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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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kam der diensthabende Arzt. Er hatte sich die Verletzungen angeschaut und sich ein erstes Bild gemacht.
    »Hat eigentlich schon jemand die Polizei informiert?«, fragte er dann zu Rademachers Überraschung.
    Als Rademacher verständnislos blickte, war der Mediziner deutlicher geworden. »Jetzt hören Sie mal gut zu! Dieser Mann hat sich seine Verletzungen nicht zugezogen, weil er die Treppe hinuntergestürzt ist. So viel kann ich schon jetzt sagen. Ich verwette mein Jahresgehalt, dass hier eine Straftat vorliegt. Ich werde diesen Mann nach allen Regeln der ärztlichen Kunst versorgen, aber er kommt hier erst wieder raus, wenn die Polizei mit ihm gesprochen hat. Alles Weitere müssen die dann entscheiden.«
    Rademacher sah ziemlich bestürzt drein, denn in seiner Branche wollte man möglichst wenig Aufsehen erregen. Und wer konnte schon überblicken, was dabei herauskommen würde, wenn Mike der Polizei in die Hände geriet? Vor allem jetzt, nach all diesen Merkwürdigkeiten: nach Alicijas Tod, dem durchgeknallten Kloppenburg, dem Besuch dieses widerwärtigen Polizisten Kükenhöner, der zugemauerten Haustür und so weiter. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
    »Rufen Sie in zwei Stunden an, dann kann ich Ihnen sagen, wie es Ihrem Freund geht. Das ist doch ein Freund von Ihnen, oder?«, rief der Arzt ihm noch versöhnlich hinterher, als Rademacher die Notfallambulanz verließ.
    Für den Rückweg nahm sich Rademacher ein Taxi, er hätte einfach nicht noch einmal auf diesem blutverseuchten Sitz fahren können.
    Die Auskunft, die Rademacher später am Telefon bekam, machte ihm keinerlei Hoffnung, dass Mike bald wieder seine Arbeit aufnehmen könne: schwere Schädelverletzungen, der rechte Unterarm gebrochen, große Hämatome und Platzwunden im Genitalbereich. Alles ausgelöst durch harte Schläge, wahrscheinlich mit einem stumpfen Gegenstand. Hier war heiße Wut am Werk gewesen. Doch die größte Überraschung war unter der Kapuze versteckt gewesen. Der Täter hatte Mike die rechte Ohrmuschel zur Hälfte abgeschnitten und ihm dann die Kapuze wieder über den Kopf gezogen. Das teilamputierte Hörorgan hatte man trotz intensiver Suche im Auto nicht finden können.
    »Er wird’s überleben, aber er wird ein bisschen aussehen wie Niki Lauda«, teilte der Arzt ihm seelenruhig mit.

32
    Kurz vor der Morgendämmerung lag Patrick Rademacher im Bett, wo er weit nach Mitternacht erschöpft eingeschlafen war. Plötzlich schreckte er auf. Was war das für ein Geräusch gewesen? Ein scharfes Klirren, das nicht aus dem Haus kam, sondern von draußen. Da war es wieder, und gleich anschließend ertönte das markerschütternde Geheul einer Alarmanlage.
    Rademacher verharrte regungslos in seinem Bett. Was sollte er tun? Hinauslaufen und Kopf und Kragen riskieren? Mit Schrecken fiel ihm ein, dass außer seinem eigenen Auto, einem kleinen blauen Mini Cooper, kein anderes Fahrzeug mehr auf dem Parkplatz gestanden hatte, als er kurz vor dem Schlafengehen noch einmal nachgeschaut hatte. Jetzt konnte er das Geräusch nicht einfach ignorieren.
    Vorsichtig stand er auf, schlich zum Fenster, zog sachte die Gardine etwas zur Seite und lugte hinaus. Zu sehen gab es nichts, da sein Fenster nach vorn auf die Marienloher Straße ging, während der Parkplatz auf der anderen Seite des Clubs lag. Außerdem war es draußen stockfinster, schließlich war es November und noch früh am Morgen.
    Da dieses schreckliche Geheul mit Sicherheit über kurz oder lang die Polizei anlocken würde, musste er etwas unternehmen. Schnell schlüpfte er in seine Hose, zog sich einen Pullover über, schnappte sich sein Schlüsselbund und ging mit einem mulmigen Gefühl zur Haustür. Fast erwartete er, sie zugemauert vorzufinden, doch diesmal ließ sie sich problemlos öffnen. Draußen empfing ihn eine feuchte Kühle. Am hinteren Rand des kleinen Parkplatzes heulte und blinkte es wie auf einer Kirmes. Ängstlich blickte er sich um und näherte sich dann dem Auto.
    Schnell steckte er den Autoschlüssel ins Schloss, woraufhin das Geheul sofort aufhörte. Vorsichtig öffnete er die Fahrertür und blickte ins Innere des Minis. Auf dem Fahrersitz lagen Tausende kleiner Glasscherben und mitten im Scherbenhaufen ein scharfkantiger, schwerer Pflasterstein, wie er auf der Baustelle nebenan verwendet wurde. Unter dem Stein lag ein brauner A5-Umschlag. Eine Nachricht? Zögernd tastete Rademacher nach dem Kuvert, das recht dick war und sich weich

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