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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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der Insel der Schönen und Reichen?« Harder blieb sitzen.
    »Herr Kommissar Harder …« Malbek stützte beide Arme auf die Schreibtischplatte und sprach so leise, dass Harder sich vorbeugen musste, um ihn verstehen zu können. »Können Sie sich an meine Anweisung erinnern, dass alle Berichte, und seien sie Ihrer werten Meinung nach auch noch so vorläufiger Natur, mir umgehend zur Kenntnis gebracht werden müssen, auch in meiner Abwesenheit? Im Zeitalter der neuzeitlichen Nachrichtenübertragung haben Sie die Auswahl zwischen Mobiltelefonen und Festnetztelefonen, SMS, Fax, oder E-Mail.«
    »Herr Malbek, ich …«
    »Herr Kommissar Harder, Herr Frerksen sagte mir, dass er den vorläufigen Bericht schon vorgestern an mich beziehungsweise uns geschickt hat. Ist das richtig?«
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Es ist löblich, dass Sie sich sofort auf das Papier gestürzt haben und Herrn Frerksen anriefen, um ermittlungsrelevante Fragen mit ihm zu vertiefen. Aber es ist tödlich, dass Sie es unterlassen haben, mich davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass es nicht brandeilig war.«
    »Es gab meine klare Anweisung. Und es gab Ihren … Eindruck , wie Sie das nennen. Was, glauben Sie, hatte Vorrang?«
    »Nach meiner Einschätzung wäre es nicht notwendig gewesen, Sie umgehend davon zu unterrichten. Frerksen hat mir bestätigt, dass es sich bei den Notizen auf der Festplatte nur um das Liebesgeschwafel –«
    »Frerksen ist also schuld!« Malbek lachte laut auf. »Nur deshalb haben Sie ihn angerufen! Außerdem zitieren Sie Frerksen falsch. Kommissar Harder, ich werde Sie …«
    Harders Gesicht verzog sich zu einem füchsischen Grinsen. »Nicht mehr nötig, Herr Malbek. Ich gehe nächste Woche zum Betrugsdezernat. Hauptkommissar Perlenbach erwartet mich schon. Mit Schackhaven ist das auch schon abgeklärt.«
    »Wann haben Sie das eingefädelt?«
    »Gleich nach unserer vorletzten Meinungsverschiedenheit …«
    »Dörte Schneider.«
    »Korrekt.«
    »Haben Sie Hoyer und Vehrs informiert?«
    »Nein. Warum?«
    »Sie sind auch noch ein Kollegenschwein, Harder!«
    Malbek schlug die Tür hinter sich zu.
    Die Sache mit der Unterschlagung des Berichts hatte Harder natürlich inszeniert. Um dann Malbek, sozusagen als Höhepunkt, in der unausweichlichen Auseinandersetzung zuvorzukommen. Er wollte Malbek nicht den Triumph überlassen, ihn aus seinem Kommissariat zu jagen.
    Malbek steckte den Kopf in die Tür bei Vehrs und Hoyer, die sich ein Zimmer teilten, und bat sie zu einer Besprechung in sein Zimmer. Sofort, er müsse gleich wieder weg.
    »Harder wechselt Anfang nächster Woche zum Betrugsdezernat«, sagte Malbek in möglichst neutralem Ton, als sie sich an seinem Besprechungstisch gegenübersaßen. So als verkünde er das Wetter für die nächste Woche.
    Die beiden sahen sich an. Ein Funke des Einvernehmens sprang über.
    »Die Chemie zwischen Ihnen stimmte nicht«, stellte Vehrs fest.
    »Haben Sie ihn … rausgeworfen?«, fragte Hoyer ängstlich.
    Malbek berichtete von seinem Anruf bei Frerksen und der Auseinandersetzung mit Harder.
    »Er hätte uns über Frerksens Bericht informieren müssen, stimmt’s?«, sagte Hoyer und sah Vehrs dabei an.
    »Er wollte uns irgendwie mit reinreißen«, sagte Vehrs nachdenklich.
    »Will noch jemand gehen?« Malbek sah abwechselnd beiden in die Augen.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Harder ging, ohne jemanden anzusehen, zu seinem üblichen Platz am Besprechungstisch. Hinten rechts.
    »Was wollen Sie hier?«, bellte Malbek.
    »Ich dachte –«
    »Verschwinden Sie endlich!«
    Harder verließ den Raum und ließ die Tür offen. Malbek sprang auf und rief ihm in den Flur hinterher. »Ich will morgen früh einen Sachstandsbericht über Ihre Arbeit auf dem Tisch haben!«
    Einige Zimmertüren entlang des Flurs öffneten sich einen Spalt.
    »Damit Ihr Nachfolger weiß, woran er ist!«, rief Malbek noch lauter.

21.
     
    Malbek schloss die Tür und setzte sich wieder an den Besprechungstisch.
    »Lassen Sie uns endlich an die Arbeit gehen. Wer fängt an?«, fragte Vehrs und sah Hoyer an.
    »Ich glaube, Sie wollen hören, dass wir bleiben möchten«, sagte Hoyer zu Malbek und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es entstand eine Pause, in der Malbek und Vehrs sie einfach nur ansahen. Als es ihr peinlich wurde, setzte sie hinzu: »Ich bin noch nicht lange genug hier.«
    »Ein bezaubernde Begründung«, sagte Malbek schmunzelnd. Ihm war bewusst, dass in den Worten

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