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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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zurückrufen?« Man war ungewöhnlich höflich, geradezu freundlich.
    Malbek rief Frerksen im Landeskriminalamt an.
    »Hallo, Frerksen, haben Sie dem Notebook des Markus Peters etwas Interessantes entlocken können?« Malbek klemmte sich den Hörer zwischen Wange und Schulter und suchte sich aus einer Datenbank die Fotos der Personalausweise von Bönig und Lüllmann heraus, druckte sie aus und steckte sie in seine Jackentasche.
    »Wenn Sie Bestellungen bei Computerläden, Korrespondenz in Internetforen über mobiles Internet an Bord und Selbstbau einer UMTS-Antenne, Urlaubsrecherchen Mallorca, Türkei und Teneriffa interessieren, dann ja!«, sagte Frerksen. »Ich habe alles durchgeforstet, alles, was ich auf der Festplatte an ungelöschten Dateien oder entsprechenden Resten davon gefunden habe, einschließlich Passwörtern und Decknamen. Aber nichts. Sauber wie ein Babypopo. Wenn er gerade sauber ist, Sie wissen schon. Na ja, das Einzige, was ungewöhnlich war: Es gab fast keine vom Betriebssystem gelöschte Dateien. Wenn man mal von den geleerten Caches und anderen programmimmanenten Vorgängen absieht. Festplatten sehen sonst anders aus.«
    »Warum hat der Besitzer des Notebooks nie Dateien gelöscht?«
    » Fast , hab ich gesagt, fast keine gelöschte Dateien. Jeder Mensch hat Geheimnisse. Ich habe da so etwas wie den Torso eines Tagebuches gefunden. Der Dateiname ›Lebensbilder‹ wird mehrfach verwendet. Aber jeder Eintrag brach nach wenigen Zeilen ab.«
    »Worum ging’s da?«
    »Zwei Frauen haben ihn wohl sehr beschäftigt. Könnten aber auch Tarnnamen sein. Vor allem der Name ›Madamchen‹. Der andere Name war ›Dörte‹. Den Autor haben die Beziehungen zwischen den beiden Namensträgern beschäftigt. Und alle anderen denkbaren Beziehungsalternativen, so will ich es mal nennen, zu ihm und zu jeder Einzelnen oder zu beiden gleichzeitig und nacheinander. Könnte alles raffiniert codiert sein.«
    »Wie eigentlich alles im Leben, nicht wahr?«
    »Na ja, Philosophie ist nicht meine Profession«, sagte Frerksen.
    »Wie funktioniert die mögliche Verschlüsselung, von der Sie sprachen?«, fragte Malbek.
    »Es könnte eine geheimdienstliche Verschlüsselung sein, eine heute wieder gerne aufgegriffene Methode, die sich des umgangssprachlichen Vokabulars bedient und sich der Entschlüsselung durch Software entzieht. Es könnte aber auch schlicht und einfach ein schriftstellerisch begabter junger Mann sein, der seine Gefühlsverwirrungen literarisch verarbeitet.«
    »Wozu tendieren Sie?«
    »Zu Letzterem.«
    »Ich hoffe, dass Sie recht haben. Wann kann ich mit Ihrem schriftlichen Bericht rechnen?«
    »Ich hab Ihnen vorgestern einen vorläufigen Bericht rübergegeben. Kommissar Harder hat ihn sich angesehen und mich deswegen zurückgerufen. Ich bin davon ausgegangen, dass er Ihnen darüber berichtet hat.«
    »Was hat Harder Sie gefragt?«
    »Das Gleiche, was Sie gefragt haben. Zu welcher Theorie ich tendiere. Ich habe ihm gesagt, dass ich dazu nichts sagen könne, weil ich keine weiteren Details der Ermittlungen kenne. Er hat dann noch gefragt, um welches Fabrikat es sich denn bei dem Notebook handle.«
    »Das heißt, Sie haben ihm auch Ihre Theorien, wie mir eben, dargelegt?«
    »Ja. Habe ich mich falsch verhalten?«
    »Nein, nein. Machen Sie sich keine Sorgen. Und Ihr vorläufiger Bericht liegt jetzt bei Kommissar Harder?«
    »Na ja, ich denke, er sollte Ihnen das inzwischen weitergeleitet haben oder Ihnen das berichten. Herr Lüthje hat mir bereits ein weiteres Notebook angekündigt, das möglicherweise aus demselben Tatkomplex stammt. Sie wissen Bescheid, sagte er.«
    »Schön wär’s«, lachte Malbek. »Ich arbeite zusammen mit Lüthje an diesem Komplex. Aber …« Malbek machte eine Pause. »… ich hatte noch eine andere Frage, ich habe sie vergessen. Ich rufe heute Abend noch mal an. Ich muss wohl doch mehr Müsli essen.« Er lachte kurz auf. Das war der von Lüthje an Malbek weitergegebene Sprachcode, der für eine »Privataudienz« bei Frerksen zu verwenden war. Man musste für jeden Wochentag eine andere Speise nennen.
    »Ja. Ich auch.« Frerksen lachte auch kurz auf. Das hieß: Okay, ich habe verstanden und warte auf Ihren Anruf auf der von Lüthje an Sie mit meinem Einverständnis weitergegebenen Geheimnummer.
    Malbek hasste dieses paranoide Getue.
     
    Harder sah erschrocken auf, als Malbek, ohne anzuklopfen, plötzlich vor seinem Schreibtisch stand.
    »Hallo, Herr Malbek, wie … wie war’s auf

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