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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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heute war es anders. Der eindrucksvolle Blick der grünen Augen ließ sich nicht aus Schwietes Bewusstsein verdrängen, was ihn verunsicherte. So ein intensives Gefühl, ausgelöst durch eine kurze Begegnung, war ihm bis dato völlig fremd. Gedankenverloren verließ er seinen Platz am Tümpel und schlenderte nach Hause.
    Er zog seinen Hut ins Gesicht, um sich vor dem kalten Regen zu schützen, der wieder begonnen hatte. Seinen Blick hielt er auf das klatschnasse Pflaster gerichtet, um nicht über eine Unwegsamkeit zu stolpern. Während er durch das ungemütliche, nasskalte Ükernviertel stapfte, legte sich plötzlich eine Hand auf seine rechte Schulter. Schwiete drehte sich um und sah in das Gesicht von Johannes Winter. Die langen, nassen Haare klebten dem Musiker am Kopf.
    »Na, Horst, auf Verbrecherjagd?«, fragte Winter grinsend.
    Schwiete war ein wenig überrumpelt und schüttelte den Kopf.
    »Schon was gegessen?«
    »Nein, wieso?«
    »Was hältst du von Silos Kebaphaus? Du weißt schon, der Türke an der Heiersstraße?«
    Schwiete wusste, dass es dort einen Imbiss gab. Doch obwohl er schon fast zehn Jahre bei Hilde Auffenberg wohnte, keine zweihundert Meter von dem Lokal entfernt, hatte er es noch nie besucht.
    Normalerweise ging Schwiete nicht essen, aber jetzt hatte er wohl keine Wahl. Winter fasste ihn am Ärmel und zog ihn mit sich.
    »Komm, Horst, ich gebe einen aus«, drängte der Wohnungsnachbar ihn. »Ich habe einen Mordshunger und keine Lust, alleine zu essen.«
    Als die beiden ungleichen Männer das Lokal betraten, wurde Winter von einem Mann, wohl dem Besitzer, mit Handschlag begrüßt. Und weil Schwiete anscheinend ein Freund des Musikers war, streckte der Besitzer auch ihm die Hand hin.
    Nach der Begrüßung saßen Winter und Schwiete an einem Fenstertisch. Kaum dass sie Platz genommen hatten, wurden ihnen zwei Raki auf den Tisch gestellt. Winter prostete dem Wirt und Schwiete zu und kippte den Schnaps hinunter. Der Polizist wollte nicht unhöflich sein und trank ebenfalls. Er schüttelte sich unmerklich, doch schon bald erfüllte eine wohlige Wärme Schwietes Bauch. Gleichzeitig drang die Stimme von Winter in sein Ohr.
    »Boah, das tat gut! Bring uns gleich noch mal einen und zwei Hefeweizen.«
    Schwiete wollte etwas sagen, wollte auf gar keinen Fall noch weitere Schnäpse trinken. Doch der Musiker redete schon weiter.
    »Ach ja, mach uns noch einen schönen Vorspeisenteller, und bring uns ein paar Lammspieße. Ist doch in Ordnung, Horst, oder?«
    Schwiete wollte Nein sagen, nickte aber stattdessen. Was war nur mit ihm los? Wo war seine eiserne Konsequenz geblieben? Er, der nur selten Alkohol trank, sich höchstens in geselliger Runde hin und wieder ein oder zwei Gläser Wein gestattete, hatte jetzt ein riesiges Glas vor sich stehen, gefüllt mit diesem komischen bayerischen Bier. Und als Winter ihm erneut zuprostete, nahm er bereitwillig den ersten Schluck.
    Die beiden Männer waren denkbar unterschiedlich. Meist trafen sie sich nur im Treppenhaus vor ihren Wohnungstüren. Und selten, zu außergewöhnlichen Anlässen, bei Hilde Auffenberg in der Küche. Doch dann waren sie nie allein. Sie mussten also eigentlich nicht unbedingt mehr als nötig miteinander reden. Und nun saßen sie hier am Tisch und reichten sich gegenseitig Zaziki, gefüllte Weinblätter und gegrilltes Gemüse. Aßen wunderbar zartes Lammfleisch und tranken dazu Hefeweizen und Raki. Sie unterhielten sich über das explodierte Haus im Lohfeld und über die gemeinsamen Nachbarn und, zu Schwietes Verwunderung, über Musik. Auf einmal, wie aus dem Boden gewachsen, stand der alte Schützenoberst Künnemeier vor dem Tisch der beiden.
    Hier schien sich ja die gesamte Nachbarschaft zu treffen, ging es Schwiete gerade noch durch den Kopf. Da sagte Künnemeier, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt:
    »Rück mal ein bisschen, Johnny, oder habt ihr was zu besprechen, das mich nichts angeht?«
    Winter schüttelte den Kopf und machte gehorsam Platz.
    »Drei Raki!«, rief Künnemeier. Dann zwinkerte er Schwiete zu. »Ja, so ändern sich die Zeiten! Letztes Jahr wollten Sie unseren Johnny noch verhaften, und heute trinken Sie Bier mit ihm. Ist doch Gott sei Dank alles gut geworden, und unser Winter musste nicht in den Knast.«
    Schwiete brauchte nichts zu entgegnen. Es war jetzt, wo der alte Schützenoberst dazugekommen war, wie in Hilde Auffenbergs Küche. Man unterhielt sich, und er saß da und hörte den anderen zu. Wieder kam

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