Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
Gebühr zu treuen Händen an mich zahlen.«
    »Und wie viel wäre das?«
    »Nach Schiffstonnage verschieden, aber so ein Schiff wie die ›Christian Molsen‹ muss, um und bei, achttausend Euro zahlen.«
    »Für eine Passage?«, fragte Vehrs erstaunt.
    »Für jede Passage. Ostwärts oder westwärts«, sagte Trautmann.
    Malbek und seine Männer hangelten sich auf der schiffseigenen Gangway an Bord, die vom Heck auf die Schleuseninsel geschoben war. Kapitän Stegemann begrüßte sie auf Deck und sah ungerührt auf den Dienstausweis, den Malbek ihm zeigte. Die Gangway wurde von zwei der Filipinos eingezogen. Von der restlichen Mannschaft war niemand zu sehen.
    Auf der Brücke stellte Kapitän Stegemann ihnen den Lotsen Klauke von der Lotsenbrüderschaft Brunsbüttel und den Kanalsteurer Wittke vor, der konzentriert in seinem »Pilotensessel« vor einer kleinen Instrumententafel mit Bildschirmen saß. Malbek stellte seine Mannschaft vor.
    »Ich weiß schon Bescheid, dass Sie von der Kripo kommen, stecken Sie das Ding mal wieder weg«, sagte der Lotse, als Malbek ihm den Dienstausweis hinhielt. »Hier auf dem Kanal spricht sich alles schneller herum, als man eine Schleuse passiert.« Er tauschte einen Blick mit dem Kanalsteurer.
    »Und wie lange dauert das?«, fragte Harder.
    »Dreißig bis vierzig Minuten.« Er gab im gleichen Tonfall organisatorische Informationen, wie die Kripo das Schiff am schnellsten wieder verlassen könnte. »Wir sind in drei bis vier Stunden in Rüsterbergen, da ist Lotsenwechsel für die Strecke bis Holtenau. Wenn Sie bis dahin mit Ihrer Arbeit fertig sind, können Sie mit der Mannschaft von Bord gehen. Wir kriegen Sie schon alle im Lotsenboot unter.« Er nickte aufmunternd. »Allerdings gibt es da keine Gangway. Aber Sie schaffen das schon auf der Lotsenleiter. Keine Angst, schweren Seegang gibt’s ja nicht im Kanal.« Er grinste.
    Man lächelte gezwungen zurück.
    »Danke, aber unsere Kollegen von der Wasserschutzpolizei stehen auf Abruf«, sagte Malbek. »Übrigens, ich habe Sie gar nicht an Bord gehen sehen.«
    »Wir müssen schon auf der Elbe an Bord gehen. Eine Besonderheit in unserem Lotsenrevier ist der Stromschnitt vor der Schleuse Brunsbüttel. Die Schiffe fahren aus dem Elbstrom in das ruhige Gebiet des Vorhafens und müssen auf der letzten halben Seemeile aufgestoppt werden. Richtig problematisch kann es bei Sturmwetterlagen werden. Wenn sich die Strömungsverhältnisse abrupt ändern, versteht auch ein gestandener Seemann oft die Welt nicht mehr. Dann müssen geisterhafte Strudel oder ein Ausfall der Steuerung als Erklärung herhalten.« Er hielt inne und sah in Kanalrichtung. Das Schleusentor öffnete sich langsam und gab den Weg in den Kanal Richtung Brunsbüttel frei.
    »Es geht los.«
    Harder übernahm mit dem Dolmetscher die Filipinos und sollte mit dem Maschinisten beginnen, dem Mann, mit dem Markus Peters am meisten zusammengearbeitet hatte. Vehrs, der gute Englischkenntnisse besaß, übernahm den Rest der Mannschaft. Er begann mit dem Koch, der möglicherweise mehr beobachtet und mit jedem etwas näheren Kontakt hatte.
    Malbek ließ sich von Kapitän Stegemann über mehrere Niedergänge, wie man die Treppen auf einem Schiff nannte, zur Kabine auf Deck A führen, die Markus Peters bewohnt hatte. Als sie vor der Tür standen, eröffnete der Kapitän ihm, dass der Auszubildende Markus Peters die Kabine mit dem Auszubildenden Henning Schlömer geteilt hatte.
    »Sie waren befreundet«, sagte er knapp, ohne Malbek anzusehen, und öffnete die Kabinentür. Ein junger Mann saß an einem kleinen Tisch vor einem Laptop und sah erschrocken auf.
    »Herr Schlömer, das ist Hauptkommissar Malbek«, und zu Malbek gewandt: »Kurz bevor Sie an Bord kamen, habe ich ihm gesagt, dass er hier auf Sie warten soll. Ich bin auf der Brücke, falls Sie mich brauchen.« Bevor er ging, tauschte der Kapitän mit Schlömer einen Blick, den Malbek nicht deuten konnte.

8.
     
    Henning Schlömer sah in Malbeks überraschtes Gesicht und schaltete sein Laptop aus.
    »Hat Ihnen niemand gesagt, dass wir hier zusammen untergebracht waren?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Typisch!«
    Malbek ignorierte die Bemerkung und griff nach dem Seemannsbuch und dem Personalausweis, die neben dem Laptop lagen. Er blätterte darin, legte sie wieder zurück und sah sich in der Kabine um.
    »Was wollen Sie hier überhaupt, wenn Sie glaubten, die Kabine sei unbesetzt?« Seine Stimme hob sich. Er fummelte an einem Kabel seines

Weitere Kostenlose Bücher