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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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gebracht hatte.
    »Wir werden’s schon verkraften. Lass dein Essen nicht kalt werden. Ach - danke, dir wurde verziehen, und lass dich dadurch nicht davon abhalten, weiter an deiner Karriere zu arbeiten.«
    »Das war’s?«
    »Nein. Kann ich deinen Sauerrahm haben?«
    Er lachte nervös auf und schob ihn auf meinen Teller. »Gesund ist das aber nicht.«
    »Ach, Quatsch. Aber härene Hemden - die sind wirklich schädlich.«

    »Härene Hemden?«, fragte er verständnislos.
    Ich seufzte. »Eigentlich sollte ich dich auffordern, es nachzuschlagen, aber - so was hat man früher zur Buße getragen.«
    »Oh. Okay.«
    Schweigend aßen wir ein paar Minuten vor uns hin.
    Mein Handy klingelte. Ich entschuldigte mich bei ihm, denn normalerweise stelle ich es ab, wenn ich in einem Lokal bin.
    Er hatte den Mund voll, bedeutete mir aber, ich solle ruhig rangehen.
    Es war Frank. »Lydia wusste nicht, wo du bist, deshalb war ich ein bisschen besorgt.«
    »Ich frühstücke gerade im Lucky Dragon. Was gibt’s?«
    »Ich habe mir das durch den Kopf gehen lassen, was du über Maureen O’Connor gesagt hast. Harmon hat bei Eden Supply in Las Piernas gearbeitet. Sagt dir das was?«
    »Eden Supply? Nein, und soweit ich mich erinnere, kommt das auch nicht in O’Connors Notizen vor. Hat das zu einer anderen Firma gehört?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, dem nachzugehen. Auf jeden Fall gibt’s den Laden heute nicht mehr.«
    »Mal sehen, ob ich in den Zeitungen aus den Vierzigerjahren irgendwas darüber finde. Vielleicht haben sie ja im Express inseriert.«
    »Okay, aber bringt noch nichts davon in der Zeitung. Es wäre mir lieber, wenn Yeager noch nicht wüsste, dass wir in seine Richtung spähen.«
    Als ich die Verbindung trennte, fragte Ethan: »Ging es um O’Connor?«
    In mir regte sich leiser Ärger.
    »Ich wollte nicht lauschen«, versicherte er hastig.
    »Da konntest du wohl kaum anders. Aber das ist es nicht, was mich stört. Es ist eher …«
    »Dass du O’Connor nahe gestanden hast und ich bei ihm geklaut habe.«

    »Ja.«
    »Das war falsch, ich weiß. Du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber der Grund war - ich meine, natürlich hätte ich das nie tun dürfen, aber - aber ich bewundere, wie er schreiben konnte.«
    »Das glaube ich.«
    »Eigentlich macht es das noch schlimmer.«
    »Ethan, wenn wir in der Zeit zurückgehen und alles von O’Connor aus seinen Artikeln herausziehen könnten, glaub mir, dann würde ich jetzt sofort in die Zeitmaschine steigen. Doch das können wir nicht. Du musst damit leben. Aber ich habe O’Connor wirklich gut gekannt und weiß, was er zu dir sagen würde.«
    »Warum hast du bei mir geklaut, du dummer Hund?«
    Ich lachte, was ihn verwunderte. »Nein. Er würde sagen: Kopf hoch.«
    Er sah auf die Tischplatte, ertappte sich selbst dabei und begegnete meinem Blick. »Warum bist du so nett zu mir? Du hast mich doch gehasst.«
    »Als ich bei der Zeitung angefangen habe, habe ich mich eines Tages in der Männertoilette versteckt und O’Connor dabei belauscht, wie er nach allen Regeln der Kunst über mich hergezogen ist.« Ich berichtete ihm von meinen anfänglichen Schwierigkeiten mit O’Connor.
    »Was ich getan habe«, erwiderte er, »ist etwas ganz anderes.«
    »Ja, schon. Aber du bist nicht der erste Reporter, der beim Express einen Fehlstart hingelegt hat, Ethan. Du hast Talent. Du musst den Leuten nur zeigen, was du kannst, weiter nichts. Versuch nicht, sie auf andere Weise zu beeindrucken - setz nur dein eigenes Können ein. Lass das für sich selbst sprechen.«
    »Und wenn das nicht reicht?«
    »Wenn das nicht reicht, wird nie irgendetwas reichen. Dann musst du dir einen anderen Beruf suchen.«

    »Nein - ich will nur das hier.«
    Ich lächelte. »Es wird schon wieder.«
    »Ich weiß nicht. Das werden die anderen nie vergessen.«
    »Hältst du dich für so wichtig, dass die Kollegen sich an deine Fehler länger erinnern als an die anderer Leute?«
    Er erwiderte mein Lächeln. »Wenn du es so formulierst, dann nein.« Er trank einen Schluck Kaffee und sagte: »Danke.« Nach ein paar weiteren Schlucken setzte er erneut an. »Es wird schwer werden, weil … ich wirklich Mist gebaut habe. Ich bin nicht gerade besonders stolz auf mich. Und außerdem wird es schwer, weil … na ja, bis vor kurzem ist alles so leicht gewesen. Ich weiß, das klingt jetzt unlogisch, aber ich meine damit, dass mich bisher niemand aufgehalten hat. Ich weiß, wie ich unentdeckt mit etwas durchkomme, aber

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