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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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zu können. Er war eher irritiert als verängstigt, und er runzelte die Stirn.
    »Zeigen Sie mir doch noch mal die Marke«, sagte er. Vielleicht waren die beiden auch bloß gute Schauspieler.
    Der Stopplige packte ihn am Arm und an der Schulter, er drehte ihn mit dem Gesicht zur Wand, die ihm sehr solide erschien. Im Moment des Aufpralls hakte sich der Fuß des Kerls um Justins Knöchel und zog ihm die Beine auseinander, wodurch er das Gleichgewicht verlor; dieser Kerl war definitiv ein Profi.
    Justin wurde gefilzt und eine Hand tauchte in seine Jackentasche und kam wieder daraus hervor. Einer von ihnen zog seine Arme nach hinten, und er spürte das vertraute Zuschnappen der Handschellen. Er wurde erneut umgedreht und wieder gegen die Wand gestoßen. Sein Blick fiel auf ein Päckchen aus durchsichtigem Plastik – die perfekte Größe für einen Taschenspielertrick –, das am Finger dieses Kerls baumelte. Darin befanden sich ein halbes Dutzend Kügelchen, das konnte nichts anderes als Kokain sein. Kleine Crackstückchen, die Justin schon immer an verformte Backenzähne erinnert hatten.
    »Sie kennen den Spruch ja schon«, sagte der mit den sandfarbenen Haaren. »Sie haben das Recht, zu schweigen …«
    »Ach verdammt, was macht ihr euch überhaupt die Mühe?«, keifte Justin. »Auf wessen Gehaltsliste steht ihr? Mullaveys? Nathan Forrests?«
    Der Mann las ihm seine Rechte vor, ohne auch nur einen Absatz auszulassen, und, oh Mann, hielten diese Arschlöcher nicht gut zusammen? Er erfasste die Situation innerhalb von Sekunden: Die Nachricht über seinen Besuch im NOPD-Hauptquartier an diesem Nachmittag war irgendwie durchgedrungen, vielleicht sogar bis zu Nathan Forrest. Es war schlecht fürs Geschäft, einen Touristen einfach so in seinem Hotel oder auf offener Straße niederzuschießen oder ihn schreiend und um sich tretend in einen Wagen zu ziehen, aber man konnte ihn ja problemlos auf nette und legale Weise mundtot machen, als sei er nichts weiter als ein Widerling, der mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Zwei gekaufte Polizisten, die seine eigene befleckte Vergangenheit gegen ihn einsetzten, die sie mit Leichtigkeit herausfinden konnten: Im NCIC-Computernetzwerk konnten sie seine Akte aus St. Louis rasch finden, in der jede Einzelheit seiner Drogenkarriere und ein schickes Fahndungsfoto zu finden waren, vielleicht noch angereichert mit ein paar Informationen über die Schießerei in Tampa aus dem letzten Jahr.
    Sie könnten ihn, ohne größeres Aufsehen zu erregen, aus dem Hotel und auf die Straße bringen, und die Chancen standen gut, dass er lange tot sein würde, bevor ein Richter auch nur über seine Verhaftung entscheiden konnte. Entweder würden sie ihn direkt an Nathan Forrest übergeben oder ihn in einer weniger belebten Umgebung erschießen, wenn er Widerstand leisten würde. Oder sie steckten ihn in eine Gefängniszelle und überließen den Rest einem durchgeknallten Zellengenossen mit einem Messer.
    Sein einziger Ausweg war April, und diese beiden durften auf keinen Fall erkennen, dass sie zusammengehörten. Diese beiden Vollstrecker würden nicht wissen, dass er von seiner Frau begleitet wurde, während er sich in ihrer Stadt aufhielt, und sie wussten auch nicht, wie sie aussah, da Aprils Akte jungfräulich weiß war.
    Sie flankierten ihn, jeder auf einer Seite, und begannen, ihn durch die Lobby zu eskortieren. Die meisten Anwesenden fanden ihren Anblick nicht besonders interessant … geht mit Gott, aber geht, ich weiß ja sowieso nicht, was du angestellt hast. Er könnte laut protestieren und schreien, dass er unschuldig sei, aber das Publikum würde bestenfalls ob seiner guten Darbietung applaudieren. Netter Versuch.
    April …
    Sie hatte den Telefonhörer eingehängt, ging um den Schalter herum, und ihm war klar, dass sie sich verraten würde. Wäre er an ihrer Stelle, würde er auch nicht anders reagieren. Sein erster Impuls wäre, lauthals zu verlangen, zu erfahren, warum seine Angetraute in Handschellen abgeführt wurde.
    Er schaute finster drein und wagte nicht einmal zu blinzeln, als sie näher kam. Aprils Blick begegnete seinem, ihre Augenbrauen hoben sich ganz leicht, und ihre Lippen begannen, das Wort Wer oder Was zu formen. Eine minimale Drehung seines Kopfes, und er versuchte, ihr wortlos ein Nein zu übermitteln, merkte aber sofort, dass der Stoppelige neben ihm dies mitbekommen hatte. Der drehte ihn zu sich, um Justin ins Gesicht zu sehen und herauszufinden, was los war. Justin

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