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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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zu nutzen. Oh, natürlich versuchte er vorzutäuschen, er sei nichts weiter als ein ehrlicher Geschäftsmann mit einer schlechten PR – wofür beispielsweise das Restaurant und die Seeimportfirma an der Flusswerft standen –, aber das war ganz offenbar nur Fassade. Die üblichen Anklagen hatte es immer mal wieder gegeben: Gaunereien, Bestechung, Konspiration. Manche kamen nicht mal bis vor Gericht, die anderen wurden aus Mangel an Beweisen, aufgrund aufsässiger Zeugen, widerrufener Geständnisse oder Zeugen, die auf geheimnisvolle Weise erkrankten und starben, abgewiesen.
    Es reichte zumindest, um die Voodoogerüchte ernsthaft in Erwägung zu ziehen und nicht nur als Gerede über die Anwendung eines Pulvers, das den Tod und die Wiederauferstehung simulierte, abzutun. Dieser Forrest und sein angeblicher Killer, Terrance Fletcher alias Aal, hatten definitiv Kontakte nach Haiti, und auf Haiti war so ziemlich alles möglich. Er hatte es selbst gesehen, er hatte acht Monate lang auf dieser Insel gelebt und ihre unterschwelligen mystischen Strömungen genau gespürt.
    Dass es Forrest gelungen war, dies auch hier noch auszunutzen, war bemerkenswert. Es erinnerte an François Duvalier und seinen Aufstieg an die Macht.
    Denn Moreno verstand, was die meisten Privatmänner, deren Wissen über das organisierte Verbrechen nicht über Der Pate hinausging, nicht begreifen konnten: Der Mob war keine enge, geradlinige Organisation wie eine Firmenstruktur, die außerhalb des Gesetzes operierte. Nein, normalerweise gab es einen oder mehrere Männer, die an der Spitze saßen und sich mit einer Privatarmee umgaben, und darunter waren zahlreiche unabhängige Lager, die einen Teil ihres Profits nach oben weiterreichten, da sie keine Kugel oder etwas Schlimmeres abkriegen wollten. Die ganze Machtstruktur war ein Wirrwarr aus stillschweigenden Vereinbarungen, die Sache am Laufen zu halten, ohne großartig aufzufallen, aber sie konnte jederzeit außer Kontrolle geraten, wenn auch nur ein Element aus dem Gleichgewicht geriet.
    Dieser Nathan Forrest hielt sich seit sechs Jahren an der Spitze – und hatte den Wettbewerb schon etwa ein Jahrzehnt zuvor beherrscht –, was für einen guten Rückhalt sprach. Er hatte nicht nur eine weitgehend friedliche Koexistenz mit dem sizilianischen Mob hinbekommen, sondern dies auch bei den Schwarzen, den Latinos und dem besonders starken Cajunkontingent, dessen Hauptquartier sich jenseits des Algierflusses befand, bewerkstelligt. Sie mussten alle ziemlich große Angst vor diesem Mann haben, und dieser Menschenschlag brauchte schon sehr überzeugende Gründe dafür.
    Moreno überprüfte dieselben Namen im Computernetz des National Crime Information Centers, aber er fand nichts von besonderem Interesse, bis er spontan entschied, auch noch Justin Gray unter die Lupe zu nehmen.
    Dieser Kerl war irgendwie komisch. Er konnte ein Wichser sein, wenn er wollte, aber ein verschlagener Wichser; er wusste im Allgemeinen, wann er die Klappe halten musste. Und er ließ sich nicht von einer Autoritätsperson einschüchtern, als sei er bereits einige Male verhaftet worden und habe vieles am eigenen Leib erfahren.
    Das NCIC spuckte keine überraschenden Informationen aus. Eine Verhaftung wegen Drogenbesitz vor knapp zwei Jahren in St. Louis; Gray hatte als Kronzeuge ausgesagt und sich so sein Ticket in die Freiheit verdient.
    Aber das war wirklich abgefahren. Da stand etwas über eine Auseinandersetzung im letzten Jahr in Tampa mit einem inzwischen verstorbenen Kokaindealer namens Antonio Mendoza. Es gab keine weiteren Einzelheiten zu diesem Fall, denn …
    Denn zu diesem Zwischenfall gab es eine separate Datei, die sich damit beschäftigte und unter Verschluss gehalten wurde. So etwas hatte er auf NCIC-Ebene noch nie zuvor gesehen. Heilige Scheiße, in was war dieser Kerl denn reingeraten?
    Darüber mussten sie sich auf jeden Fall noch unterhalten.
    Justin Gray … dieser Kerl wollte die haarige Situation, in die er wegen Andrew Jackson Mullavey geraten war, schnellstmöglich beseitigen und schien offiziell eine schmutzigere Vergangenheit zu besitzen als der Mann, den er zu Fall bringen wollte.
    Denn A.J. Mullavey besaß anscheinend eine blütenweiße Akte. Wie sehr hatte er sich bemüht, damit dies auch so blieb? Es gab nicht mal einen kleinen Seitenverweis der IRS. Sauber. Makellos. Bewundernswert.
    Vielleicht konnten sie doch etwas damit anfangen.

25
S TOLZ UND V ORURTEILE
     
    Ruben Moreno kam am späten

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