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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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zwanzig Jahre lang von Onkel Mitch schikanieren lassen, oder du kannst mit mir in die Karibik kommen. Ich habe die Nase voll. Ich verschwinde. Was du tust, ist dein Bier, aber ich habe falsche Pässe und alles Weitere organisiert, falls du mitkommen willst. Plan B.«
    Ian schluckte schwer. Er schwieg so lange, dass Eric schon fast sicher war, er werde dableiben. Würde er sich wirklich trauen, es allein durchzuziehen?
    »Ich komme mit«, sagte Ian.
    Eric lächelte. »Du wirst es nicht bereuen. Ich versprech’s. Jetzt schnapp dir ein paar Klamotten und lass uns abzischen.
Trödel da drinnen nicht rum - wir müssen Land gewinnen, ehe Onkel Mitch dahinter kommt, was los ist.«
    »Wie sieht’s denn mit unseren Finanzen aus?«
    »Ich habe ein bisschen Geld auf ein Konto da unten eingezahlt.« Er überlegte, ob er ihm von der Tasche im Kofferraum erzählen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass das warten konnte. »Beeil dich. Ich erzähle dir den Rest auf dem Weg zum Flughafen.«
    Eric ließ den Motor laufen. Ian blieb nur ein paar Minuten im Haus. Als er wieder herauskam, hatte er eine Segeltuchtasche in der Hand. »Ich habe Unterwäsche dabei, eine Jeans und dreitausend Dollar«, sagte er. »Mehr Geld hatte ich nicht im Haus.«
    »Ist doch super, Ian«, erwiderte Eric und fuhr los.
    Sie waren schon auf dem Freeway, als Ian fragte: »Was wird aus Kyle und dem Mädchen?«
    »Nicht unser Problem«, antwortete Eric und wechselte auf die Überholspur.

46
    Lefebvre kam fast zeitgleich mit O’Connor vor der im Dunkeln liegenden Villa an der Shoreline Avenue an.
    »Sieht nicht danach aus, als wäre jemand da«, bemerkte Lefebvre.
    »Haben Sie jemanden losgeschickt, der nach dem BMW Ausschau hält?«
    »Ja.«
    »Auf wen ist er zugelassen?«
    Lefebvre antwortete nicht. O’Connor hatte eigentlich auch keine Antwort erwartet, doch er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass ungefragte Fragen erst recht nicht beantwortet werden, also hatte er es einfach versucht.

    Lefebvre holte ein tragbares Polizei-Funkgerät und eine große Taschenlampe aus dem Auto. O’Connor hielt seine Taschenlampe bereits in der Hand. Es war windig, und er zog die Jacke enger um sich.
    Sie gingen zur Vordertür und fanden sie versperrt. Als sie mit den Taschenlampen in die großen Fenster leuchteten, konnten sie keine Spur von Irene oder Max entdecken.
    »Vielleicht waren sie da und sind schon wieder weg«, mutmaßte Lefebvre.
    »Sehen wir uns mal hinten um.«
    Das Tor an der Seite war unversperrt. Sie durchquerten den Garten bis hinters Haus.
    »Die Fenster sind offen«, sagte Lefebvre und rief: »Irene! Max! Ist jemand da?«
    Keine Antwort.
    Während Lefebvre an der Hintertür klopfte, ging O’Connor in Richtung Gasse.
    »Lefebvre!«, rief er kurz darauf.
    Der Detective wandte sich zu ihm um.
    »Ihr Wagen steht noch da.«
    Lefebvre trat an seine Seite und leuchtete mit der Taschenlampe in den Wagen, während O’Connor seinen hünenhaften Körper zwischen den kleinen europäischen Wagen und das Garagentor quetschte. Das Tor war nicht verschlossen, und so zog er es auf, um hineinzuspähen. Der Wind fing sich im Tor und knallte es gegen den Karmann Ghia.
    »Dafür wird sie Ihnen eine schöne Abreibung verpassen«, sagte Lefebvre.
    »Ein weiterer Punkt auf einer langen Liste, fürchte ich.« Er leuchtete mit der Taschenlampe in die Garage und holte abrupt Luft. »Ein schwarzer BMW.« Er bückte sich, um die Nummernschilder anzuleuchten, und seufzte. »Das ist aber nicht der, den wir suchen.«
    In Lefebvres Funkgerät knisterte es, und er wandte sich ab,
um hineinzusprechen. Anstatt zu lauschen, lief O’Connor eilig zum Haus zurück. Wenn sie auch jetzt nicht mehr im Haus war, so war dies zumindest der letzte Ort, an dem sie sich aufgehalten hatte. Er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Wenn er überhaupt irgendetwas über sie wusste, dann, dass sie ihren Vater innig liebte und ihn nie im Stich gelassen hätte.
    Er dachte an das Verschwinden seiner Schwester und versank für einen Moment in der Erinnerung an seine Hilflosigkeit - und der Erkenntnis, wie sehr das hier dem damaligen Abend zu ähneln schien. Der Gedanke erfüllte ihn mit Grauen, und er rief sich selbst zur Ordnung. Denk an Irene, schärfte er sich ein. Konzentrier dich aufs Hier und Jetzt.
    Im Eilschritt lief er zur Hintertür. Er klingelte, klopfte, drehte am Knauf. Die Tür blieb verschlossen.
    Er trat zurück und warf sich dagegen. Sie gab ein

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