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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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diesen Platz für sein Schloss ausgewählt.«
    »Und wie erklären Sie das Phänomen?«, fragte Krautter von seinem Aussichtstisch herüber den Parapsychologen.
    »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich bin weder Baustatiker noch Ingenieur. Das müssen die herausfinden. Aber denkbar wäre, dass manchmal der Wind auf die Seitenwand prallt oder sich in irgendeinem Bauelement verfängt, so dass es zu leichten Schwingungen in den Stahlkonstruktionen kommt, die sich bis in den Leuchter fortsetzen. Das ist gar nicht ungewöhnlich. Alle Hochhäuser und Türme schwingen.«
    »Wieso müssen wir immer eine rationale Erklärung suchen!«, klagte Kitty. »Können wir es denn nicht einfach einmal so stehen lassen, dass wir keine Erklärung haben. Es gibt Dinge auf der Welt, die wir mit unserem Verstand nicht begreifen können.«
    »Da haben Sie ja soooo recht«, rief Finley. »Ich werde zum Beispiel nie begreifen, wieso ein Flugzeug fliegt mit all den Stühlen und Sitzen und Leuten darin und nicht zu vergessen den vielen Kartons voller Tomatensaft.«
    Immerhin konnte Kitty darüber lachen.
    Ich betrachtete das Pappsegment mit der feinen Zeichennadel. Am spitzen Ende befand sich eine Klemme, wie ich sie auch in Groschenkamps Schreibtisch gesehen hatte. Das Klemmteil war schwarz. Mit zwei beweglichen Metallbügeln konnte man es auseinandersperren.
    »Wie nennt sich das?«, fragte ich Richard.
    »Flügelklemme.«
    »Das könnte es gewesen sein«, raunte ich ihm zu. »Das unscharfe Ding auf dem Foto, der Käfer, du erinnerst dich?«
    Nach einer Sekunde Hirnsuche hatte er’s auch. Wir sprachen, ohne es auszusprechen, von dem Gegenstand, der auf meinem verwackelten Foto von Rosenfelds Leiche noch drauf gewesen war, aber von der Kriminaltechnik später nicht mehr fotografiert werden konnte.
    Finley hatte die Pappe mit einem der beiden Flügel verdrahtet, so dass das Gebiss nach oben zeigte und ohne langes Gefummel sogar mit einem Stock von unten an eine Lampe zu klemmen war.
    »Simple, but it works!«
    »Genial«, bestätigte Richard.
    Wir verließen das Schloss durch einen milchig beleuchteten Tunnel, während sich hinter uns Schlüssel in Schlössern drehten. Auf dem langen Fußmarsch durch den Wald hinunter ließ sich Richard mit Finley zurückfallen. Auch ich tat langsam, egal, ob es den beiden nun passte oder nicht, und erklärte Finley die Sache mit dem Gegenstand auf dem Foto. »Könnte es sein, dass so eine Flügelklemme verwendet wurde, um die Leiche an die Tür zu ziehen?«
    »Ah!«, rief Finley und kratzte sich hinterm Ohr. »Hm! Darf ich ein paar Fragen stellen zu der Situation, wie die Leiche gefunden wurde?«
    »Bitte«, erwiderte Richard.
    Finley rieb sich die Hände. »Dann lasst uns Sherlock Holmes spielen. Die Leiche lag mit den Füßen zur Tür?«
    »Ungefähr so weit entfernt, dass man die Tür nur einen armbreiten Spalt öffnen konnte«, antwortete ich.
    »Und lag sie gerade? Genau in der Achse?«
    »Wir haben nur ein paar unscharfe Fotos, die Lisa gemacht hat.«
    »Oh, starke Nerven!«
    »Auf den Fotos sieht die Leiche gerade aus«, fuhr Richard fort, »sie lag auf dem Rücken, die Beine parallel, die Arme nach oben gerichtet.«
    »So wie man jemanden an den Füßen in eine Position zieht? Ja?«
    »Die Analyse der Blutspuren ergibt ein ähnliches Bild. Die Leiche wurde drapiert und … äh … manipuliert.«
    »Sie wurde aufgeschnitten«, erklärte ich. »Die Organe wurden herausgeholt, zerschnitten und neben ihn gelegt, Darm, Nieren, Leber, Lunge. Eine sehr blutige Angelegenheit.«
    Finley schüttelte sich. »Verstehe. Die entscheidende Frage scheint mir, ob sie erst manipuliert und dann mit den Füßen zur Tür gezogen wurde, oder umgekehrt.«
    »Es ist sehr … viel Blut geflossen«, überwand sich Richard zu sagen. »Bei Auffindung der Leiche etwa 60 Stunden nach der Tat war es bereits eingetrocknet. Es gab verschiedene Schichten aus verschiedenen Stadien der … der Operation. Unsere Spezialisten bei der Polizei sind der Ansicht, dass die Lage der Leiche mehrmals verändert wurde. Erst zum Schluss wurde sie so arrangiert, wie Lisa sie fotografiert hat.«
    »Und dabei hat man keine Fußabdrücke von Katzenjacob gefunden?«
    »Doch, etliche. Das hat ihn überführt. Er hat den Fehler begangen, seine Schuhe nur abzuwaschen, statt sie zu vernichten.«
    »Und wo ist das Problem? Die Tat kannst du ihm damit nachweisen.«
    »Ich war und bin nicht der ermittelnde Staatsanwalt, Finley. Wir wissen zwar, dass

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