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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Handschellen, und die Situation würde erneut eskalieren. Sie grinste breit.
    »Ich würde zu gern wissen, wie sie das mit ihrer Tür erklären.«
    Er lachte auf und knurrte dann. »Was wollen wir wegen der Handschellen unternehmen?«
    Eine Krise nach der anderen, bitte. April bremste an einer roten Ampel, berührte sein Kinn und zwang ihn so sanft, den Kopf zu drehen, damit sie sich die Stelle ansehen konnte, an der ihn die Pistole erwischt hatte. Die blutende, angeschwollene Wunde sorgte dafür, dass sich in ihr alles vor Mitgefühl zusammenzog.
    »Wie geht’s dir?«
    »Es tut wieder weh. Au.«
    »Kannst du nur verschwommen sehen?«
    »Nein.« Er blinzelte rasch mehrmals nacheinander. »Alles okay.«
    Sie beugte sich hinüber und küsste ihn rasch auf die Lippen. Als sie versuchte, ihm tief in die Augen zu sehen und ihn so ihrer Liebe und ihres Vertrauens zu versichern, musste sie erneut kichern. Sie sah ihn wieder auf dem Hotelboden liegen und das sexistische Schwein spielen.
    »Du könntest eine Henkersmahlzeit gebrauchen?«
    Er zuckte mit den Achseln und lachte ebenfalls: »Was Besseres fiel mir in dem Moment nicht ein.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Kreuzung. »Es ist grün.«
    April fuhr auf schlangenförmigem Weg gen Süden, und mit der Zeit wurde sie immer ruhiger. Sie ging die Fakten durch: Sie hatten in dieser Stadt keine Freunde. Man wollte ihren Tod, so viel stand fest, zuerst nur Justins und jetzt auch ihren, und sie konnten der Polizei nicht trauen. Es wäre sinnlos, die Stadt auf dem schnellsten Weg zu verlassen, da Mullavey und sein Bruder sie auch in Tampa aufspüren und beseitigen lassen konnten. Aber eins nach dem anderen, sie saßen in einem Wagen, den sie so schnell wie möglich verlassen sollten, und selbst wenn sie genug Taschentücher in der Handtasche fand, um Justin halbwegs zu reinigen, sah er mit den Handschellen immer noch verdammt verdächtig aus, selbst an den Standards von New Orleans gemessen.
    Ihnen standen nicht viele Optionen offen.
    »Beug dich näher zu mir«, sagte sie, und Justin gehorchte. Sie griff in seine Innentasche und zog eine kleine zusammengefaltete Karte hervor, die sie auf seinem Schoß ausbreitete. Sie waren vor nicht allzu langer Zeit südlich des Superdomes vorbeigefahren, und es fiel ihnen nicht schwer, ihre Position auf der Karte zu finden. Ebenso schnell hatte sie den Weg zu dem Ziel gefunden, das sie jetzt ansteuern wollte.
    »Du willst zurück zu Granvier?«, wunderte sich Justin.
    »Was können wir denn sonst tun? Nur seinetwegen stecken wir in diesem Schlamassel.«
    »Da übertreibst du jetzt aber ein bisschen, findest du nicht?«
    »Nun«, sagte sie nachdenklich, »wir sollten ihn zumindest dazu bringen können, uns für eine Weile bei sich aufzunehmen.«
    Einen Augenblick später flammte plötzlich ein wilder Zorn in ihr auf, der ihr ebenso verwirrend wie fehlgeleitet erschien. Ein gemeiner Gedanke. Nein, es ist nicht Christophe Granviers Schuld, dass wir in dieser Scheiße stecken, das ist mir durchaus klar, da es deine Schuld ist, ganz allein deine, du warst doch derjenige, der es auf die Spitze getrieben hat. Sie wusste, dass es unfair war, aber ihr war auch klar, das sie diese Gedanken zumindest zulassen musste. So. Verstanden. Und weg damit.
    Was für eine Ironie. Der gegenseitige Zorn, den sie im letzten Jahr aufeinander verspürt hatten, war entstanden, weil sie zögerte, Justin zu vertrauen, dass er die Sache bis zum Ende durchziehen würde. Und jetzt war es fast so, als würde sie ihn verdammen, sich zu weit in die andere Richtung bewegt zu haben. Seine absichtliche und trotzige Haltung, das Richtige tun zu wollen, selbst wenn sie dabei getötet wurden.
    In Ordnung. Es reicht. Genug davon.
    »Halt meine Hand«, sagte April sanft und nahm die rechte Hand vom Lenkrad. »Halt meine Hand.«
    Justin bewegte sich unbehaglich. »Ich bin, äh …« Ein melancholisches Lachen blieb ihm im Hals stecken.
    Oh. Genau. Sie schob ihre Hand in seinen Rücken, und sie schlossen die Finger eng um die des anderen. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie seine linke oder seine rechte Hand berührte.
    Aber das war auch egal. So war es schon besser, viel besser.
    Bei Granviers Haus fuhr sie einmal um den Block herum. Als alles in Ordnung zu sein schien, hielt sie an. Wenn sie Justin sicher ins Haus gebracht hatte, wo man ihn nicht mehr sehen konnte, würde sie zurückkommen und den Wagen verschwinden lassen.
    Sie ließ ihn aus dem Wagen, und sie gingen

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