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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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er konnte für beides keinen eindeutigen Beweis finden. Da war nur die Robe, die feucht unter ihr lag, und eine seltsame Verfärbung auf einer Seite ihres Gesichts.
    Justin hielt sie an seine nackte Brust gedrückt, die mit dem Blut eines anderes bedeckt war, und starrte ihr ins Gesicht, er streichelte ihre kalte Wange mit seinen nun tauben Fingerspitzen. So langsam ging ihm auf, dass es wieder ruhig geworden war, die Schüsse und Schmerzensschreie waren verklungen. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie noch zu hören; sie hätten diesem Augenblick die passende Stimmung verliehen. Er hörte nichts, bis die Hintertür aufgerissen wurde, und da kam sie, die Verdammnis oder die Rettung. Nur herein damit.
    Granvier. Und Moreno. Justin starrte durch die Halle in die Küche und fragte sich, wieso Moreno noch laufen konnte. Der Mann sah unglaublich mitgenommen aus.
    Sie bemerkten ihn, und April und starrten sie ihrerseits an, und dann kam ein neuer Schmerz in Morenos Augen auf, der nichts mit seinem geschundenen Körper zu tun hatte. Das zutiefst empfundene Gefühl des Versagens.
    »Ist sie …?«, wollte er wissen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Justin, ein leerer Mann mit einer hohlen Stimme. »Sie ist nicht verletzt … aber … seht doch …« Er hob sie hoch, wie man ein ertrunkenes Kind anheben würde.
    Er trug sie die Halle hinunter, während sich Granvier um Morenos Wunden kümmerte. Er hielt den verletzen linken Arm über das Spülbecken und biss die Zähne zusammen, und Granvier – nackt und feucht – packte das Messer und zog es heraus. Das Blut floss erneut aus der Wunde, und Moreno musste sichtbar an sich halten, um nicht erneut umzufallen, indem er sich mit einer Hand, an der ein Fingerglied fehlte, festhielt – welche weiteren Gräueltaten warteten noch auf ihre Entdeckung?
    Justin setzte sich auf einen Stuhl und hielt Aprils Last auf seinem Schoß, die geöffnete Robe verzog sich und ging auf, als sie gegen ihn sackte. Er merkte nicht einmal, dass ihre Brüste entblößt wurden; im Kampf war kein Platz für Scham, und danach erst recht nicht. Diese gebrochene Welt drehte sich um ihn herum weiter, Morenos Wunde wurde rasch bandagiert, und sogar auf seinem Kopf befand sich ein blutender, wunder Fleck.
    Als Mama Charity wie eine weitere furchterregende Überlebende zurückkam, war Justin erleichtert, dass er nicht auch noch um sie trauern musste. Sie hatte Pulver und Salben in alten Glasgefäßen bei sich und verarztete Moreno mit der Effizienz einer geübten Krankenschwester. Mit jedem Augenblick, der verstrich, schien sich Moreno von innen heraus mehr zusammenzureißen; falls irgendetwas nicht stimmte, schob er es einfach beiseite.
    Was ist mit April?, wollte er schreien. Seht sie euch an, seht sie euch an und sagt mir, WAS MIT IHR LOS IST!
    Als April an die Reihe kam, suchte Mama Charity nach Lebenszeichen, hielt nach Reaktionen ihrer Pupillen Ausschau und schien weder bekümmert noch entmutigt zu sein. Sei senkte den Kopf und drückte ein Ohr gegen Aprils nackte Brust, dann verharrte sie eine bedrückend lange Zeit in dieser Stellung.
    »Nun, ihr Herz schlägt noch«, sagte Mama Charity schließlich und runzelte die Stirn. »Ihr Puls ist zu schwach, ich kann ihn nicht spüren, aber ich glaube, ich höre einen Herzschlag, wenn auch einen sehr langsamen.«
    »Was haben sie ihr angetan?«
    »Berühren Sie den Fleck auf ihrer Wange nicht. Sie wurde vergiftet.« Sie sah Moreno und Granvier wissend an, wobei sich Letzterer irgendwann in den vergangenen Minuten ein Handtuch um die Hüfte gewickelt hatte. »Sie wissen, was ich meine … nicht wahr?«
    Beide nickten. Granvier sah zu ihm hinunter und sagte: »Sie wissen es auch, Justin. Wir haben Samstagnacht darüber gesprochen …«
    Mama Charity berührte seinen Arm. »Sie wird die nächsten drei Tage so sein, vielleicht auch nicht ganz so lange.«
    Drei Tage. Am dritten Tag wird sie sich erheben. Und dann? Die Erkenntnis kam brutal, als ihm klar wurde, wie April danach vielleicht sein würde. Der Letzte, dem sie das angetan hatten, war wegen eines Raubes, den er nicht begangen hatte, den er nicht begehen konnte, festgenommen worden, und er war ein viel zu großes Wrack gewesen, um sich verteidigen zu können. Er war einfach dank eines bequemen Selbstmords dahingeschieden.
    Dann weinte er, vergoss die Tränen, die April nicht vergießen konnte; wenn die Hoffnung vereitelt wurde, war der Schmerz noch weitaus größer, als wenn es gar keine gab. Er rief

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