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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Fuß auf die haitianische Erde gesetzt zu haben. Es war ein ebenso katastrophaler Eingreifplan wie alles, was er je über Vietnam oder später über Angola gehört hatte. Er machte nur weiter mit, weil ihm klar war, dass ihn, wenn er ging, nur ein noch größeres Arschloch ersetzen würde.
    Soweit es die Agency betraf, ging es in Haiti nicht um Politik, sondern ganz allein um wirtschaftliche Aspekte. Quellen in Kolumbien hatten einen Plan des haitianischen Ministers für Kaffeeexporte, Luissant Faconde, aufgedeckt, mit dem er die Kokainexporte seines Landes in die Vereinigten Staaten in ungeahnte Höhen treiben wollte. Es wäre lächerlich, anzunehmen, dass die CIA der Schaden interessieren würde, den das Kokain bei den Junkies anrichtete. Aber …
    Panama und Manuel Noriega hatten diese Pipeline fest im Griff und waren nicht bereit, ein Stück vom Kuchen abzugeben. Er war ein kooperativer Mann, sehr umgänglich, und Panama war strategisch weitaus bedeutender als Haiti. Was war schon ein Gefallen unter solch seltsamen Bettgenossen?
    Und so ging Jean-Claude Duvalier kampflos unter und zusammen mit ihm Luissant Faconde, dem dank des rachsüchtigen Christophe Granvier allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits ein Arm fehlte. Die Agency hatte sich bis auf das Anstacheln des Mobs und das Schüren des Feuers der Revolution weitgehend aus der Sache rausgehalten, und der zufällige Tod dreier Haitianer sah letztendlich so aus, als hätten einige schießwütige Soldaten auf unbewaffnete Zivilisten geschossen. Belanglose Opfer unter den Einheimischen, die den Zorn gegen die Armee nur weiter schürten. Es war, als habe man Benzin ins Feuer geschüttet.
    Am einem Februartag, dem Vorabend seiner Abreise aus Haiti, hatte sich Ruben Moreno mit Christophe Granvier in einer Hotelbar getroffen, wo sie zusammen den Sonnenuntergang bewunderten und scheinbar endlose Mengen Whiskey hinunterspülten. Zahlreiche Flugzeuge starteten und landeten. Das schwindende Sonnenlicht ließ die Jets und den regen Flugverkehr wie ein Teil des Wettergeschehens wirken.
    Aus irgendeinem Grund war ihm nach Weinen zumute gewesen. Dieses Land hatte ihn beeinflusst, wie es bei früheren Aufträgen in Nicaragua und Chile nie der Fall gewesen war. Eine Nation der stolzen Rebellion und des Mystizismus, in der man an jeder Ecke auf Omen und Gewalt stieß, in der Slumbewohner in Schichten schlafen mussten, weil einfach nicht genug Platz da war … und wo man, trotz aller Beweise für das Gegenteil, doch nie die Hoffnung verlor, dass der nächste Tag besser sein könnte als der vergangene. Für die wenigen, die wussten, wer er wirklich war, und die ihn deswegen willkommen geheißen hatten, da er für den Wandel stand … diese Menschen hatten das Gefühl, als würde er durch das Besteigen des Flugzeugs am nächsten Tag das Vertrauen, das sie in ihn gesetzt hatten, verraten.
    Es war schlimm genug, dass er jeden Einzelnen von ihnen in Bezug auf seine wahre Mission in diesem Land anlügen musste. Aber noch viel schlimmer war, dass er das Land verlassen musste, obwohl es nun nicht viel besser dran war als zuvor unter Duvalier. Eine provisorische Militärregierung, das war doch alles Scheiße, diese Wichser würden die Todesschwadrone schon vor Monatsende wieder zurück auf die Straße schicken. Der Einzige, der sich aus den richtigen Gründen um die Führung bemühte, war Jean-Bertrand Aristide, ein radikaler reformistischer Priester, der aufgrund seiner leidenschaftlichen und eloquenten Reden, die für amerikanische Ohren stark nach Sozialismus klangen, und weil er nicht bereit war, den Republikanern in den Arsch zu kriechen, in US-Kreisen eher unbeliebt war.
    Aber die amerikanischen Interessen waren gesichert. In Panama hieß es »Business as usual«. Und da die Faschisten noch immer im Palast waren, konnten die Amerikaner noch immer mit einem positiven Klima rechnen, wenn sie Fabriken in Port-au-Prince bauen und mit billigen Arbeitskräften versehen wollten. So war es kein Wunder, dass die amerikanischen Unternehmen das Abholzen immer weiter forcierten, denn so konnten sie sicherstellen, dass immer mehr verzweifelte Bauern, deren Land vom Meer erodiert worden war, nach Port-au-Prince strömten. Ein nie enden wollender Strom schwarzer Hände, die bereitwillig für drei Dollar am Tag arbeiteten und in einer Hütte aus Pappkartons hausten, in der sie ihr Essen über einer mit Kohle gefüllten Radkappe grillten.
    Früher einmal hatte man Moreno gesagt, dass sein Job dem

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