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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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vor der Bescherung.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr er fort und nahm das nächste Blatt aus seinem Ordner. »Lüllmann und Bönig sind auch sonst keine unbeschriebenen Blätter. Bönig ist vor zehn Jahren wegen Unterschlagung zu neun Monaten mit Bewährung verurteilt worden, Lüllmann wegen Betrugs, unerlaubten Waffenbesitzes und Bedrohung. Auch etwa in dem Zeitraum wie Bönig. War wohl ihre Sturm-und-Drang-Zeit. An eine Sache in Neumünster hat Preben sich auch ohne Datenbank gut erinnert. Eine Konkursverschleppung. Lüllmann und Bönig hatten als Unternehmensberater, als solcher firmiert jeder für sich auch noch, versucht, die Rechtsformen einer Firmengruppe neu zu ordnen. Das ging irgendwie schief. Und am Tag vor der Konkurseröffnung wurden eins Komma fünf Millionen Euro von einem Firmenkonto abgehoben. Unstreitig hatte Bönig das Geld von der Bank in bar abgeholt. Dann war es weg. Ein Meisterstück. Die beiden Geschäftsführer und die beiden Unternehmensberater haben sich gegenseitig beschuldigt, das Geld versteckt zu haben. Jeder der Beschuldigten hatte eine andere Version, die halbwegs nachvollziehbar, aber nicht beweisbar war. Kurz gesagt, das Geld blieb verschwunden, das Verfahren wurde eingestellt. Die Geschäftsführer kamen immerhin wegen Konkursverschleppung dran, Lüllmann und Bönig wurden vom Vorwurf der Beihilfe freigesprochen. Preben sagt, die vier hätten sich super abgesprochen. Wie dem auch sei …«
    Malbeks Telefon klingelte.
    »Reederei Molsen, Personalchef Geerdsen.« Malbek drückte die Lautsprechertaste, damit Vehrs und Hoyer mithören konnten.
    »Bevor ich Sie mit Kapitän Stegemann verbinde …«, knarrte Geerdsens Stimme, »… muss ich Sie noch darauf aufmerksam machen, dass diese Satellitenverbindung eine kostspielige Angelegenheit ist, die wir Ihnen natürlich in Rechnung stellen müssen.«
    »Wie viel?«, fragte Malbek ungeduldig.
    »Vierzehn Euro pro Minute.«
    »Davon geht die Welt nicht unter. Aber geben Sie mir sicherheitshalber noch seine Handynummer«, antwortete Malbek.
    Geerdsen gab ihm die Nummer prompt, als wenn er sie im Kopf parat hätte. »Und für den Satelliten schicken wir Ihnen eine Rechnung. Ich stelle Sie jetzt durch.«
    Es rauschte einen Moment, im Hintergrund schien ein Engelschor zu wimmern, und Malbek dachte, Geerdsen hätte sich verwählt.
    »Kapitän Stegemann von der ›Christian Molsen‹.«
    »Hier ist Hauptkommissar Malbek aus Kiel. Wo ist Henning Schlömer?«
    »Der ist doch in Urlaub, hat Ihnen das der Geerdsen nicht gesagt?«
    »Henning ist möglicherweise in Lebensgefahr. In seiner Wohnung war er seit Wochen nicht. Ich hatte den Eindruck, dass Sie zu ihm einen Draht haben. Kennen Sie Verwandte, Freunde, hat er eine Freundin?«
    »Hat er was ausgefressen?«, fragte Kapitän Stegemann.
    »Immerhin so viel, die Hosen voll zu haben. Hat er Ihnen erzählt, dass er Angst vor dem Mörder von Markus hat?«
    »Ja, das ist doch verständlich.«
    »Ich muss dringend mit ihm sprechen. Wo ist er?«
    »Ich könnte vielleicht mit ihm Kontakt aufnehmen und ihm sagen, dass Sie ihn sprechen wollen.«
    »Ich glaube nicht, dass er mich zum Kaffee einladen wird. Er ist in Lebensgefahr, Herr Stegemann! Also, wo ist er?«
    »Na gut. In meinem Kleingarten in Holtenau am Ende der Richterstraße. Der dritte auf der linken Seite. Mit den drei großen Bäumen, zwei Apfel, einer Kirsch.«
    »Warnen Sie ihn nicht«, sagte Malbek eindringlich. »Er verkriecht sich sonst im Wald. Wir wollen ihn nicht verhaften, aber er weiß etwas, was uns zum Mörder führen könnte.«
    Nach zehn Minuten waren sie unterwegs nach Holtenau. Malbek hatte seine SIG Sauer P6 aus dem Waffenschrank geholt und in das Schulterhalfter gesteckt. Nicht wegen Henning Schlömer. Aber der Tag war noch lang, und er hatte heute in Sylt noch einiges vor. Auf die fragenden Blicke seiner Mitarbeiter hatte er nur mit einem Schulterzucken geantwortet.
    Blaulichtfahrt im Konvoi. Vehrs im ersten Wagen, dann Hoyer und Malbek, zwei Beamte der Schutzpolizei im dritten Wagen.
    Malbek saß am Steuer und versuchte, sich still auf das Problem Henning Schlömer zu konzentrieren. Hoyer begann, Malbek ihre Ermittlungsergebnisse zuerst wie beiläufig, dann immer schneller und selbstbewusster vorzutragen und, anders als Vehrs, mit ihren Spekulationen zu vermengen. Malbek gefiel es, und er schaltete das Problem Henning Schlömer in den Hintergrund.
    »Diese Schneiderpuppe … ich habe es im Bericht aus Flensburg

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