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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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beunruhigende Gedanke schwoll in meinem Hirn zu einem Ballon.
    »Nicht zu fassen!«, rief Derya. »Sie hören die Leute ab, Sie spionieren sie aus. Sie orten unsere Handys. Das ist doch illegal!«
    »Nein, wir tun nichts Illegales. Wir legen keine Wanzen, wir zapfen keine Telefone an. Wir machen nur das, was jeder machen könnte, wenn er ein bisschen neugierig ist. Und wenn ein WLAN -Netz nicht passwortgeschützt ist, kann sich beispielsweise jeder von der Straße aus einloggen.«
    »Sie wussten also, dass wir nach Iona fahren würden. Richtig? Aber dann wussten Sie doch auch, dass Finley McPierson und Derya Barzani am Leben und nicht von einem ominösen El Tio in den Edinburgh Vaults ermordet worden sind.«
    »Ja, sicher. Wie gesagt, ich habe den Artikel nicht geschrieben. Wir sind nicht verantwortlich für das, was die Medien mit unseren Informationen machen.«
    Ich stutzte, kam aber wieder mal nicht zum Nachdenken. »Warum zum Teufel sind Sie uns gefolgt? Was ist an uns so interessant?« Wenn man den Saum eines Kurzkleids mit beiden Händen in Knienähe halten will, ist ein Hardcore-Verhör nicht wirklich einfach.
    Emma lächelte verschlossen.
    »Sie sind gar keine Journalisten«, bemerkte Richard. »Für wen arbeiten Sie?«
    Er stellte die Frage, dich ich hätte stellen müssen, wenn ich richtig zugehört hätte, statt aus ihr die Antworten herauszustupfen, die ich hören wollte. »Sie sind nicht von den Edinburgh Evening News . Und Sie heißen gar nicht Emma Reid. Richtig?«
    »Doch, ich bin Emma Reid.«
    Im Rückspiegel begegnete ich gleichzeitig dem Blick von Bob. Was er sagte, konnte ich nicht verstehen. Aber Finley rief es nach hinten. »Sie arbeiten für Security Consulting & Detectives . «
    Ich sah Internetseiten scrollen: der Politiker mit seiner minderjährigen Geliebten und das Bielefelder Abendblatt , das sich für den Einblick in dessen E -Mail-Verkehr des Detektivbüros SC & D bedient hatte. Was aber nie bewiesen worden war, weil die Ermittlungen eingestellt wurden.
    »Aber das ist doch eine Berliner Detektei«, bemerkte ich.
    »Nein, sie hat ihren Sitz in Edinburgh und London«, widersprach sie.
    »Das heißt«, unterbrach Richard uns in seiner bedächtigen Art, »Sie beschaffen den Edinburgh Evening News  …«
    »Und anderen Zeitungen.«
    »… die Informationen, an die man legal nicht herankommt.«
    »Soll das ein Verhör werden? Ich habe doch schon gesagt, dass wir nichts Illegales tun.«
    Der beunruhigende Gedanke blähte sich auf und stieß an meine Schädelinnenwand. »Aber Sie haben …« Ich biss die Zähne zusammen.
    Richard musterte mich fragend, kam aber nicht drauf. »Und die Zeitungen blasen das dann zu einer völlig an den Haaren herbeigezogenen Geschichte auf.«
    »Noch mal: Dafür bin ich nicht verantwortlich. Wir liefern nur Fakten und Bilder. Und wenn Sie mir jetzt Ihre Geschichte erzählen …«
    »Können Sie uns denn garantieren, dass die Zeitung das auch so druckt?«, fragte er.
    Emma grinste abgebrüht. »Wenn ich es dem Konkurrenzblatt anbiete, dann könnte es klappen.«
    Ich rekapitulierte die Fragen, die sie nicht beantwortet hatte – was hatte uns interessant gemacht, und warum hatte man uns nach Iona geschickt? –, und versuchte es mit einer dritten: »Dieses Zeichen am Sockel von St. Martin’s Cross, haben Sie das hineingeschlagen und auf alt gemacht, um unser Interesse wachzuhalten?«
    Emma blinzelte. »Welches Zeichen?«
    Ich malte es mit dem Finger auf die Lehne vor uns.
    »Ach, das Zeichen der Kuldeer? Das meinen Sie. Ich wusste gar nicht, dass es auf dem St. Martin’s Cross ist.«
    »Auf dem Sockel. Sie haben uns dort fotografiert.«
    Emma lächelte abwartend.
    »Kuldeer, sagen Sie?«, fragte Derya über die Rücklehne. »Woher wissen Sie überhaupt, dass dies das Zeichen der Kuldeer ist?«
    »Es befindet sich in den South Bridge Vaults in einem Raum.« Emma schüttelte sich unwillkürlich. »Ich bin im Januar mit einer Gruppe der Céli Dé in die Gewölbe gestiegen. Und seitdem glaube ich, dass es Dinge gibt, die … na ja.« Sie lachte peinlich berührt. »Wissen Sie, ich war die ganze Zeit froh, dass ich nicht die Letzte der Gruppe war. Aber als wir dann rausgingen und der Führer hinter mir die Tür abschließen wollte, da … da habe ich ihm gesagt, es kommen noch welche, und er sagte: Nein. Sie sind die Letzte. Das … das war voll gruselig!«
    Finley lachte.
    »Und was bitte sind die Céli Dé?«, fragte ich.
    »Das sind Amerikaner. Sie gehören

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