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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Parkett sowie blutige Schuhabdrücke. Eine Schranktür stand offen. Verschiedene Gegenstände lagen auf dem Fußboden. Einen davon erkannte O’Connor sofort, und ihm wurde schwummrig, als hätte man ihm einen harten, unerwarteten Schlag versetzt.

    »Irenes Jacke«, sagte O’Connor erschüttert und wollte schon auf sie zugehen, ehe ihn der Druck von Lefebvres Hand auf der Schulter daran erinnerte, dass er den Raum nicht betreten durfte.
    »Ja. Ich erkenne sie auch wieder. Die hat sie heute angehabt«, bestätigte Lefebvre. »Und das ist ihre Tasche, nicht wahr?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Vor ihnen lagen außerdem eine Brieftasche, einige blutige Taschentücher, ein Lappen und ein Fläschchen.
    Lefebvre trat vorsichtig ins Zimmer, sorgsam darauf bedacht, nicht auf Blutflecken und -spritzer zu treten. Kurz musterte er die Schuhabdrücke - die offenbar entstanden waren, als jemand in diesem Raum in Blut getreten war, jedoch schwächer wurden, als der Betreffende den Flur entlang auf die Treppe zugegangen war. Lefebvre hielt sich noch eine Weile damit auf, einen Handabdruck auf dem Boden zu studieren, ehe er das kleine Fläschchen betrachtete, allerdings ohne es aufzuheben.
    »Chloroform«, sagte er.
    O’Connor lehnte sich gegen den Türrahmen. »Mein Gott …«
    Lefebvre sah ihn an. »Wahrscheinlich hat sie das Haus lebend verlassen. Sie hätten sich nicht die Mühe gemacht, sie zu transportieren, wenn sie nichts weiter im Sinn gehabt hätten, als sie umzubringen.«
    O’Connor schwieg, doch Lefebvre erriet seinen nächsten Gedanken, da er hinzufügte: »Sinnlos, jetzt schon mit dem Schlimmsten zu rechnen.«
    Er zog ein Paar Handschuhe an und öffnete vorsichtig Irenes Handtasche. Erst hielt er ein Reporter-Notizbuch in die Höhe, dann eine Armbanduhr.
    »Gehört beides ihr. Wenn er ihr etwas angetan hat …«, sagte O’Connor wütend.

    Lefebvre ignorierte ihn und fasste erneut in die Tasche. Er fand eine weitere Armbanduhr, diesmal ein Männermodell, und eine Brieftasche.
    O’Connor stutzte. Zwei Brieftaschen? Zwei Uhren? Waren sie alle beide überwältigt worden?
    Lefebvre vergewisserte sich, dass die Brieftasche aus der Handtasche Irene gehörte. »Geld und Kreditkarten sind noch drin, also ist sie offenbar nicht ausgeraubt worden.« Behutsam öffnete er die Männerbrieftasche. Ein in Papier eingewickelter Gegenstand fiel heraus. Lefebvre ignorierte ihn zunächst und durchsuchte die Brieftasche. »Max’ vorläufiger kalifornischer Führerschein. Offenbar ist auch er nicht ausgeraubt worden. Aber ich würde sagen, sie stecken beide in der Klemme.« Lefebvre griff nach dem herausgefallenen Papier und faltete es auf. »Ein Führerschein aus New Hampshire. Auf den Namen Kyle Yeager - Max’ alter Führerschein.« Er las, was auf dem Zettel stand, der herumgewickelt gewesen war. Das Blatt hatte jemand aus einem Spiralblock herausgerissen.
    »Was steht denn da?«, erkundigte sich O’Connor beklommen.
    »Da steht: ›Warren Ducane weiß, wo wir sind.‹«

47
    In absoluter Finsternis schlug ich die Augen auf. Einen panischen Moment lang war ich davon überzeugt, blind zu sein. Meine Wange lag auf einer kalten Fläche - hart und glatt. Beton oder Marmor vermutlich. Ich roch getrocknetes Blut an meiner Kleidung. Da fiel mir Max wieder ein. Beim Versuch, mich zu bewegen, stellte ich fest, dass meine Handgelenke ebenso aneinander gefesselt waren wie meine Füße.
    »Wer ist da?«, rief eine Stimme ganz in der Nähe.
    »Max? Ich bin’s - Irene.«

    »Irene? Oh Gott …«
    »Was macht dein Kopf? Du hast geblutet …«
    »Mir fehlt nichts - haben sie dich verletzt?«
    »Eigentlich nicht. Sie haben mich mit irgendwas betäubt - mit Chloroform oder Äther.«
    »Und wie fühlst du dich?«
    »Ein bisschen benommen, sonst geht’s. Max, ich mache mir Sorgen um dich. Dein Kopf hat so stark geblutet. Und du klingst - ich weiß nicht, du klingst einfach nicht wie sonst. Dir geht’s auf jeden Fall schlechter als mir. Bist du noch gefesselt?«
    »Ja. Mir … mir fehlt nichts. Ich glaube auch nicht, dass ich immer noch blute, aber ich bin gefesselt. Du auch, nehme ich an?«
    »Ja. Dein Kopf tut bestimmt furchtbar weh.«
    »Sie haben mir ziemlich fest draufgehauen, glaube ich.«
    »Deine Vettern?«
    »Sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube schon. Der Typ hat mich von hinten attackiert.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich bewusstlos gewesen war, und begann, mich zu fragen, wie spät es war. Mein Vater - ich musste hier

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