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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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zu belasten schien, konnte Crawford einen Gegenbeweis anführen. Das Fazit? Der Fall der Caribe-Vergiftungen war geschlossen, und es gab auch keinen Grund, ihn wieder zu öffnen.
    Zum Teufel noch mal. Er hatte gehofft, zumindest jemanden zu finden, der ein offenes Ohr für seine Sache hatte. Heimat des verehrten Andrew Jackson Mullavey hin oder her, war dies nun New Orleans oder nicht? Standen sie hier nicht auf saftige Verschwörungen, hatte Staatsanwalt Jim Garrison nicht jahrelang mühsam zu beweisen versucht, dass Lee Harvey Oswald in Dallas nicht allein gehandelt hatte?
    Crawford dankte ihm unverändert höflich. Er nahm die Diskette und den Ausdruck und sagte, dass man ja mal einige diskrete Nachforschungen anstellen könnte. Er dankte ihm erneut, komplimentierte ihn in die Halle und schickte ihn dann aus dem NOPD-Hauptquartier. Justin biss die Zähne zusammen und sagte nicht mehr viel. Die ganze Sache erweckte das Gefühl, als habe man ihn eiskalt abblitzen lassen. Besänftige den Irren und schaff ihn aus dem Weg.
    Er war wieder zurück auf der South Broad Street im Herzen der Stadt, die zu vergessen suchte, und wünschte, es würde ihm ebenso gehen. Aber er ging zu seinem Mietwagen, mit dem sie an diesem Morgen vom Flughafen gekommen waren, sah auf seine Karte und fuhr dann verdrossen zu ihrem Hotel im Quarter, in der St. Peter Street.
    Justin fand das Zimmer rasch, und auf dem Bett lag eine Notiz von April, dass sie ins Café du Monde gegangen sei; er möge doch so schnell es geht zu ihr kommen. Brillanter Plan, Kaffee und Pfannkuchen, das konnte er jetzt gut gebrauchen.
    Er marschierte die St. Peter entlang mitten durch das Zentrum des Quarters, und der Gedanke an April beschleunigte seine Schritte. Sie hatte ihm angeboten, ihn zur Polizei zu begleiten, aber er hatte es abgelehnt, nein, nein, du hast nichts damit zu tun, zumindest nicht mit diesem Teil. Es gab keinen Grund, dass sie ebenfalls dort saß und sich zum Affen machte.
    Aber sie wäre dazu bereit gewesen. Seltsam, in letzter Zeit war sie in dieser Beziehung schrecklich aufgeschlossen. All ihre Bemühungen, mehr Informationen über Mullavey zu bekommen. Die Tatsache, dass sie nicht durchgedreht war, weil er mit diesen armseligen Beweisen zur Polizei gehen wollte, und dass sie Tampa unbedingt mit ihm zusammen verlassen musste. Keine Vorwürfe über die Art, wie er sich zwei Tage lang bei Segal/Goldberg aus der Affäre gezogen hatte und dann seinem Kreativdirektor sagte, dass er am Freitag einen Tag Urlaub brauche, wegen privater Probleme.
    Zu Wochenbeginn hatte April kurz davor gestanden, durchzudrehen, als er den bewusstlosen Todd Whitley durch die Tür geschleift hatte, auch wenn er ihr da zugestehen musste, dass es wirklich unerwartet gekommen war. Und seitdem? April Kingston-Gray war resolut und behielt einen kühlen Kopf. Was, zum Teufel, wollte sie ihm hier eigentlich beweisen?
    Er verließ die St. Peter, um den Jackson Square im Schatten der Kathedrale zu überqueren; auf dem Platz um ihn herum tummelten sich Artisten und Jongleure, Musiker und Pantomimen und allerlei Leute, die die preiswerteste Show der Stadt genossen. Auf der anderen Seite kam er auf der Decatur an einer Reihe von Maultieren gezogener Wagen vorbei, die für eine Fahrt mit Touristen bereitstanden. Wenn es etwas Traurigeres gab als ein Maultier, das einen Strohhut mit Blumen trug, dann wollte Justin das lieber gar nicht erst sehen.
    Er fand April an einem der Tische unter dem grünweiß gestreiften Baldachin des Café du Monde vor einer halb leeren Tasse Café au Lait, den Stift in der Hand und den Skizzenblock auf einem erhobenen Oberschenkel liegend. Auf dem Teller lag noch ein Pfannkuchen. Sie war so von etwas auf der anderen Straßenseite gefesselt, dass sie ihn erst bemerkte, als er vor ihr stand.
    »Oh, oh«, sagte sie. »Das sieht nicht gut aus. War es so übel?«
    Er verdrehte die Augen und ließ sich in den gegenüberliegenden Stuhl fallen. »Ich hatte bei einigen Verhaftungen schon mehr Spaß. Zumindest habe ich nicht das Gefühl, dass sich jemand für das interessierte, was ich zu sagen hatte.« Er erzählte ihr rasch von seinem Gespräch mit Detective Crawford. Er war platt, müde und fühlte sich sehr, sehr klein. »Es wird absolut nichts passieren. Er wird den Ausdruck in den Müll werfen, die Diskette löschen und sie für etwas anderes benutzen.«
    Er hatte vorsichtshalber weitere Kopien mitgebracht und sie im Hotel gelassen, aber er war sich nun nicht mehr

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