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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Spuren hinterher. Und ihr …«, Lukas deutete auf Höhn, Kreuthner und zwei weitere Beamte, »setzt euch ins Auto und fahrt nach unten. Schaut auf der Karte nach, ob man die Straße kreuzt, wenn man von hier aus auf der Direttissima ins Tal geht. Wartet dort, ob meine Tochter auftaucht.«

    Claudia stand am Abgrund. Das Licht der Taschenlampe blendete sie. Sie war zunächst nicht sicher, ob ihr ein oder zwei Männer gegenüberstanden, erkannte dann aber neben dem Mann mit der Taschenlampe eine zweite Gestalt. Auch sah sie, wie in der Dunkelheit eine silberne Pistole aufblitzte. Claudias Herz pochte bis zum Hals. Ihr Atem wurde in dem Lichtkegel vom Schneesturm weggefegt, Schneeflocken kamen von der Seite und klebten an ihrem Gesicht. Es war ein unheimliches Brausen in der Luft. Der Sturm zerzauste die Wipfel der Fichten.
    Damit die Männer sie verstanden, musste sie laut reden. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und sagte mit belegter Stimme: »Wenn ihr mich erschießt, falle ich hundert Meter tief.«
    »Und?«
    »Ihr könnt mich da unten nicht liegen lassen. Wenn man meine Leiche in der Nähe der Hütte findet, kommt die Polizei sofort auf euch.«
    Sie sah hinter dem Licht, wie die beiden Männer miteinander redeten, konnte aber nichts verstehen.
    »Komm her!«, sagte schließlich der Kleinere.
    Claudia schüttelte den Kopf.
    »Komm her! Wir tun dir nichts. Wir bringen dich nur an einen anderen Ort.«
    »Nein. Sobald ich nach vorne gehe, erschießt ihr mich.«
    »Tun wir nicht. Wir brauchen dich lebend.«
    Claudia dachte darüber nach, ob sie dem Mann trauen konnte und was ihre Optionen waren. Viele gab es nicht. Sie konnte in den Abgrund springen und hoffen, dass sie den Sturz überlebte. Aber davor hatte sie zu große Angst. Wenn sie tat, was die beiden sagten, würde sie entweder erschossen. Oder man brachte sie in ein anderes Versteck, und was da mit ihr passieren würde, war höchst ungewiss. Sie hatte ihre kalten Hände in die Manteltaschen gesteckt und stellte sich vor, wie es sein musste, wenn sie ihr mit der Astschere einen Finger abschnitten.
    »Herrgott, komm endlich. Oder willst du ewig da stehen bleiben?«
    Claudia rührte sich nicht und ballte die Hände in den Manteltaschen. Auch ihre Füße waren kalt, denn der Schnee in den Gummistiefeln schmolz, und das Schmelzwasser floss zur Sohle.
    Mit einem Mal setzte sich die Taschenlampe in Bewegung. Sie kam näher. Jetzt konnte sie die beiden Männer erkennen. Der Größere war bereits bis auf zwei Schritte an Claudia herangekommen und streckte seine Hand nach ihr aus.
    »Gib mir die Hand. Sonst fällst du da noch runter.«
    Claudia ging einen halben Schritt zurück, spürte aber, wie der Boden hinter ihr nachgab.
    »Mach kein Scheiß«, sagte der Mann.
    Claudia überlegte fieberhaft, was sie tun sollte, aber die Angst lähmte ihren Verstand, und eh sie sich’s versah, hatte der Mann sie am Arm gegriffen und zog sie zu sich. Der Kleinere packte mit an. Sie zogen Claudia ein paar Meter vom Abgrund weg und fixierten sie am Boden, indem sich der Größere der beiden auf Claudias Oberarme kniete. Er holte die silberne Pistole aus seinem Gürtel und entsicherte sie.
    »Tu das nicht«, sagte Claudia und war kurz davor zu weinen. »Sie werden dich den Rest deines Lebens einsperren. Bestenfalls bist du ein alter Mann, wenn du wieder rauskommst.«
    »Ist leider zu spät.« Er setzte die Pistole auf ihren Mantel, an der Stelle, wo das Herz war.
    »Wenn ihr jetzt aufhört, könnt ihr straffrei aus der Sache rauskommen. Ihr könnt mir glauben. Ich bin Staatsanwältin.«
    »Das würde ich an deiner Stelle auch erzählen. Leider haben wir schon zu viel Scheiße gebaut. Und was würden unsere Auftraggeber mit uns machen?«
    Claudia schloss die Augen. Sie hörte, wie eine Pistole entsichert wurde. Im gleichen Augenblick fiel ihr ein, dass der Mann seine Pistole schon entsichert hatte. Und dann hörte sie eine Stimme, die sagte: »Lassen Sie die Waffe fallen – oder wollen Sie vor den Augen von sechs Polizisten einen Mord begehen?«
    Es war Wallners Stimme, die gesprochen hatte. Die beiden Männer erstarrten.
    Vorsichtig sahen sie sich um und erkannten, dass sie von Polizei umstellt waren. Makis stieß einen griechischen Fluch aus, dann legten die beiden Männer ihre Waffen auf den Boden und ließen sich ohne weiteren Widerstand Handschellen anlegen.
    Wallner half Claudia auf die Beine, und sie schlossen sich in die Arme. Die Spannung der letzten Stunden brach aus ihr

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