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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Drittel der Insel war von Christoph Kolumbus entdeckt und Hispaniola genannt worden; es wurde zuerst von den Spaniern besiedelt, die die einheimische Bevölkerung der Arawak-Indianer ausrottete. Die spanischen Kolonialisten brauchten Arbeitskräfte in ihren Goldminen und auf ihren Zuckerrohrfeldern, und so importierten sie Sklaven aus Afrika. Die Vorherrschaft der französischen Kolonialisten begann Ende des 17. Jahrhunderts, und in etwas mehr als zwei Jahrhunderten waren die importierten und auf der Insel geborenen Sklaven ihren Herren und deren Familien im Verhältnis achtzehn zu eins überlegen. Die Revolution war unausweichlich, und sie begann 1791. Dreizehn blutige Jahre später hatte Haiti seine Unabhängigkeit. Dies war die einzige erfolgreiche Sklavenrevolution der Weltgeschichte, und Haiti ist die einzige Nation dieser Art.
    Christophe Granvier war nicht allein mit seiner Meinung, dass dies den Zustand der gesamten haitianischen Geschichte geprägt hatte; sie war nie wirklich stabil gewesen. Von den Unterdrückern befreit, standen die siegreichen freien Männer und Frauen ohne ein Regierungssystem da. Auf dem Land begann eine Art Feudalherrschaft, wo die Landbesitzer eine Provinz kontrollierten, die ungebildeten Bauern die Rolle der Untergebenen einnahmen und die herrschenden Familien häufig eine ansässige Miliz bezahlten, damit sie auch an der Macht bleiben konnte. Diese Landbarone schickten ihre Kinder regelmäßig nach Frankreich oder in die Vereinigten Staaten, wo sie zur Schule gingen und so nach ihrer Rückkehr ihrer Familie und dem Status quo besser von Nutzen sein konnten.
    Aber Christophes Vater Phillipe Granvier hatte wie sein Vater zuvor nicht das Herz, die Bauern in seinem Umfeld mit eiserner Hand zu regieren. Sie waren selbst noch nicht lange den Feldern und Hütten entronnen und erinnerten sich noch sehr gut an alles. Den Dreck. Die Fliegen. Die Arbeit, die den Rücken zerstörte, die Beine krümmte und die Seele zu Staub zermahlte.
    Christophe Granvier kehrte 1972 mit einem Abschluss von Notre Dame nach Haiti zurück, und selbst zu diesem Zeitpunkt, als er die Welt schon mit ganz anderen Augen sah, respektierte er die Bauern. Sie lebten ein einfacheres Leben, und ihr Aberglaube bestimmte jedes Ereignis des Tages, aber sie waren real. Christophe war den Aristokraten auf ihrem eigenen Terrain begegnet, den Mulatten, die sich am Staatsschatz bereicherten, wie Könige in Port-au-Prince residierten, und er sah sie als die Parasiten an, die sie auch waren. Auf internationaler Ebene war Port-au-Prince praktisch nutzlos. Die ökonomischen Almosen, die Haiti zur Weltwirtschaft beitragen konnte, entstanden allein durch den Schweiß der Bauern: Zuckerrohr, Kaffee, Reis. Aber nur zu wenige verstanden das.
    Die Granviers versuchten es, so gut es ging. Und als das Ende dieser jungen Dynastie kam, wo waren da die Bauern, für die sie sich eingesetzt hatten?
    Fortgelaufen.
    Die uralte Geschichte.
    Es war Freitagabend, als der Messingtürklopfer beharrlich gegen seine Tür hämmerte. Christophe erwartete niemanden. Er öffnete die Tür und stand vor einem jungen Paar. Beide hatten dunkle Haare, die Frau schien asiatische Vorfahren zu haben, wenn man sie aus einem bestimmten Winkel betrachtete … und Probleme traten doch immer gleich paarweise auf, oder nicht? Er sah ihnen sofort an, dass dies kein Freundschaftsbesuch war. Die Verzweiflung stand zu deutlich in ihren Augen, er hatte schon vor zu langer Zeit gelernt, das zu erkennen.
    »Sind Sie Christophe Granvier?«, wollte der Mann wissen, was er bestätigte. Der Mann bot ihm seine Hand, die er schüttelte. Er stellte sich als Justin Gray vor, und sie sei seine Frau April. »Können wir reinkommen?«
    Sein gesunder Menschenverstand sagte Nein, aber das wäre unhöflich gewesen, und so trat er zur Seite. Er ließ sie in die Seitenhalle, und dann führte er sie ins Vorderzimmer. Es war tropisch dekoriert, eine Erinnerung an die Karibik. Sie setzten sich auf einen gepolsterten Weidendiwan, und er nahm in einem thronähnlichen Weidenstuhl Platz. Er wartete, der Letzte, der zu sprechen begann, hatte die meiste Zeit zum Nachdenken.
    »Ich arbeite für eine Werbeagentur in Tampa«, sagte Justin. »Vor einigen Monaten war es meine Aufgabe, Sie mir genauer anzusehen und Ihnen feindlich gesonnen zu sein, so kann man das wohl sagen. Ich bin derjenige, der die Werbung für die Magnolienblüten-Kaffeepads gemacht hat.«
    Er sagte das mit einer so seltsamen Betonung,

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