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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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seinem nächsten Karrieresprung womöglich näher war, als er sich noch vor einem Tag hatte träumen lassen? Um die Gelegenheit beim Schopf zu fassen, hatte er bis spät in den Morgen hinein Pläne gemacht, wie der Betrieb auf Vordermann zu bringen sei. Alles würde er ändern, der junge Mann mit der dunklen Intellektuellenbrille. Die Personalpolitik, die Werbung, das Ambiente, schlichtweg alles. Obwohl das ein schweres Stück Arbeit bedeuten würde.
    Immerhin konnte er sich der Loyalität des Türstehers und Schlägers Mike sicher sein. So widerwärtig dieser Mike auch sein mochte, machte er doch einen guten Job. Er hielt Ruhe unter den Freiern und unter den Mädchen. Und Mike hatte bislang noch kein gutes Wort über Irina fallen lassen. Die beiden schienen sich nicht zu mögen. Mike würde sich hinter ihn stellen, wenn es darauf ankäme. Rademacher musste nur noch den Chef überzeugen, dass der Club Oase unter seiner Leitung eine Goldgrube werden würde. Solange er die Fäden in der Hand hielt, würde der Laden störungsfrei laufen, da war sich Rademacher sicher.
    Jetzt zog er verschlafen die Jalousie seines elf Quadratmeter großen Schlafraums im Obergeschoss hoch, öffnete das Fenster und ließ frische Luft eindringen. Erschrocken schaute er auf die Uhr – es war schon fast Mittag. Er hatte viel länger geschlafen als geplant. Außer ihm schlief nur noch Mike im Club, die Mädchen waren alle woanders untergebracht. Er hatte keine Ahnung, wo, es interessierte ihn aber auch nicht.
    Hastig zog er sich an, schloss das Fenster wieder und ging aus dem kleinen Zimmer. Als er eine Tür weiter Mike schnarchen hörte, donnerte er seine Faust an dessen Tür und freute sich über die plötzlich einsetzende laute Schnappatmung seines Mitarbeiters. Dann ging Rademacher nach unten, um sich in der winzigen Teeküche Kaffee zu machen. Da zu seinem Zimmer kein eigenes Klo gehörte, blieb ihm nur das Gäste- WC des Clubs, das zu dieser Stunde noch nicht die segensreiche Hand einer qualifizierten Putzkraft gesehen hatte. Rademacher versuchte wie jeden Morgen einen leichten Ekel zu unterdrücken, erledigte sein Geschäft und wusch sich gründlich in dem Waschbecken, in dem kleine Fetzen von Papiertüchern und zwei Zigarettenkippen lagen. Das würde demnächst alles anders werden, schwor er sich.
    Als er mit seiner Morgentoilette fast fertig war, kam Mike grußlos in den Raum. Er zog geräuschvoll die Nase hoch, stellte sich breitbeinig vor das Pissoir und ließ die kleinen grünen Duftsteine schwimmen. Rademacher verließ angewidert den Sanitärbereich und ging in die Teeküche, wo der Kaffee mittlerweile durchgelaufen war.
    Er hatte eben den ersten Schluck genommen, als Mike vorbeischlurfte.
    »Guten Morgen!«, grüßte Rademacher. »Auch einen Kaffee?«
    »Hm, kannst schon mal einen einschütten. Ich gehe nur eben zum Supermarkt, ein paar Kippen kaufen.«
    Sekunden später hörte Rademacher ihn wütend brüllen: »Was ist denn das für eine Sauerei? Wieso geht diese Scheißtür nicht auf?«
    Rademacher verdrehte die Augen. Offenbar hatte Mike gestern wieder zu viel getrunken und konnte das Schlüsselloch nicht finden. Ärgerlich stand er auf, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Mike, der in den letzten Tagen jede Gelegenheit genutzt hatte, sich über Rademachers körperliche Schwäche lustig zu machen, würde gleich ganz still und bescheiden werden, wenn sich vor seinen Augen die Tür problemlos öffnen würde. Alles gar kein Problem, wenn nur der richtige Mann kam.
    Der Schlüssel steckte bereits im Türschloss. Rademacher fasste ihn mit viel Fingerspitzengefühl an, um festzustellen, dass Mike das Schloss selbst bereits geöffnet hatte.
    »Das ist nicht das Problem!«, raunzte Mike ihn an. »Aber jetzt versuch mal, die Tür zu öffnen, du Schlaumeier!«
    Wie in allen Gastronomiebetrieben üblich, öffnete sich auch diese Eingangstür nach außen. Doch als Rademacher die Tür aufschieben wollte, ließ die sich keinen Zentimeter weit aufschieben.
    »Was ist das denn?«, fragte Rademacher erstaunt.
    Mike schnaubte wütend. »Keine Ahnung!«, rief er. »Du bist doch hier der Geschäftsführer. Mach endlich was!«
    Rademacher wollte noch nicht aufgeben und versuchte es erneut. Wieder mit demselben Ergebnis. »Ob da was klemmt?«, fragte er leise.
    Mike lachte böse. »Wenn da was klemmt, dann nicht mehr lange.«
    Er nahm zwei Schritte Anlauf und warf sich mit seinen ganzen hundertzwanzig Kilo Kampfgewicht gegen die Tür. Die

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