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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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durch das Fenster schien, war es noch sehr früh am Morgen. April lag schlafend neben ihm; das Bett unter ihnen war hart und unbequem. Sie hatten sich in der letzten Nacht in einem preiswerten Motel am Highway 61 in der Nähe des Flughafens eingemietet. In seinen Träumen waren die ständig startenden und landenden Jets vorgekommen. Wie gut hatte Christophe Granvier geschlafen? Er lag auf der anderen Seite der Wand und war durch eine Verbindungstür zwischen den Zimmern rasch zu erreichen.
    Justin drehte seinen Kopf auf dem Kissen, das ebenfalls sehr hart war, als sei es nicht mit Gänsedaunen, sondern mit Schnäbeln und Füßen gestopft. Nun, Flüchtlinge konnten keine großen Ansprüche stellen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von Aprils entfernt, ihr langsamer Atem und das unschuldige Gesicht mit den geschlossenen Augen schienen wie ein Fenster in eine ruhigere Welt zu sein, die er öfter mal aufsuchen sollte.
    Sie hatte es letzte Nacht tatsächlich geschafft. Spektakulär.
    Wenn sie doch nur in der Lage wäre, Stahl durchzubeißen.
    Seit fast zwölf Stunden waren seine Hände jetzt hinter seinem Rücken gefesselt, und so langsam wurde er deswegen wahnsinnig. Fast noch schlimmer waren die vielen kleinen Erniedrigungen, die er deswegen ertragen musste. April musste ihm die Hose ausziehen, als sie zu Bett gingen; sein Hemd und die Jacke blieben ihm allerdings nicht erspart. Wenn er Durst bekam, musste April das Glas halten, und als er in der letzten Nacht Hunger hatte, musste sie ihn füttern. Sie musste manuell für ihn zielen, als er urinierte, und er hoffte inbrünstig, dass er das große Geschäft zurückhalten konnte, bis man ihn befreit hatte, damit er nicht wie ein Kind, das gerade lernte, die Toilette zu benutzen, dasitzen und zulassen musste, dass sie ihm den Hintern abwischte. Sie konnte ihre Schadenfreude nur schwer verbergen; die leicht sadistische Domina hatte ihren Platz eingenommen und schien das Spielchen beinahe zu genießen.
    Schließlich weckte er sie unabsichtlich, als er versuchte, sich auf dem Doppelbett bequemer hinzulegen. April setzte sich auf, sie trug nichts weiter als ein Höschen; sie stopfte sich ein Kissen in den Rücken und sah zu ihm hinunter.
    »Es sieht immer noch ziemlich pervers aus«, sagte sie. »Es wäre fast eine Überlegung wert, dich so liegen zu lassen, bis das Zimmermädchen kommt, nur um ihr dummes Gesicht zu sehen.«
    Justin knurrte und verdrehte die Augen. »Leck mich am Arsch.«
    Sie steckte einen Finger unter den Bund seiner Unterhose und zog diese so weit hinunter, dass eine blasse Pobacke entblößt wurde. Dann tauchte April ab und gab ihm einen lautstarken Schmatzer darauf, danach biss sie zu. Kraftvoll. Er schrie entrüstet auf, woraufhin sie sich wieder hinsetzte und offensichtlich erfreut in die Hände klatschte.
    »Was für eine Kontrolle!«, feixte sie und schien ihre Überlegenheit außerordentlich zu genießen. »Ich herrsche über das Schicksal eines anderen Menschen. Frauen sind das nicht gewohnt, weißt du. Aber ich schätze, es würde uns allen sehr gefallen.«
    Er schnaufte und steckte ihr die Zunge raus, sollte sie doch ihren Spaß haben. Es hätte schlimmer sein können. Wenigstens hatte sie ihn nicht geschlagen. Noch nicht.
    Einige Minuten später rollte sich Justin vom Bett und sprang auf die Füße. Er beugte seine Knie einige Male und rollte den Kopf hin und her, um seinen Nacken und seine Schultern zu lockern. Dann ging er hinüber zum Schrank, dessen Furnier schon völlig mitgenommen war, und sah in den Spiegel. Was für ein erschreckender Anblick. Er war immer noch in Handschellen, sein rechtes Auge halb zugeschwollen, dick und rot.
    Er seufzte. »Ich sehe aus wie Lee Harvey Oswald.«
    »Ohne Hosen und schwarze Socken? Oswald sah bedeutend eindrucksvoller aus.«
    Er sah sie wieder an. »Ich muss pissen.«
    Zeit für die Rache. April hüpfte freudig und pflichtbewusst aus dem Bett, und sie gingen gemeinsam ins Bad.
    »Könntest du mir einen Gefallen tun?«, bat er.
    »Aber sicher, Schatz.«
    »Bevor ich … könntest du dieses Mal wohl vorher deine Hand unter das warme Wasser halten?«
     
    Mehr als eine Stunde später klopfte es an die Verbindungstür. Sie waren inzwischen beide angezogen, trugen allerdings wieder dieselbe Kleidung wie in der Nacht zuvor und hätten nach dem Duschen nur zu gern die Unterwäsche gewechselt. Allerdings war Justin gezwungen gewesen, auch auf die Dusche zu verzichten. April hatte zwischen den Fernsehsendern

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