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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Jackson Mullavey in der Nähe von New Orleans einzufinden. Die Flugtickets lagen gleich dabei. Pack deinen Arbeitsstress in deinen Aktenkoffer und lächle, lächle, lächle. Denn du darfst ihn zurücklassen.
    Das Ganze roch nach einer achtundvierzig Stunden langen Arschkriechsitzung. »Wenn ich fliegen soll, was ist mit meiner Frau?«, hatte Justin die Kreativdirektorin Katy Thurgood gefragt; kann ich nicht wenigstens April mitnehmen? Tut mir leid, davon wurde nichts erwähnt. Er hatte im Zusammenhang mit diesem Auftrag eine Menge Spielraum bekommen, aber diese Einladung gehörte nicht dazu.
    Und hier war er, in New Orleans, zusammen mit einem übergewichtigen Kundenbetreuer mit schwindendem Haaransatz und einem nahenden Zwölffingerdarmgeschwür. Leonard kaute bereits Tabletten. War das nicht schon spaßig genug?
    Nach einigen weiteren Minuten, die sie in der Nähe des Gates verbracht hatten, begann Justin mit einer entschlossenen Suche im Terminal und in dessen Umgebung. Dort, zwei Gates weiter … er hätte schwören können, dass er dort eine Art ziviler Uniform gesehen hatte. Ein schlaksiger junger Schwarzer in einer grauen Uniform mit Kappe. Er zappelte mit einem dürren Bein herum, während er pflichtbewusst ein kleines Schild in Richtung des Gates hochhielt, das noch nicht geöffnet war.
    Justin stieß Leonard an und zeigte in die Richtung. »Ist das vielleicht unser Fahrer?«
    Sie trotteten zu ihm hin, starrten auf das handgeschriebene Schild, einen fünfundzwanzig mal dreißig Zentimeter großen Karton, auf den mit Marker geschrieben stand: GREENWALD & GRAY.
    »Ein paar Gates vom Weg abgekommen, was?«, sagte Leonard.
    Der Mann sprang auf, erschreckt, als wären sie aus dem Nichts gekommen. Er konnte nicht viel älter als zwanzig sein. Er tippte auf das Schild und sah dann sie an. »Sind Sie das?«
    Sie bestätigten es ihm.
    Er lächelte breit und setzte sich die Chauffeurskappe auf seinen kurz geschorenen Schädel. »Yo, Mann, ich bin Napolean Trintignant, ich bin Ihr Fahrer. Mr Andrew Mullaveys persönlicher Chauffeur, das bin ich.« Und er war stolz darauf, das war seiner Überschwänglichkeit deutlich anzumerken. Vielleicht lag das aber auch an seinem karibischen Akzent. »Er vertraut Sie niemandem außer mir an.«
    Leonard schnitt eine erschreckte Grimasse, möglicherweise machte ihm sein Zwölffingerdarm wieder zu schaffen. Er zeigte mit einem Finger auf den nächsten Ankunftsschalter und die Abflugmonitore. »Sie konnten ja nicht mal das richtige Gate finden.«
    Napolean faltete sein Schild in der Mitte zusammen und tat Leonards Bemerkung mit einem fröhlichen Handwedeln ab. »Was bedeuten schon Zahlen, hey, Sie haben mich gefunden, das ist Schicksal.« Er wollte sich gerade umdrehen, deutete dann aber auf die kleinen Taschen, die sie in den Händen hielten. »Ist das Ihr einziges Gepäck?«
    »Das ist es«, erwiderte Justin.
    Napolean nickte und winkte, dass sie ihm folgen sollten. »Dann kommen Sie, fahren wir.«
    Justin sprintete förmlich los, erkannte dann aber nach einigen Schritten, dass er allein war. Er sah über seine Schulter zurück und bemerkte, dass Leonard noch immer am selben Fleck stand … klagend, perplex, einen Arm ausgestreckt. Er wartete darauf, dass man ihm seine Tasche abnahm.
    »Komm schon, du hässlicher Amerikaner«, rief Justin. Und drehte sich um, bevor Leonard ihn lachen sehen konnte.
     
    Andrew Jackson Mullaveys Landsitz befand sich westlich von New Orleans. Da der Flughafen bereits am Westrand der Stadt lag, war New Orleans auf dieser Fahrt nichts weiter als ein paar große Gebäude, die am östlichen Horizont verschwanden. Die Landschaft hinter den getönten Seitenscheiben und der Windschutzscheibe machte rasch einer völlig anderen Welt Platz.
    Das Unterholz am Straßenrand wurde in regelmäßigen Abständen von kleinen, von Weinlaub überwucherten Hügeln durchbrochen. Und die Bäume. Noch nicht einmal eineinhalb Jahre in Florida, und schon hatte Justin beinahe vergessen, dass Bäume so groß werden konnten, so üppig. Wunderschöne alte Eichen, große Trauerweiden mit üppig bewachsenen Zweigen, die sich weit nach unten bogen, und überall Lousianamoos, wie die wirren Bärte von Bürgerkriegsveteranen. Sie kamen an kleinen am Fluss gelegenen Städten und Dörfern vorbei, und als Justin der Klimaanlage zum Trotz sein Fenster herunterkurbelte, roch sogar die Luft älter als zu Hause und irgendwie richtig. Die Luft kam zwischen den Bäumen und üppigen Büschen eines

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