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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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der Mörder vor Ihnen stehen würde. Verstehen Sie, was ich damit meine?«
    Schlömer zuckte bei dem Wort »Mörder« zusammen. Er hat Angst, dass er der Nächste ist, dachte Malbek.
    »Ich meine damit, dass es nicht glaubwürdig klang, Herr Schlömer.«
    »Äh ja. Okay. Schon gut.« Er schloss die Augen einen Moment, als versuchte er, die Situation zu begreifen. »Also … Markus hatte was vor. Und ich Blödkopp hab ihn nicht gefragt! Vielleicht … ach, ich weiß nicht.«
    »Was wollten Sie ihn fragen?«
    »Was da läuft! Ich merkte doch, dass da etwas lief, seit …«
    »Seit?«
    »Klaipëda.«
    »Eine Hafenstadt in …?«
    »Ein Containerhafen in Lettland. Den fahren wir regelmäßig an. Mehr oder weniger.«
    »Und was ist da passiert?«
    »Wir hatten zwei Mädchen kennengelernt, beim vorletzten Aufenthalt in Klaipëda. Die haben uns damals mit nach Hause genommen … Na ja, und sie haben gesagt, wir sollen wiederkommen.« Er lächelte Malbek mit einer Mischung aus Stolz und Verlegenheit an. Von Mann zu Mann.
    »Die wollten wir also besuchen. Wir riefen an, aber es gab keinen Anschluss unter der Nummer. Sie wohnten in einem der Hochhäuser am Rand des Stadtzentrums. An ihrer Klingel waren auch noch ihre Namen. Aber niemand hat geöffnet. Dann sind wir wieder gegangen. Erst ohne Ziel. Wir haben dann aber doch die Richtung zum Hafen eingeschlagen, zum Schiff zurück. Wir kamen an einem Hotel vorbei. Plötzlich stieß Markus mich in die Seite und sagte, da sind die beiden, und er ist einfach losgerannt. Direkt zum Haupteingang. Erst da hab ich sie auch gesehen, die Mädchen, aufgedonnert bis zum Gehtnichtmehr. Mit einem Mann gingen sie ins Hotel. Und Markus hinterher.«
    Henning starrte vor sich hin. Malbek ließ ihm eine gefühlte Minute Zeit.
    »Sind Sie ihm hinterhergelaufen?«
    »Was?« Schlömer schreckte auf. »Nein, nein, ich habe gewartet. Es war doch offensichtlich, die Tussis waren ins Profilager gewechselt. Das hab ich gleich begriffen. Aber Markus wohl nicht.«
    »Wie hieß das Hotel?«
    »SAS Klaipëda.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Ich hab da gestanden und gewartet. Gedacht, was er da wohl wollte in dem Hotel. Die Situation war doch wohl klar. Oder? Wenn Markus versuchen wollte, die Nutten zur Rede zu stellen, würde der Zuhälter ihn zusammenschlagen. Ich hab gedacht, er würde ziemlich lädiert wieder rauskommen.«
    »Und?«
    »Er war völlig okay, als er wiederkam. Nur … er wollte nicht reden. Ich hab ihn nach den Mädchen gefragt, er schüttelte nur den Kopf. Damit fing es an.«
    »Was fing an?«
    »Er hat sich verändert. Kommt raus und ist ein anderer. In dem Moment war mir das noch nicht klar. Eigentlich … erst in dem Moment … in dem Dörte mich anrief. Sie fragte, ob ich wüsste, was mit Markus los ist. Vorher hab ich mir nämlich manchmal gesagt, ich bilde mir das ein.«
    »Seine Freundin Dörte Schneider hatte Ihre Telefonnummer?«
    Er sah auf. »Nicht, was Sie denken. Das war irgendwann mal abgesprochen mit Markus, weil sie das wollte, falls sie ihn nicht erreichen konnte und sich Sorgen machte.«
    »Sie haben sicher seit vorgestern schon miteinander telefoniert.« Von einem Henning Schlömer hatte Dörte Schneider nicht gesprochen. Vielleicht hatte sie dafür keine Kraft mehr gehabt.
    »Ja, haben wir. Ich glaube, es geht ihr sehr schlecht. Ich habe seit gestern mehrfach versucht, sie zu erreichen. Wegen der Bücher hier. Vielleicht will sie was davon haben. Wissen Sie, was mit ihr los ist?«
    »Sie ist in ärztlicher Behandlung.«
    »Wie haben Sie das denn geschafft?«
    »Wie meinen Sie das, Herr Schlömer?«
    »Nein, wieder nicht das, was Sie denken, es ist nur so, dass ich mir oft überlegt habe, wie man sie zu einer Behandlung überreden könnte. Das sieht doch ein Blinder, dass bei ihr was nicht stimmt. Markus hat immer abgewunken, wenn ich was gesagt habe.«
    Vielleicht wird sie es ihm einmal erzählen, dachte Malbek. Die Harder’sche Version?
    »Beschreiben Sie mir, inwieweit Markus Peters sich verändert hat.«
    »Er war sonst komisch. Ich meine damit, er war schwer zu durchschauen. Er machte Witze und war manchmal eine richtige Plappertasche. Aber er konnte auch zuhören. Aber das war alles weg. Er hat geschwiegen wie ein Grab. Oh, Entschuldigung … ich meinte …«
    »Haben Sie mit Dörte Schneider oder jemand anderem über Ihr Erlebnis in Klaipëda geredet?«
    »Bin ich bescheuert? Ihr von den Tussis erzählen?«
    Malbek erhob sich aus der Koje und streckte

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