gegeben, aber er hat erst angerufen, als die neuesten Entwicklungen ans Licht gekommen sind, stimmt’s?«
    Wäre eine Schüssel Erdbeeren in der Nähe gewesen, hätte er gleich noch mal duschen müssen. Ich ballte die Fäuste, hielt aber den Mund. Dann wandte ich mich um und schrieb an dem Beitrag über Max weiter.
    Kurz darauf beugte sich O’Connor über meine Schreibmaschine. »Wrigley hat es abgelehnt, Ihre Freundin in die Nachrichtenredaktion zu versetzen.«
    Das tat weh, noch dazu, wo es seiner vorherigen Beleidigung auf dem Fuß folgte, doch ich versuchte, gleichgültig zu klingen, als ich sagte: »Sein Pech.«

    »Ich habe ihm gesagt, dass es Ihnen das Leben erleichtern würde, wenn noch eine zweite Frau bei den Nachrichten arbeitet.«
    »Tja, kein Wunder, dass er Nein gesagt hat - das wäre ja ein Scheißgrund, sie hierher zu holen. Außerdem stimmt es gar nicht. Mir fehlt nichts. Aber danke dafür, dass Sie Lydia alles versaut haben.«
    »Warum reden Sie so? Wie ein Matrose?«
    »Warum sollen die Männer im Alleinbesitz sämtlicher Schimpfwörter sein? Warum sollt ihr die Einzigen sein, die ihre Wut zum Ausdruck bringen dürfen?«
    »Es ist nicht …«
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht ›damenhaft‹.«
    »Na gut. Es ist unfein. Und unprofessionell.«
    Ich stand auf, stieg auf den Sitz meines Stuhls und rief: »Jeder Mann, der noch nie ›Scheiße‹ gesagt hat, soll bitte die Hand heben.«
    Absolute Stille trat ein, durchbrochen nur vom Ticken der Fernschreiber. Keine einzige Hand ging in die Höhe. Wrigley trat an die Tür seines Büros. Er sah O’Connor an und grinste.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »O’Connor hält euch alle für unprofessionell. Dafür könnt ihr jetzt ihn zur Sau machen.«
    Nun ertönten Lachen und Applaus,

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