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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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schon zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um und verständigte Lefebvre.

45
    Mitch Yeager stand vom Esstisch auf.
    Ian und Eric wechselten einen Blick, ehe sie merkten, dass Onkel Mitch ihren Austausch bemerkt hatte und lächelte. Es war kein angenehmes Lächeln.
    »Eric, Ian, in mein Arbeitszimmer«, befahl er. Zum Rest der Familie sagte er: »Entschuldigt uns. Wir haben eine kleine geschäftliche Besprechung.«
    »Aber Daddy!«, protestierte seine Tochter. »Du hast doch versprochen, dass du mir bei den Hausaufgaben hilfst.«
    Eric schöpfte neue Hoffnung.
    Mitch lächelte ihr zu. »Mach ich auch, Herzchen, mach ich. Das hier dauert nicht lange.«
    Erics aufkeimender Optimismus war dahin, und so folgte er seinem Onkel in dessen Arbeitszimmer, Ian im Schlepptau.
    Als sie sich ihm gegenüber hingesetzt hatten, verlangte Mitch: »Erzählt es mir ganz und erzählt es sofort.«
    »Was ganz?«, fragte Eric.
    Mitch warf einen gläsernen Briefbeschwerer nach ihm. Eric duckte sich gerade noch rechtzeitig. Der Briefbeschwerer zerbarst hinter ihm.
    Mitch sah Ian an.
    Binnen Minuten hatte Ian alles ausgeplaudert. Er begann nervös, doch infolge der Begeisterung, die er für das Projekt hegte, lief er mit der Zeit warm. Ian erörterte die in seinen Augen brillanteren Aspekte des Plans, darunter den Ort, wo sie ihre Geiseln versteckt hatten. »Du siehst also, Onkel Mitch, Warren wird zurückkommen müssen.«
    Volle fünfzehn Sekunden lang sagte Onkel Mitch kein Wort,
doch Eric wusste, dass er nicht zufrieden war. Sein Kiefer verkrampfte sich, seine Augen wurden schmal, und er lief rot an.
    »Ihr beschissenen Vollidioten!«, explodierte er. »Da lege ich mich jahrelang ins Zeug, um den Namen der Familie reinzuwaschen, und dann macht ihr so was? Ich verzichte auf lukrative Gelegenheiten, leiste Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen, die mir im Prinzip am Arsch vorbeigehen, und verbringe meine Zeit mit Leuten, die ich verabscheue. Ich bezahle ein halbes Dutzend Verbrecher, damit sie die Klappe halten, und stopfe denen endgültig das Maul, die zu blöd sind, um zufrieden zu sein. Ich schicke meine Kinder auf gute Schulen. Ich habe dafür gesorgt, dass eure jugendlichen Eskapaden seinerzeit nie zu einer Verhaftung oder schlechter Presse geführt haben - was nicht einfach war. Ich sorge für euch, und was bekomme ich als Dank? Einen Flop nach dem anderen, sonst nichts!«
    Er beschimpfte sie und erklärte ihnen, dass er von Glück sagen könne, wenn es ihm auch diesmal gelänge, ihre erbärmliche Haut zu retten, ehe er zu der altbekannten Gardinenpredigt über ihre mangelnde Intelligenz überging. Die ganze Zeit dachte Eric an die Tasche, die er gepackt und im Kofferraum seines Autos versteckt hatte, an die Flugtickets ohne Rückflug, das Bargeld und die anderen Schätze, an das Wohnhaus, das er unter einem anderen Namen gekauft hatte. Er war so stinksauer auf Ian, dass er sich nicht mal sicher war, ob er ihm das zweite Ticket geben würde.
    Er staunte über seine Fähigkeit, diesen Augenblick vorhergesehen zu haben. Vielleicht hatte er schon immer damit gerechnet, dass etwas Derartiges einmal passieren würde, vielleicht hatte er im Grunde seines Herzens schon immer gewusst, dass Ian nicht imstande sein würde, Onkel Mitch die Stirn zu bieten. Wenigstens hielt ihn Onkel Mitch für zu dumm, um noch einen Plan B in der Hinterhand zu haben, was wiederum ein wichtiger Bestandteil von besagtem Plan B war.
    Auf einmal wurde ihm bewusst, dass ihm Onkel Mitch eine Frage gestellt hatte.
    »Na?«, hakte Mitch ungeduldig nach.
    »Nein, sie haben unsere Gesichter nicht gesehen. Wir hatten Masken auf«, antwortete Ian an seiner statt.
    Okay, beschloss Eric, Ian konnte mitkommen.
    »Habt ihr irgendwas vor ihnen geredet?«
    »Nein, wir waren absolut still«, antwortete Eric.
    »Gott sei Dank, wenigstens das!« sagte Mitch. »Ihr geht jetzt zurück und ermöglicht ihnen die Flucht, kapiert? Und zwar sofort, und dann kommt ihr wieder her. Los jetzt. Sofort!«
     
    Draußen angelangt, bestand Eric darauf, das Steuer zu übernehmen. Ian erging sich in wortreichen Entschuldigungen und achtete nicht darauf, wohin sie fuhren, bis Eric vor Ians Haus anhielt.
    »Das ist ja mein Haus«, sagte Ian. »Was willst du hier?«
    »Ich dachte, ich gebe dir Gelegenheit zum Packen. Wenn du deine Unterwäsche aber lieber in Belize kaufen willst, ist mir das auch recht.«
    »Belize? Was redest du da für Zeug?«
    »Du kannst gern hier bleiben und dich noch mal

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