Totenstadt
waren ebenfalls reichlich vorhanden: gestoßenes Eis, Minzezweige, Maraschinokirschen, zwei Orangenspalten. Es war ausgesprochen farbenfroh.
»Was, zum Teufel, ist mit Ihnen los, Lady, sehen Sie sich das an!«, brüllte er los. Er machte einen Schritt zurück und wischte alles, was er nur konnte, ab, dann stemmte er die Arme in die Seite. »Leder, verdammt noch mal, Leder! Und meine Hose, meine Hose!«
Justin musste sich das Lachen verkneifen, als das Unglück geschah, aber es machte rasch seinem Ärger Platz. Er war nach wie vor knochentrocken, abgesehen von dem Schweiß, der ihm auf dem Weg zum Haus ausgebrochen war, und er sah zu, wie der verspannte Leonard hochging wie ein neu entstandener Vulkan. Die arme Haushälterin bekam alles, was nun, da der letzte Stein das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, aus ihm herauskam, in vollem Maße ab. Er war sexistisch, er war rassistisch, er war alt, er war empört. Orvela entschuldigte sich ruhig und gefasst, sie würde dafür sorgen, dass seine Sachen innerhalb einer Stunde gewaschen wurden, aber Leonard wollte nichts davon hören.
»Len, komm schon, Mann, beruhige dich, damit wir noch etwas trinken können, okay? Wir wollten doch sowieso schwimmen gehen, nicht wahr?« Justin versuchte verzweifelt, einen Weg zu finden, ihn zu besänftigen und die Situation zu bereinigen, oh großer Gott, das waren die Dinge, die Gebete nach einer Naturkatastrophe aufkommen ließen. Irgendetwas, das einen Stimmungswechsel herbeiführen konnte.
Weitere Hausangestellte steckten ihren Kopf in die Halle, um zu sehen, was passiert war. Fünf oder sechs versammelten sich im Hintergrund. Endlich schien Leonard zu begreifen, was für ein Spektakel er veranstaltete, und er hielt schließlich den Mund. Die Stille machte erst so richtig die Größe dieses Hauses deutlich. Und vielleicht war Leonard auch klar geworden, dass ihr Gastgeber möglicherweise jedes Wort verstehen konnte.
»Clarisse«, sagte Orvela zu einer der jungen Frauen im Hintergrund. »Zeige diesem Gentleman sein Zimmer, damit er sich umziehen kann, und lass bitte seine Sachen waschen.« Wieder an Leonard gewandt. »Es tut mir aufrichtig leid, Sir.«
Leonard nickte recht brüsk, wie Justin fand. Oh, komm schon, du Arschloch, sag ihr, dass es o.k. ist, sag ihr, dass es nichts ausmacht, sag ihr, dass es dir leid tut. Leonard wollte ihm nicht einmal in die Augen sehen. Er folgte der hübschen jungen Frau namens Clarisse, die mokkafarbene Haut und eine lange ungebändigte Haarpracht besaß. Einen Augenblick später waren direkt über der Halle Schritte auf der Treppe zu hören.
Napolean begann, nervös zu kichern. Er wischte mit einem Finger durch die verschüttete Flüssigkeit auf Orvelas Tablett und steckte ihn sich dann in den Mund. »Das ist wirklich eine Schande, diese Verschwendung von Rumpunsch. Der schmeckt hier doch so gut.«
Justin erhob sich, nachdem er kurz ein Knie auf den Boden gestützt hatte, um ein Glas aufzuheben, in das er dann die Minzzweige und die Früchte warf. Er stellte es wieder auf Orvelas Tablett; das war das Mindeste, was er als Wiedergutmachung tun konnte.
»Ich muss mich wirklich für ihn entschuldigen«, und er wollte ihr nicht in die Augen sehen, weil er sich so für seinen Begleiter schämte. »Normalerweise ist er nicht so, aber heute Nachmittag war er ziemlich im Stress.«
Orvela nickte mit einem Mona-Lisa-Lächeln. Der ganze Ausbruch schien sie nicht weiter schockiert zu haben, als sei sie in ihrem tiefsten Inneren unerschütterlich. Sie drehte sich erneut um und gab einem der anderen Hausmädchen die Anweisung, das Durcheinander zu ihren Füßen zu beseitigen.
»Sie müssen sich nicht für ihn entschuldigen. Entweder er tut es selbst … oder er lässt es.« Und wieder über ihre Schulter. »Tulia, zeige dem anderen Gentleman sein Zimmer und komm dann bitte zu mir. Und ihr anderen geht wieder an die Arbeit.«
Und wie nach einem Unfall mit Fahrerflucht, wenn der Krankenwagen endlich abgefahren ist, begann sich die Halle zu leeren. Schließlich waren nur noch Justin, das Hausmädchen und Napolean Trintignant anwesend.
»Wo ist Mr Mullavey?«, fragte ihn Justin. »Ist er überhaupt schon hier?«
»Nein, Mann«, Napolean sah überaus erleichtert aus. »Er hatte gehofft, rechtzeitig hier sein zu können, um Sie zu begrüßen, aber Orvela hat mir erzählt, dass er sich entschuldigen lässt, er konnte sein Büro nicht so früh verlassen, wie er es geplant hatte. Er wird bald hier sein.« Er sah
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