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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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nach oben. »Dritter Stock. Was ist los? Sie sehen scheiße aus.«
    »Rufen Sie ihn an. Sagen sie ihm, dass ich ihn auf der Treppe treffen will.«
    Aal wartete nicht, sondern ging zwischen den Kellnern und Kellnerinnen, die Tabletts balancierten, hindurch den Gang entlang. Es war einundzwanzig Uhr, die geschäftigste Zeit unter der Woche. Diese Massen mit ihrer trägen Selbstzufriedenheit, die sich mit so wenig im Leben zufriedengaben und nie über das Weltliche hinaussahen. Welche Sünden er auch begangen und welche Fehler er auch gemacht hatte, so hatte er sich doch niemals dieser Herde angeschlossen.
    Aal schleppte sich mithilfe des Geländers die Treppe hinauf und musste auf dem Absatz des zweiten Stocks innehalten. Er war erschöpft, ihm war schwummrig – er konnte den Blutverlust nicht einfach so wegstecken. Die grelle alte Tapete und die bordellroten mit Teppich ausgelegten Stufen waren zu viel für seine müden Augen.
    Ein weiteres halbes Stockwerk, dann erschien Nathan Forrest mit aufgerollten Hemdsärmeln über ihm. Wie Nero.
    »Ärger«, sagte Aal, auch wenn Nathan das gewiss schon gesehen hatte. »Er ist jetzt bestimmt auf dem Weg hierher. Zumindest würde ich das an seiner Stelle tun. Und es wird übel.«
    Nathan sagte nichts, aber seine Augen wirkten auf einmal härter und sein Kinn kerniger; er wartete. Aal hatte es immer bewundert, dass Nathan keine Zeit mit sinnlosen Fragen vergeudete.
    Er gab ihm einen kurzen Abriss der Geschehnisse; die genauen Details konnten warten. Und es machte auch keinen Sinn, jemand anderem als ihm die Schuld dafür zu geben, dass sie in eine unerwartete Situation geraten waren. Seltsamerweise hatte er keine Angst vor Nathans Zorn. Die Erkenntnis war mit den Jahren gereift: Nathan hatte größere Angst vor ihm, als er je vor Nathan haben konnte. Vor dem, was Aal tun konnte, sollten sie sich jemals als Feinde gegenüberstehen.
    Nathans Hand spannte sich enger um das Geländer. »Wer war dieser Kerl da draußen?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber er war ein Profi. Hatte zweifellos eine militärische Ausbildung.« Er dachte noch immer an die Art, wie er ihn entwaffnet hatte; Aal hatte von dieser Technik gehört, war aber noch nie jemandem begegnet, der den Mut hatte, sie auch wirklich einzusetzen. Er musste ihm widerwillig Respekt zollen.
    »Dann hat Gray also nicht geblufft, als er Andrew von seiner Verstärkung erzählt hat.« Nathan schüttelte den Kopf. »Mein dämlicher Bruder hatte also letzten Endes doch recht, und ich habe ihm gesagt, er soll dem Kerl nicht trauen. Ich soll verdammt sein.«
    »Ist Ihre Frau oben?«, fragte Aal. »Ich habe ihren Wagen unten gesehen.«
    Nathan nickte. »Ich muss Kathleen hier wegbringen. Einer der Männer soll sie zu Andrew rausfahren.«
    Aal verstand. Nathan hatte ihr nie von den alten Gewölben unter dem Haus erzählt und noch viel weniger davon, wofür sie genutzt wurden. Und er wollte es ihr auch nie erzählen. Wenn es einer weniger wusste, gab es auch einen weniger, der ihn verraten konnte.
    »Na, dann los«, sagte Nathan. »Wir treffen uns unten in den Gewölben.« Er drehte sich um, lief einige Treppenstufen nach oben und wandte sich dann noch einmal um. »Dieser Nigger, der unterwegs sein soll: Können Sie ihn früher oder später aufhalten?«
    Aal griff in seine Hemdtasche und lächelte wie ein Mann, der noch etwas ganz Besonderes in petto hatte. Er streckte die Hand aus, sehen Sie, sehen Sie, was ich hier habe. Haare, vom Schädel abgerissen, und ein Stück eines Fingers.
    Nathans Augen weiteten sich, es war gut, den Boss zu beeindrucken, wie immer.

    Moreno fuhr wie eine Naturgewalt auf die zum Essen eingekehrten Gäste hernieder.
    Er ließ sein Oldsmobile einen halben Block weiter die Straße entlang stehen und verbarg so viel er konnte unter seiner Bomberjacke, dann mischte er sich unter die Passanten auf dem Gehweg. Vor ihm schwang schon ein Hauch der Bourbon Street, deren Neonschilder in der Ferne zu sehen waren, in der Nachtluft.
    Zwei Kerle warteten auf der anderen Straßenseite bereits vor der Tür auf ihn. Moreno entdeckte sie in dem Moment, in dem sie sich bewegten, sie waren die einzigen dämlichen Bastarde da draußen, die nicht wie Touristen aussahen. Moreno schaltete sie mit seiner SIG aus, bevor sie einen Schuss abgeben konnten, und ließ sie auf dem Bürgersteig liegen. Nun konnte er sich nicht mehr einfach so unter die Passanten mischen. Die Touristen stoben auseinander, als ihnen klar wurde, dass sie sich in

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