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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Weg ein, den sie gekommen waren.
    Claudia, die auf der Rückbank saß, hatte die Plastiktüte mit den Filmdosen auf dem Schoß und durchforstete den Inhalt. »Da haben wir was«, sagte sie und gab Kreuthner eine Dose nach vorn.
    »Zwölfter April bis dritter Mai fünfundvierzig.« Kreuthner öffnete die Dose, holte den Film heraus und hielt ihn gegen das Licht. »Wackel net so. Ich kann nichts erkennen.«
    »Tut mir leid«, sagte Wallner. »Aber da musst du dich bei der Gemeinde beschweren. Die sind, glaube ich, für die Löcher in der Straße zuständig. Außerdem bist du vom Dienst suspendiert und solltest keine Beweismittel sichten.«
    »Ich hab die Beweismittel besorgt, wenn ich da mal dran erinnern darf.«
    »Ist mir bekannt. Gib den Film trotzdem zurück.«
    Kreuthner reichte Dose und Negativfilm an Claudia auf der Rückbank. »Vielleicht kannst du was erkennen. Ist halt alles negativ.«
    »Jaja«, sagte Claudia. »Das ist wohl die Krux bei Negativen.« Sie hielt den Film vors Fenster. »Ich glaube, da ist jemand mit einem Gewehr drauf.«
    »Kannst du erkennen, wer es ist?«, fragte Wallner.
    »Keine Chance. Das ist, wie gesagt, negativ. Und selbst bei einem richtigen Foto wär’s schwierig. Wer immer das mit dem Gewehr ist – er ist jetzt siebenundvierzig Jahre älter.«

    In einiger Entfernung vom Schrottplatz parkte ein metallicgrüner Mercedes 190 an der Straße, die durchs Mangfalltal führte. Neben dem Wagen stand ein Mann von etwa dreißig Jahren in Anzug und Krawatte. Er war einen Meter achtundsiebzig groß und von drahtiger Statur, hatte sehr hellblonde Haare und ein schön geschnittenes Gesicht mit markanter Nase. Durch ein Fernglas beobachtete er, wie der Dienstwagen mit Wallner, Claudia und Kreuthner den Schrottplatz verließ.
    »Und? Kannst was erkennen?«, fragte ein Mann aus dem Auto heraus. Er trug ebenfalls Anzug, war aber von bulligem Körperbau und passte nicht so recht in seine bürgerliche Kleidung.
    »Der Wagen ist ziemlich ramponiert.«
    »Wieso? Was haben die da drin getrieben?«
    »Keine Ahnung. Schießerei hätten wir gehört.«
    Der Dienstwagen fuhr auf einem kurvigen Schotterweg bis zur Einmündung in die Teerstraße und kam jetzt auf den Mercedes zu.

    Als Wallner auf die Straße abbog, ließ Kreuthner ein Feuerzeug aufflammen.
    »Mann! Muss das jetzt sein?«
    »Dein Problem ist …«, Kreuthner zündete etwas an, das bei flüchtigem Hinsehen wie eine Zigarette aussah, »… du kannst net richtig relaxen.«
    »Was bist du für ein Sternzeichen?«, fragte Claudia von hinten.
    »Oh Gott, Sternzeichen! Glaubst du da dran?«
    »Ich finde, es macht Spaß, und oft stimmt’s auch. Also?«
    Wallner machte ein leicht widerwilliges Gesicht, wollte Claudia den Spaß aber nicht verderben. »Ich glaube Jungfrau. Das ist wahrscheinlich ganz furchtbar.«
    »Nein, ich liebe Jungfrauen.« Claudia streichelte seine Wange. »Sie sind intelligent, ehrlich und zuverlässig.«
    »Aber auch a bissl pedantisch, neigen zum Nörgeln«, gab Kreuthner zu bedenken. »Und rechthaberisch. Ganz schlimm rechthaberisch.«
    »Du hast Ahnung von Astrologie?«
    »Ich interessier mich für viele Dinge«, sagte Kreuthner und gab die Zigarette nach hinten an Claudia weiter. »Ich bin ja eher Wassermann.«
    »Was erzählst du für einen Käse? Du bist im Sommer geboren. Du kannst nicht Wassermann sein.«
    »Doch. Da gibt’s noch was anderes. So ähnlich wie Akzent.«
    »Aszendent«, half Claudia aus und gab ihm die Zigarette zurück.
    »Genau. Des war’s. Wassermann is supercool. Die Hippies zum Beispiel, die waren alle Wassermann.«
    Wallner schnupperte, und seine Gesichtszüge entgleisten. »Sag mal: Was raucht ihr da eigentlich?«
    Kreuthner sagte nichts und drückte sich einen ordentlichen Zug tief in die Lunge, bis er husten musste. Anschließend kicherte er vor sich hin.
    »Das glaub ich jetzt nicht. Mach sofort den Joint aus. Ist das der aus der beschlagnahmten Tüte?«
    Kreuthner kicherte weiter.
    »Ja habt ihr sie noch alle?!«
    »Komm, Alter! Relax. Es ist kein Mensch hier, der dich deswegen verhaftet.«
    »Wieso mich? Ich rauch das Zeug ja nicht. Ach, übrigens: Vom Betäubungsmittelgesetz mal abgesehen ist das vorsätzliche Vernichtung von Beweismaterial. Strafvereitelung im Amt oder irgend so was. Kann dir Claudia besser erklären. Ich müsste dich eigentlich verhaften. Und ich überlege ernsthaft, ob ich’s nicht mache.«
    Kreuthner reichte Claudia den Joint nach hinten. »Glaubst du, der macht das?

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