Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
sich geht. Es gibt nur zwei mögliche Ergebnisse dieser Untersuchung. Eine davon ist die, dass Max Lillians Enkel ist.«
    »Ich bin mir ganz sicher, dass er Katys Sohn ist, du nicht auch, Nell? Er gleicht ihr so sehr.«
    »Spiel keine Spielchen mit mir, Lillian! Du hast ihn in Gefahr gebracht!«
    »Ich fürchte, sie hat Recht, Lillian«, warf ich ein. »Aber wenn wir die Polizei verständigen, können sie uns vielleicht helfen. Wenn Max nämlich Ihr Enkel ist, wird es schwierig für Mitch Yeager werden, seine Verbindung zu den Ereignissen dieser Nacht im Januar 1958 abzustreiten.«
    »Dann erzählen Sie doch gleich alles Frank.«
    »Aber Lillian, Sie müssen doch der Tatsache ins Auge sehen, dass die Untersuchungen möglicherweise ergeben, dass Max nicht Ihr Enkel ist, und das …«
    »Das wird ihn erneut in völlige Ahnungslosigkeit darüber stürzen, wer er ist«, sagte Helen. »Und ihn jeder ernst zu nehmenden Möglichkeit berauben, jemals die Wahrheit herauszufinden. Wisst ihr nicht mehr, was er durchgemacht hat, als all das begonnen hat? Wie verwirrt und unsicher er war? Er wird das Gefühl haben, auf unehrenhafte Weise in den Besitz dieses
Vermögens und sämtlicher Vorteile gekommen zu sein und einem armen, ermordeten Säugling, der nie gefunden werden wird, das Erbe genommen zu haben. Ach, Lily, warum hast du Gisella Ross’ Eltern nicht gesagt, sie sollen sich ihren Mayflower-Pakt dorthin stecken, wo die Sonne nicht scheint, zusammen mit dem Honoratiorenverzeichnis und den ganzen anderen Kinkerlitzchen, die zu ihrem bescheuerten Snobismus gehören?«
    »Du könntest mich genauso gut fragen, warum ich Watson und Crick nicht umgebracht habe, als ich begriffen habe, wohin ihre DNA-Entdeckungen führen könnten«, entgegnete Lillian. »Begreifst du es denn nicht, Nell? Du bist diejenige, die naiv ist. Max ist sich seiner Identität nie sicher gewesen. Nie. Von dem Moment an, als ich zum ersten Mal davon gehört habe, dass man anhand der DNA die Abstammung bestimmen kann, wusste ich, dass er früher oder später eine DNA-Untersuchung verlangen würde. Er hat mich auch schon x-mal danach gefragt. Er nimmt Rücksicht auf meine Wünsche, und ohne den zusätzlichen Druck von Gisellas Familie hätte ich es vielleicht geschafft, in mein Grab zu sinken, ohne das durchmachen zu müssen, was mir jetzt bevorsteht. Aber das Ansinnen der Familie Ross ist nichts als ein Vorwand, nach dem Max nur allzu gern gegriffen hat.« Sie seufzte dramatisch. »Soweit ich weiß, können sie auch ausgegangene Haare untersuchen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich befürchten musste, dass Max in einem unbeobachteten Moment meine Bürsten auskämmt.«
    Beide Frauen verstummten wieder, ehe Helen aufstand und sagte: »Irene, bitte fahr mich nach Hause.«
    »Siehst du es jetzt also auch so wie ich?«, fragte Lillian.
    »Oh nein, Lillian.«
    Auf einmal wurde Lillian kreidebleich. »Du würdest doch nichts verraten, was - Nell, ich habe die richtige Wahl getroffen. Du wirst sehen, dass ich Recht habe.«
    »Ich will dich nicht verletzen, Lily, aber ich habe nicht den
Eindruck, dass du sämtliche Konsequenzen bedacht hast. Ich glaube, du irrst dich hinsichtlich der Gründe, warum Mitch Max verschont hat.«
    »Was soll das heißen? Was willst du damit sagen?«
    »Du erzählst mir, dass Mitch intelligent sei. Und du erzählst mir, du glaubst, du seist der Grund, warum Mitch Max verschont hat.« Immer wieder ballte sie die Fäuste. »Ich habe dir das nie erzählt, Lillian, aber es gab einen Grund, warum Katy Jack gebeten hat, an diesem Abend auf ihre Geburtstagsfeier zu kommen. Es ging nicht nur darum, dich zu ärgern.«
    »Nell, das müssen wir doch jetzt nicht auswalzen, oder?«
    »Sie war wegen einer bestimmten Sache außer sich und wollte mit ihm reden, aber Jack hat gesagt, du und Todd hättet dafür gesorgt, dass Katy nie länger als eine Minute mit ihm allein war. Und so hat sie eine dieser Minuten dazu genutzt, ihm einen Zettel zuzustecken. Conn hat ihn in Jacks Manteltasche gefunden. Eigentlich hätte er bei der Polizei landen müssen, aber Jack und Conn wussten, wie sehr er deinem Ruf hätte schaden können.«
    Lillian warf mir einen Blick zu und sagte: »Vielleicht sollten wir darüber lieber …«
    »Irene hat mittlerweile sämtliche alten Unterlagen von Conn in ihrem Besitz, also bin ich sicher, dass sie den Zettel finden wird, falls das nicht ohnehin schon geschehen ist. Jack hat ihn jahrelang aufbewahrt, weil er das Letzte war, was

Weitere Kostenlose Bücher