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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Kronleuchter geheftet. Er griff unter die Jacke und förderte seinen schwarzen Zauberstab zutage, an dessen Spitze er etwas festmachte, dessen Sinn ich nicht erkannte. Dann machte er wilde Zeichen, die ich so verstand, dass wir die Schlossführerin ablenken sollten. Das besorgte LO StA Krautter, ohne es zu wollen. »Da mache ich nicht mit!«, sagte er. »Das ist zu albern!«
    »Nicht kneifen!«, raunzte Meisner. Es gab ein kurzes Gerangel, aber sie hielt ihn fest. Im Augenwinkel sah ich Finley sich hinterm Rücken der Fremdenführerin strecken und mit dem Stöckchen den unteren Rand des Leuchters berühren.
    »Dies ist eine Geisterbeschwörung«, wandte ich mich an die Leute, die inzwischen alle wieder da waren. »Sie wird eine Viertelstunde dauern. Bitte seien Sie mucksmäuschenstill, egal, was passiert.«
    »Das ist doch die aus der Zeitung«, wisperte es reihum. »Diese Lisa Nerz. Da schauen wir doch mal, was die zustande bringt.«
    Nadja Lochers Hand zappelte an meiner rechten, Richards Hand war warm und entspannt.
    Die Fremdenführerin hätte sicher irgendwelches Sicherheitspersonal rufen können. Sie schien aber neugierig geworden zu sein und wartete mit vor der Brust gekreuzten Armen. Eine Viertelstunde mochte drin sein, wenn wir die Letzten waren, auch wenn ich in den Tiefen des Schlosses bereits die Putzkolonne nahen hörte.
    Was Finley gemacht hatte, hatte ich nun auch nicht mitbekommen. Inzwischen stand er friedlich grinsend vor der goldenen Wand und hatte die Hände im Rücken übereinandergelegt.
    »Wo bist du zu Hause, Gabriel?«, spulte Kitty das Standardprogramm ab.
    »In …« Janette hustete. »Nicht hier!«
    »Warum bist du heute hier?«
    »Es droht Gefahr, große Gefahr!«
    »Was für eine Gefahr?«
    Janette zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Kitty nickte mir aufmunternd zu. Ach ja richtig, die Narben. Nur mir öffnete sich der Geist. Oder Richard, denn seine Narben waren tiefer. Aber das wusste Kitty nicht.
    »Was ist das für eine Gefahr?«, fragte ich.
    Janette schüttelte wieder den Kopf. Tja, Gefahren ahnen und sie benennen waren zweierlei Dinge. Janette kannte die Angst, wusste aber nicht wovor.
    »Warum droht uns Gefahr?«, fragte ich.
    »Der Tod … der Tod …«
    Irgendwo donnerte eine Tür ins Schloss, Schritte entfernten sich eilig. »Hu!«, machte jemand vom Publikum. Dann Gelächter.
    »Sterben müssen wir alle, Gabriel. Woran bist du gestorben?«
    »Der weiße Mann … der weiße Mann … er hat mich getötet.«
    »Der Maler«, flüsterte Nadja Locher. »Katzen…«
    »Pst!« Ich stoppte sie mit einem Schulterrunkser und rief schnell: »Wie hat er dich getötet?«
    »Mit dem … mit dem … ja, dem schwarzen Dolch.«
    Mein Puls stolperte. Hatte nicht Richard für einige Stunden am Wollstrumpf über seiner Wade den schwarzen Dolch der Schotten getragen? Das konnte Janette nicht wissen. Oder doch? Richards Hand war nicht mehr ganz so ruhig.
    »Wer hat den schwarzen Dolch getragen?«, fragte ich. Im selben Moment wurde mir bewusst, dass ich, ob ich es wollte oder nicht, eine Richtung vorgab.
    »Ich weiß nicht.«
    »Ist er unter uns?«
    Ich spürte förmlich, wie ein Ruck durch die Runde ging. Was um alles in der Welt ritt mich da?
    »Nei… ich … ich weiß nicht«, sagte Janette. »Vielleicht.«
    Abbrechen!, dachte ich.
    »Jemand unter uns kennt ihn?«, nahm Richard das Wort. Seine Hand hatte sich fest um meine geschlossen.
    »Ja«, antwortete Geist Janette geradezu erleichtert.
    Das passte. Ich hatte Juri Katzenjacob immerhin schon mal in die Augen gesehen. Meisner kannte ihn, Richard hatte ihn ebenfalls gesehen, Krautter vermutlich auch. Alles wieder im grünen Bereich.
    Da rief jemand – keiner von uns – gellend: »Der Leuchter! Er bewegt sich, er schwingt! Da! Seht doch!«
    Alle Blicke fuhren zum Leuchter wie Magnete ans Metall.
    »Quatsch!«, sagte Meisner.
    »Doch!«, rief die Frau, eine rüstige Siebzigjährige mit schwarzer Armbinde. »Ich habe es ganz deutlich gesehen. Gerade eben.«
    »Aber dann müsste er jetzt auch noch schwingen«, sagte Meisner resolut.
    »Ich finde auch, dass er sich bewegt«, sagte Nadja Locher.
    Wir starrten hoch, wir atmeten, der tonnenschwere Leuchter atmete mit. Es kam einem wirklich so vor, als schwinge er. Es war frappierend. Finley amüsierte sich vermutlich köstlich über diesen Betrug, den unsere lebendige und aufs Beseelen erpichte Physiologie an uns beging.
    »Es kommt einem nur so vor«, ergriff die Fremdenführerin

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