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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Die Explosion war ein gedämpfter Knall, den man auch durch die Erschütterungen im Boden spüren konnte. Mit etwas Glück würde die Kettenreaktion alle Benzintanks nacheinander in die Luft jagen und diese Wagen bis auf die Felgen einschmelzen.
    Jetzt konnte er Sirenen hören, und er nahm sich einen Moment Zeit, um einen Blick in den Speisesaal zu werfen, der nun völlig verlassen war. Er kannte das schauerliche Gefühl der Befreiung, das kam, wenn der Tod kurz bevorstand. Zu spät, er war viel zu spät gekommen. Was konnte er noch tun, außer den Feind in der Zeit, die ihm noch blieb, zu jagen?
    Zur Hölle mit dieser Scharade eines Viersternerestaurants und Verhätschelungsservices. Er würde nicht hierbleiben, um dann im Polizeigewahrsam zu sterben, was wäre das nach dem Leben, das er geführt hatte, für ein schlechter Witz.
    Und wie viel Gas war jetzt überhaupt in der Küche ausgeströmt?
    Moreno nahm die letzten beiden Granaten, zog die Pins heraus und warf sie beide in den Gang zur Küche. Dann rannte er, mit all der Kraft, die ihm noch zu Verfügung stand, wovon er fast schon nicht mehr ausgegangen war, als wären ihm tausend Höllenhunde auf den Fersen, durch den Speisesaal, am Empfangspult des Oberkellners vorbei und durch das Foyer, als sie hochgingen.
    Alles um ihn herum wackelte, als er die Türen aufriss und durch die Schaulustigen auf der Toulouse Street preschte. Moreno warf sich auf den Bürgersteig und rollte sich seitlich ab, um dem Schlimmsten zu entgehen. Es gab nur wenige Flammen – der Großteil wurde von den Innenwänden aufgehalten – aber die Schockwelle ließ alle Fenster zerspringen. Ein Blizzard aus Glas ging auf alle Neugierigen nieder, begleitet von dem Knall der sich entzündenden Gasleitung. Auf der Toulouse hallten die Schreie des Publikums wider, während zwei Blocks weiter auf der Bourbon Street kein Ton zu hören war.
    Dies war eine wirklich seltsame Stadt.
    Er rappelte sich auf dem Bürgersteig wieder auf und ging mit tauben Ohren auf seinen Wagen zu. Finger zeigten auf ihn, ja, ich war das, es war schwer, die Schuld abzustreiten, wenn man ein Sub-MG mit sich trug.
    Zumindest eilte niemand auf ihn zu, um ihn nach seinem Wohlbefinden zu fragen; sie machten ihm einfach Platz.
    Als er hinter dem Lenkrad saß, hatte er seine Entschlusskraft wiedergefunden; vielleicht waren der Djab Blanc und Nathan auf dem Weg zu Andrew Jackson Mullaveys Landsitz. Bruderliebe, brüderlicher Schutz, vielleicht, vielleicht, vielleicht. Es war eine Möglichkeit. Es war Treibstoff für den Motor in ihm, der sich nicht länger beruhigen ließ. Ein Ziel war alles. Ein Ziel hieß, zu leben.
    Moreno legte den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal durch, damit er so schnell wie möglich von dem Rauch, dem zerbrochenen Glas und dem architektonischen Massaker fortkonnte und von allen, die als Schaulustige geblieben waren. Er fuhr die Toulouse in falscher Richtung entlang, und es machte die Sache auch nicht besser, dass er den Rückwärtsgang eingelegt hatte, denn schon konnte er die jaulenden Sirenen näher kommen hören. An der Ecke riss er das Lenkrad herum und raste vorwärts weiter, einen Block ins French Quarter und dann über eine rote Ampel und die vierspurige North Rampart hinweg. Nach der Basin befand er sich erneut auf schmalen Straßen, die geweißte alte Mauer des St.-Louis-Friedhofs zu seiner Rechten und Sozialwohnungen zu seiner Linken. Gangmitglieder vertrieben sich hier die Zeit bis zu ihrem Lebensende damit, unzählige Flaschen zu leeren.
    Einige Blocks später wurde er langsamer; er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, aber sein Orientierungssinn war noch immer intakt. Westen, er wollte nach Westen. Langsam fuhr er die Blocks entlang und wusste, dass er früher oder später zum Highway 61 kommen würde, dem Flughafenzubringer, seinem Ticket zu Mullaveys Tür. Er wusste nicht, wann ihn die Polizei schnappen würde, nur dass die roten Lichter auf seinem Weg durch die Stadt überall zu sehen waren. Mit ihrer kolossalen Ausdehnung und ihren breiten Verkehrswegen war dies eine Stadt wie viele andere.
    Er trat das Gaspedal durch, das war alles, was er tun konnte, um aufzuholen; die Tachonadel blieb trotz des starken Verkehrs im oberen Bereich, und er versuchte nicht daran zu denken, dass seine Verbände inzwischen völlig durchtränkt waren. Er war mit seinem eigenen Blut bedeckt und musste blinzeln, damit ihm der Schweiß nicht in die Augen tropfte.
    An der Stadtgrenze verließen ihn die

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