Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
richtete. »Und jetzt schreib schnell deinen Artikel zu Ende, Irene Kelly.«

34
    Es wunderte mich, dass O’Connor noch nicht zurückgekommen war, und ich fragte mich, was er wohl trieb. Doch ich hatte jede Menge zu tun, und so begann ich, meine Reportage darüber zu schreiben, wie Max Ducane darauf reagiert hatte, dass er nun doch nicht der verschollene Erbe sein konnte, und der Öffentlichkeit zum ersten Mal darzulegen, warum er Warren Ducanes Angebot angenommen hatte. O’Connor war es ja nicht gelungen, Max seine Beweggründe dafür zu entlocken.
    Etwas widerstrebend rief ich Lillian Linworth an. Ich wollte sie sprechen, ehe Max nach Hause kam. Verständlicherweise war sie infolge der Leichenfunde vom Vortag immer noch aufgewühlt, sagte aber, dass sie nicht vorhabe, Max zu bitten, den Namen ihres Enkels wieder abzulegen. »Max ist ein guter Mensch, und seine Unterstützung und Anwesenheit hier waren mir ein enormer Trost. Sie haben ihn doch heute getroffen, stimmt’s?«
    »Ja. Ich habe ihn beim Mittagessen interviewt.«
    »Oh.« Sie klang ein bisschen enttäuscht.
    »Er hat mir erzählt, Sie möchten, dass er in das Haus Ihrer Tochter zieht.«
    »Wenn er will, ja.«
    »Wäre es möglich, dass ich mir das Haus ansehe, ehe es den Besitzer wechselt?«
    Nach langem Schweigen antwortete sie: »Wenn Max Sie begleitet, habe ich nichts dagegen.«
    »Wissen Sie von der Belohnung?«
    »Belohnung?«
    »Er bietet zwanzigtausend Dollar für Informationen, die
zur Festnahme und Verurteilung der Mörder von … nun ja … Max Ducane führen. Und von Kathleen und Todd.«
    »Tatsächlich?«, sagte sie, ehrlich erstaunt. »Eine wunderbare Idee. Bitte schreiben Sie, dass ich die Summe verdoppele.«
     
    Ich rief Lefebvre an, um ihn nach seiner Meinung dazu zu fragen. »Ist das nicht toll?«, fragte ich. »Das ist mehr Geld, als die meisten Leute in einem Jahr verdienen.«
    »Es könnte hilfreich sein«, erwiderte er.
    »Sie klingen müde.«
    »Ich habe nicht viel geschlafen. Wissen Sie, die ersten vierundzwanzig Jahre sind bei einem Mordfall immer die wichtigsten.«
    »Jahre? Ich dachte Stunden.«
    »Ich konnte noch nie gut Witze reißen«, sagte er traurig.
    »Doch, ich bin nur nicht so schnell wie Sie.«
    Anscheinend hatte ich einen Witz gemacht, denn nun lachte er.
    »Also, Phil, meinen Sie, dass es was nützt?«
    »Kann gut sein. Es kann allerdings auch sein, dass es uns ständig auf falsche Fährten lenkt. Aber bei einem so alten Fall ist es wahrscheinlich eher günstig.«
    »Darf man hoffen, dass auf dem Wagen Fingerabdrücke zu finden sind?«
    »Sicher. Sie und diese Bauarbeiter haben doch alles angetatscht.«
    »Sie wissen genau, was ich meine.«
    »Schwierige Frage. Ich glaube, wir werden mehr Glück mit Haaren und Fasern haben.«
    »Blutflecken?«
    »Ja.«
    »Sie wollen mich absichtlich ärgern.«
    »Das haben Sie gemerkt, was?«
    »Ja.«

    »Tja, Irene, mich ärgert dieser Fall. Aber vielleicht beschert uns die hohe Belohnung ja einen aufrichtigen Augenzeugen und nicht nur einen Haufen geldgieriger Wichtigtuer. Was glauben Sie, wie gut meine Chancen stehen?«
    »Schlafen Sie erst mal eine Runde. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich in der Ducane-Villa irgendwas finde.«
    »Was?«
    Ich legte auf.
    Keine zehn Sekunden später klingelte mein Telefon.
    »Das war unhöflich«, sagte er.
    »Wollen Sie sich entschuldigen?«
    »Ich habe gemeint, dass Sie unhöflich waren.«
    Ich gab es zu. »Ich dachte nur, dass zwischen uns ein Geist der Offenheit herrscht, weiter nichts.«
    »Ich kann Ihnen nicht alles sagen. Das wissen Sie.«
    »Das gilt umgekehrt genauso. Aber ich kann Ihnen sagen, dass das ehemalige Ducane-Haus offenbar im Stil einer Miss Havisham erhalten ist.«
    »Da bin ich aber erleichtert.«
    »Dass Lillian alles so gelassen hat, wie es in der Mordnacht gewesen ist?«
    »Nein, dass man in den Schulen immer noch Große Erwartungen liest.«
    »Besonders hat es mir nicht gefallen, ehrlich gesagt.«
    »Kein Wunder. Also, steht etwa hier in Las Piernas in irgendeiner finsteren, staubigen Dachkammer eine Hochzeitstorte voller Spinnweben herum?«
    »Ich sag’s Ihnen, wenn ich zurück bin. Falls Max mich auf einen Rundgang mitnimmt.«
    »Vielleicht hätten Sie gern einen Dritten dabei, damit Sie sich nicht so einsam fühlen?«
    »Weil Sie mir in letzter Zeit so viele Gefallen getan haben?«
    »Erwarten Sie jetzt, dass ich bitte sage?«
    »Nein, ich möchte nicht, dass Sie vor Überanstrengung umkommen.
Außerdem besorgen Sie

Weitere Kostenlose Bücher