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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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eine kalte Fingerspitze an Erskines Schläfe. Evan wollte sich abwenden, oh, das war offensichtlich, genau so klar war auch, dass er es einfach nicht wagte.
    »Ihr Schädel hat an dieser Stelle eine wunderbare Form«, flüsterte Aal. »Er würde einen wunderschönen Kerzenhalter abgeben.« Er zog den Finger zurück und stützte dann alle fünf unter sein Kinn. »Ich mag Sie, Evan. Aber legen Sie sich nicht mit mir an. Und verschwenden Sie nicht meine Zeit. Haben wir uns verstanden?«
    Erskine schluckte lautstark und nickte langsam. »Ja.«
    »Möchten Sie schnell Geld verdienen, ein paar sichere Dollar, ohne irgendein Risiko?«
    Ein weiteres Nicken.
    Aal entspannte sich und lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück. »Dann sind wir uns ja einig.«
    Mit trommelnden Fingerspitzen starrte er an Evan vorbei den Laden an. Er sah die Menschen kommen und gehen, diejenigen, die einkaufen, und diejenigen, die nur gaffen wollten, so traurig, so viele von ihnen, und so verloren. »Damit Sie mir nicht böse sind, werde ich Ihren Anteil auf fünfundsechzigtausend erhöhen. Sehen Sie es als kleine Beschwichtigung. Und ich garantiere Ihnen überdies, dass Sie nicht mal eine Stunde im Knast verbringen müssen, wenn etwas schiefläuft und Sie in der Nacht geschnappt werden. Sie nutzen Ihren einen Telefonanruf, um mich anzurufen, und ich kümmere mich um den Rest. Zwei oder drei weitere Anrufe, und es gibt keinerlei Unterlagen mehr über Ihre Verhaftung. Es sei denn, Sie haben etwas Hirnloses getan, wie sich der Verhaftung zu widersetzen, aber ich weiß, dass Sie keine Waffen mögen, daher mache ich mir in der Hinsicht keine Sorgen.«
    »Da drin muss es etwas ganz Besonderes geben; was genau wollen Sie?«
    »So weit es die Juwelen angeht, ist es mir völlig egal, was Sie mir bringen. So viel oder so wenig, wie Sie Lust haben. Wofür Sie die Zeit finden.«
    Evan runzelte die Stirn und war völlig verwirrt. Die Unsicherheit breitete sich auf seinem ganzen Gesicht aus. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Also ging Aal ins Detail. Er erklärte genau, worauf er im Schutze der Nacht aus war, wenn die Alarmanlage bereits deaktiviert sein würde. Die Details waren kurz. Und einfach.
    Und definitiv ungewöhnlich.
    »Ist das Ihr Ernst?« Evan brach in nervöses Gelächter aus. »Darum geht es dabei? Mann, es muss doch bestimmt zwei Dutzend Quellen geben, aus denen sich solche Kügelchen auftreiben lassen. Und es würde Sie nicht mal ein Prozent von dem kosten, was Sie mir zahlen.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Es steckt mehr dahinter, aber das geht Sie ebenfalls überhaupt nichts an. Erledigen Sie einfach Ihren Teil der Arbeit. Alles klar?«
    Evan lehnte sich einen Augenblick zurück und rieb sich mit einer Hand über den schief grinsenden Mund. Er war die personifizierte Verwirrung. »Aber wessen Geld ist das überhaupt? Nathan finanziert das doch nicht, oder? Ich kenne Nathan Forrest, das ist nicht die Art, wie er arbeitet.«
    Aal wirbelte den Panamahut auf seinem ausgestreckten Zeigefinger umher, dann schloss er seine Hand fest um die Krempe. »Ich glaube, fünfundsechzigtausend sind mehr als genug, damit Sie Ihre Fragen auf ein Minimum beschränken. Sie erfahren nur das, was Sie unbedingt wissen müssen.«
    Evan blickte einen Augenblick lang finster drein, dann sank er im Sitz zusammen. Papier knisterte, als er den Rest seines Sandwichs hervorholte.
    »Da wäre noch eine Sache«, sagte Aal.
    »Hab ich mir fast gedacht.«
    »Es wird einen Sündenbock geben.«
    Das heiterte ihn auf. Die Sache fing an, sich zu entfalten wie eine Origamiskulptur.
    Aal fuhr fort: »Und aus diesem Grund dürfen Sie da keine zu professionelle Arbeit leisten. Sie müssen es so aussehen lassen, als sei jemand Dummes da eingebrochen und habe großes Glück gehabt, davonzukommen.« Er warf einen Blick auf seine Rolex und sah dann aus den getönten Fenstern des Wagens die Royal entlang auf die Canal. »Da kommt er. Genau zur rechten Zeit.«
    Erskine sah sich um, blickte den Bürgersteig hoch und runter. Da waren viele verschwitzte Touristen mit Kameras, sie waren sofort zu erkennen. Außer ihnen blieb aber immer noch ein gutes Dutzend anderer Menschen übrig, die sich in dem Gebiet aufhielten.
    »Welcher?«
    »Etwa 30 Meter voraus, er kommt in unsere Richtung. Der in dem braunen Hemd.«
    Erskine reckte den Hals und schaute und schaute. Schließlich schlurfte der Kerl aus den Schatten des überhängenden Balkons und trat ins helle Tageslicht. Evan

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