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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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heraus und setzte eine Flut von Tränen in Gang. Wallner strich ihr übers Haar. »Es ist alles vorbei.«
    »Ich bin so froh, dass du endlich gekommen bist«, heulte Claudia und schniefte. Wallner reichte ihr ein Taschentuch. »Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen.«
    »Strafe muss sein. Deine Eltern haben dir tausendmal gesagt, du sollst nicht mit fremden Männern mitgehen.«
    »Stimmt«, näselte Claudia und schneuzte ins Taschentuch. »Hatte ich irgendwie vergessen.«
    »Dein Vater ist auch da«, sagte Wallner.
    Lukas war zu den beiden getreten, die ihre Umarmung lösten. In dem Moment, als er Claudia in den Arm nehmen wollte, rauschte plötzlich eine Ladung Nassschnee aus den Bäumen auf sie nieder, und unmittelbar darauf hörte man einen Schuss. Claudia fiel vor Schreck hintenüber in Richtung Abgrund. Wallner griff nach dem Ärmel ihres Mantels, geriet dabei selbst aus dem Gleichgewicht und fiel zusammen mit Claudia zu Boden. Lukas und zwei andere Polizisten versuchten noch zu reagieren. Indes – es war zu spät. Wallner und Claudia stürzten den Abhang hinunter.

    Dreihundert Meter weiter unten stand Kreuthner an einem Streifenwagen, neben ihm Höhn mit einem Fernglas vor den Augen. Beide blickten den finsteren Berg hinauf, dorthin, wo man jetzt Lichter von Taschenlampen sah. Kreuthner legte das Gewehr zurück in den Wagen.
    »Zwei hab ich erwischt, oder?«, erkundigte er sich.
    »Ich hoffe, die Richtigen.«
    »Ehrlich gesagt, ich versteh’s gar net. Ich hab eigentlich nur auf die Bäume geschossen.«
    »War net schlecht gedacht«, sagte Höhn. »Die haben sich gleich so derschrocken, dass es sie gewaffelt hat. Jetzt müss ma da rauf und die Burschen holen. Hat jeder seine Waffe dabei? Die Kerle sind gefährlich!«

62
    A ls Höhn und seine Leute sich durch hohen Schnee und Dunkelheit zur Absturzstelle kämpften, kam ihnen auf halbem Weg Wallner entgegen, der Claudia stützte. Wallner war unverletzt. Der Schnee hatte seine Landung abgefedert, und auf seinem weiteren Weg nach unten, den er den Hang hinuntergerollt war, hatten sich ihm außer biegsamen Baumschößlingen keine nennenswerten Hindernisse entgegengestellt. Auch Claudia blieb unverletzt – fast bis zum Ende der rasanten Talfahrt, als sie auf einen großen Felsbrocken prallte, der aus dem Schnee herausragte und ihr den Arm brach.
    »Welcher hirnverbrannte Hornochse hat da geschossen?«, fragte Wallner.
    »Es war nur, damit die Burschen sehen, dass die Polizei da ist«, verteidigte sich Kreuthner.
    »Die Polizei war schon da.«
    »Des kannst net erkennen bei dem Licht. Ich hab ja auch nur in die Bäume geschossen. Gib halt einmal zu, dass ich euch das Leben gerettet hab.«
    »Ist okay, Leo. Hast es ja gut gemeint. Vielen Dank.« Wallner hob den Blick zum Himmel. »Und auch dir vielen Dank, dass wir seinen Rettungsversuch überlebt haben.«
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Höhn Claudia.
    »Wir müssen ins Krankenhaus. Ich fürchte, der Arm ist gebrochen.«

    Wallner kam mit zwei Bechern Kaffee, Zuckertüten und Milchbecherchen zu Lukas, der auf einer Besucherbank saß. Außer ihnen war niemand auf dem neonhell erleuchteten Krankenhausgang zu sehen. Lukas nahm den Becher entgegen und bedankte sich. Eine Weile verbrachten die beiden Männer schweigend damit, Milch und Zucker in ihren Kaffee zu rühren.
    »Claudia hat mir von Ihrem Vater erzählt, dem Anwalt«, sagte Wallner schließlich.
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Im Zusammenhang mit Frieda Jonas und Kieling und der SS. Es muss schlimm sein, wenn der Vater im Konzentrationslager sitzt. Hatten Sie irgendwie Kontakt zu ihm?«
    »Er durfte in gewissen Abständen Briefe schreiben. Die wurden natürlich alle kontrolliert. Genauso wie die Briefe, die meine Mutter an ihn geschrieben hat. Aber zumindest wusste man, dass er lebte. Was genau im KZ passiert ist, davon wusste man natürlich nichts. Darüber haben nicht mal die geredet, die wieder rausgekommen sind.«
    »Da sind tatsächlich Leute rausgekommen? Ich meine – normal entlassen?«
    »Ja. Die durften aber nicht über die Vorgänge im KZ sprechen. Und die meisten hätten es auch gar nicht gemacht.«
    »Wann ist Ihr Vater rausgekommen?«
    »Ende April fünfundvierzig. Er war auch in Dachau. Die Amerikaner haben ihn befreit. Aber das war Jahre zu spät.«
    Wallner blies auf seinen Kaffee und überlegte: »Wenn er in Dachau war – vielleicht hat er Frieda Jonas gekannt.«
    »Mit Sicherheit nicht. Dachau war ein reines Männerlager. Nur in den

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