Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
Vom Netzwerk:
Platz.
    Er musste diese Leute verlassen, und zwar sofort. Wenn sie jemanden brauchten, an dem sie sich wieder aufrichten konnten, dann konnte diese alte Mambo von jetzt an seinen Platz einnehmen. Sie war eine toughe Lady und besaß definitiv Charisma; man musste ihr schon stark zusetzen, damit sie unter Druck zusammenbrach.
    Moreno rannte hinaus zu seinem Wagen und fühlte sich benommen ob seiner pochenden Wunden. Sein Fingerstumpen und sein Arm waren fest verbunden, die Schusswunde an der Seite war dick eingepackt und zugeklebt.
    Er beugte sich in den Kofferraum und tastete in dem schattigen Mondlicht umher, bis er ein paar versteckte Punkte drückte und ein Paneel öffnete. Der Wagen sah nach nicht viel aus, es war nur ein Standard-Oldsmobile, zwar gut erhalten, aber er hatte sich einige Maßanfertigungen einbauen lassen, und dies war eine davon. Er hob das Paneel an und nahm etwas heraus, das er noch nie zuvor an einem anderen Ort als dem Schießplatz benutzt hatte. Ein 9 mm Sub-MG, das Heckler & Koch MP5, das besonders bei den Terrorismusbekämpfungseinheiten beliebt war. Es war kompakt, leicht zu bedienen und sehr präzise. Dann holte er noch einige zusätzliche Magazine und drei Handgranaten hervor. All das hatte er vor drei Jahren erworben, als ihm ein Freund aus einem anderen Leben, aus einer anderen Karriere, über den Weg gelaufen war, der nun mit schlagkräftigen Waffen handelte. Das ganze Zeug war natürlich streng verboten, aber machte das nicht gerade seinen Reiz aus? Na logisch. Ihm gefiel der Gedanke, die Artillerie zur Hand zu haben, falls mal irgendetwas völlig schieflief.
    Man konnte ihn wohl einen Visionär nennen.
    Moreno ließ den Motor aufheulen und setzte sich mit weit geöffneten Augen und einer kamikazeartigen Begeisterung in Bewegung. Die Waffen lagen auf dem Sitz neben ihm, darunter auch das Messer, das er erbeutet hatte; vielleicht bekam er ja die Chance, es seinem Besitzer zurückzugeben, in die Kehle oder den Bauch gestoßen, da wäre er nicht besonders wählerisch.
    Moreno raste durch die Nacht und das ländliche Louisiana, drückte den Fuß schwer aufs Gas und hielt sich an keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Fünfundzwanzig Minuten hinter dem Mann, der unter den verschreckten Bauern zu einer Legende geworden war … er konnte das wirklich schaffen. Nun brach ihm endlich der Schweiß aus, während er durch die Nacht raste.
    Von jetzt an konnte er nur noch raten und die Bewegungen des Feindes vorausahnen. Sie waren ganz offensichtlich gekommen, um den haitianischen Jungen zu ermorden, der ihnen auf mehr als eine Art und Weise das Leben schwer machte. Sie waren nicht nur eingetroffen, ohne auf einen Schusswechsel vorbereitet zu sein, sondern sie hatten auch den Waffenstillstand zwischen Justin und Mullavey gebrochen. Zumindest, ohne dies zu wissen, es sei denn, ihr Anführer hatte einen Blick auf Christophe werfen können. Dann hätte er zweifellos auch herausgefunden, wer seine Begleiter waren.
    Sein nächstes Ziel würde sein Boss sein. Er musste ihn über diese neuen Entwicklungen in Kenntnis setzen, die nicht über das Telefon besprochen werden konnten, und ihn warnen, dass die Strafe vielleicht nicht lange auf sich warten lassen würde.
    Dann also zum Restaurant.
    Als Moreno den Damm über den Lake Portchartrain in Richtung Süden passierte, wusste er bereits, was er tun würde, wenn er dort ankam.

    Aals Schulter blutete fast nicht mehr, als er in Stocktons Wagen am Charbonneau’s eintraf. Er nutzte seine Fernbedienung, um den Lieferanteneingang zu öffnen, fuhr von der Toulouse aus hinein und parkte auf einem der leeren Stellplätze. Er blieb einen Moment lang sitzen; hielt sich hier sonst noch jemand auf? Offenbar war er allein, und er trat hinaus ins grelle Licht der Deckenlampen.
    Seine Schulter schmerzte, aber er hatte schlimmere Verletzungen zugefügt als erhalten, seine konnte bei Gelegenheit verarztet werden. Das rote Hemd konnte die Tatsache, dass er geblutet hatte, gut, aber nicht völlig verdecken. Er zog seine Jacke aus und faltete sie so, dass die blutbedeckte Schulterpartie nicht mehr zu sehen war, dann drapierte er sie locker über der Wunde.
    Er ließ sich selbst durch den Kücheneingang hinein und war sofort vom Essensgeruch eingehüllt, den sein Magen jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte. Aal ignorierte das geschäftige Treiben der Köche und Bediensteten und ging auf einen von Nathans Bodyguards zu.
    »Wo ist er?«, wollte er wissen.
    Der Kerl zeigte direkt

Weitere Kostenlose Bücher